Deutschland braucht endlich eine eigene Robotik-Strategie

Deutschland braucht endlich eine eigene Robotik-Strategie

Der Roboter lernt eigenständig dazu, tastet und greift wie ein Mensch und stimmt sich mit anderen ab, um eine bessere Teamleistung zu erbringen – das ist keine Szene aus einem Zukunftsfilm, sondern Stand der Forschung beim DFKI, dem Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz in Bremen. Wer heute im wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Wettbewerb bestehen will, muss sich intensiv mit den Themen Robotik und künstliche Intelligenz befassen. Sonst laufen uns andere Forschungsnationen den Rang ab. Deshalb unterstütze ich den geplanten Ausbau des Zentrums. Es gibt ein hohes Interesse von Bund und Land an den Ergebnissen dieser Forschungen. Dafür muss Deutschland endlich eine eigene Robotik-Strategie entwickeln, die auch eine angemessene Förderung für diesen hochsensiblen Bereich sicherstellt.

Ich habe meinen Besuch genutzt, um mir vom Leiter des Forschungszentrums, Prof. Dr. Frank Kirchner, sowie seinen Stellvertretern Jens May und Dr. Sirko Straube den wissenschaftlichen Stand im Bereich von Robotik und künstlicher Intelligenz erläutern zu lassen. Das Bremer Zentrum möchte seine Forschungen für die Bereiche Weltraum, Luftfahrt, Unterwasser und Gesundheit auf dem Grundstück im Bereich des Fallturms konzentrieren und ausbauen. Dafür sollen zehn Millionen Euro in einen Erweiterungsbau investiert und weitere wissenschaftliche Kräfte eingestellt werden.

Ich bin beeindruckt, wie intensiv und praxisorientiert das Zentrum mit seinen mehr als 200 Mitarbeitern unter der Leitung von Professor Kirchner forscht. Es ist vorbildlich, wie das projektbezogen und in enger Abstimmung mit Wirtschaftsunternehmen erfolgt. Wie fruchtbar dieser Weg für beide Seiten ist, zeigen die vielen Aufträge aus der Wirtschaft.  In den Jahren 2015 und 2016 kamen in diesem Bereich Aufträge von jeweils mehr als 1,2 Millionen Euro zusammen. An 233 von derzeit 255 Forschungsprojekten der Bremer Einrichtung ist die Wirtschaft bereits beteiligt. Das geht nur, wenn Du der Industrie von vornherein sagen kannst, was sie mit diesen Innovationen später verdienen kann. Genau so sollte das Zentrum weitermachen. Dabei sollten die Forscher auch auf die Hilfestellungen des Bundes zurückgreifen, wie sie zum Beispiel das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) und die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) bietet. Sie haben vielleicht vieles von dem, was wir fördern, noch gar nicht bemerkt. 

Als Berichterstatter für das Bundeswirtschaftsministerium unter anderem für die Bewilligung von Geldern für die Luft- und Raumfahrt, aber auch die maritime Forschung, habe ich mich intensiv über die Fortschritte bei der Erprobung des lernfähigen Tauchroboters „Flat-Fish“ informiert. Der entwickelt eigenständig Herangehensweisen für die Überwachung von Seekabeln und Pipelines. Fest am Meeresboden stationiert, soll der Tauchroboter künftig die bisher notwendige schiffgestützte Überwachung vor Ort überflüssig machen. Das spart erhebliche Kosten. Bei dieser innovativen Technologie ist das DFKI weltweit ganz vorne dabei. Forschung wie Politik hat dabei auch die Arbeit an einer schonenden Tiefsee-Abbaumethode für Manganknollen – die eine große Menge von wertvollen und seltenen Metallen beinhalten – im Blick. Wir wollen damit den künftigen technologischen und ökologischen Standard setzen – für alle Staaten, die die Rohstoffe der Meere mit geringstmöglichen Eingriffen in die Natur abbauen wollen.

Das im Jahr 2006 gegründete Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz befasst sich darüber hinaus unter anderem mit der Entwicklung und dem Bau menschähnlicher Roboter, einzigartiger, handähnlicher Tast- und Greifsensorik, Exo-Skeletten für die Verbesserung der Rehabilitation von Schlaganfall-Patienten, mobilen Kundschaftern und Probensammlern für Weltraum-Missionen, sowie selbstfahrenden intelligenten Elektrofahrzeugen für die Erde. Ich habe dabei gelernt, dass wir keine Ampeln mehr benötigen werden, wenn die Fahrzeuge künftig untereinander kommunizieren. Das wäre ein großer Nutzen. Wie begehrt die Ergebnisse der Arbeit des Bremer Zentrums sind, ist auch an der großen Zahl von Preisen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen von Mitarbeitern des Zentrums ablesbar.