Dea treibt Bohrung in Scharnhorst voran

Die Deutsche Erdöl AG unternimmt erste Schritte für die Förderung im Trinkwasserschutzgebiet

Verden-Scharnhorst. Die Deutsche Erdöl AG (Dea) hat trotz des großen Protests aus der Region erste Schritte für die bereits angekündigte Bohrung in der Wasserschutzzone III in der Nähe des Trinkwasserbrunnens Panzenberg in Verden-Scharnhorst in die Wege geleitet. Nach Angaben des Unternehmens wurde bereits ein Antrag zur Prüfung bei der Unteren Wasserbehörde des Landkreises gestellt, der die Voraussetzung für einen Förderantrag beim Landesamt für Bergbau (LBEG) ist.

Nördlich der Ortschaft Scharnhorst soll die neue Bohrung Z12 neben dem seit 1998 bestehenden Förderfeld Völkersen Z4 entstehen. Ein weiterer Bereich des „ergiebigen Gasreservoirs der Sandstein-Formation ,Rotliegendes‘ soll in einer Tiefe von rund 5000 Meter erschlossen werden“, teilt die Dea mit. Über die genauen Details will der Konzern in einer öffentlichen Veranstaltung Ende Januar 2018 informieren.

Seit 20 Jahren keine Probleme

Dea-Sprecher Heinz Oberlach muss sich der Frage stellen, warum die geplante Bohrung ausgerechnet im Trinkwasserschutzgebiet erfolgen muss. Er weist darauf hin, dass es sich bei dem Gebiet der Zone III um ein sehr großes handele, das bis zur Autobahn reiche. Die Ausweichmöglichkeiten seien daher begrenzt. „Es ist eine Abwägung vieler Faktoren. Wirtschaftlichkeit spielt dabei eine Rolle, aber natürlich auch Sicherheit“, sagt er. Die Dea fördere dort seit 20 Jahren Erdgas, und es habe dabei nie Probleme gegeben, meint der Unternehmenssprecher.

Zum grundsätzlichen Prozedere erklärt Oberlach, die Dea-Ingenieure untersuchten den Untergrund mit Blick auf die vermuteten Ergasvorkommen, dann werde der mögliche Zugang geprüft. Direkt darüber sei der in der Regel nicht möglich, und in diesem Fall sei der bereits bestehende Bohrplatz die beste Lösung gewesen. Der Name Z12 ergibt sich aus den durchnummerierten Bohrungen in dieser Gesteinsformation.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth bedauert den Schritt: „Für mich hat der Trinkwasserschutz unbedingten Vorrang vor der Erdgasförderung“, sagt sie. Um die Sorgen der Bevölkerung ernst zu nehmen, sollte die Dea ihrer Meinung nach von sich aus auf Erdgasförderung in Wasserschutzgebieten verzichten. „Politisch werde ich mich weiter dafür einsetzen, in die niedersächsische Verordnung über Schutzbestimmungen in Wasserschutzgebieten ein Verbot des Bohrens nach Erdgas in Wasserschutzgebieten jeder Art aufzunehmen“, teilt die Politikerin mit. Noch vehementer äußert sich Wilhelm Hogrefe, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Verdener Kreistag: „In den Niederlanden hat die Regierung bereits in einer stark von Erdstößen betroffenen Region weitere Bohrungen untersagt. Auch in unserer Region wird es zu stärkeren und häufigeren Erdstößen kommen, wenn Dea weiterhin tiefe Bodenschichten durch das Fördern riesiger Gasmassen destabilisiert. Das darf so nicht passieren“, sagt er und kündigt an, die Arbeit des Runden Tisches gegen Gasförderung zu intensivieren. Diese überparteiliche Initiative hatte er als Dienstältester im Kreistag angestoßen.

In einer Mail an die Dea hatte Hogrefe einen Ausstieg aus der Gasförderung in dicht besiedelten Gebieten gefordert. „Auf dem Weltmarkt gibt es Erdgas in ausreichender Menge auch für deutsche Verbraucher. Anstatt die heimischen Gasvorkommen für nachfolgende Generationen zu schonen, wird nun in wenigen Jahrzehnten alles ausgebeutet“, schrieb er am Mittwoch. Diese „Not-In-My-Back-Yard-Haltung“ (Nicht in meinem Hinterhof) kann Heinz Oberlach nicht nachvollziehen, wie er sagte.

Der hiesige CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt fordert, ein komplettes Verbot der Erdgasförderung in Trinkwasserschutz- sowie verdichteten Siedlungsgebieten in die Koalitionsverhandlungen von CDU/CSU, FDP und Grünen aufzunehmen. „Eine weitere Förderung und Kapazitätserweiterung lehnen wir komplett ab, da dies mit Sicherheit zu weiteren Erdbeben führen würde“, sagt Andreas Mattfeldt.

In der Wasserschutzzone III sind Bohrungen grundsätzlich beschränkt zulässig. Eine Genehmigung müsse vom Landkreis objektiv getroffen werden, nicht nach politischen Erwägungen, hatte Silke Brünn vom Fachdienst Naturschutz bereits im Frühjahr erklärt.

aus Verdener Nachrichten vom 10.11.2017