Andreas Mattfeldt schafft das Triple

Andreas Mattfeldt schafft das Triple

CDU-Kandidat setzt sich mit deutlichem Vorsprung gegen SPD-Konkurrentin Christina Jantz-Herrmann durch

Verden/Osterholz. Im Fußball würde man sagen, dass ihm das Triple gelungen ist. Andreas Mattfeldt (CDU) hat bei der Bundestagswahl nun schon zum dritten Mal in Folge sein Direktmandat verteidigt. Er gewann den Wahlkreis mit mehr als sieben Prozentpunkte Vorsprung vor SPD-Konkurrentin Christina Jantz-Herrmann (rund 32 Prozent). „Die Menschen haben mir in politisch nicht gerade einfachen Zeiten wieder das Vertrauen ausgesprochen“, freute sich der Christdemokrat. Bei der Wahlparty in seinem Heimatort Völkersen feierten rund 400 Anhänger mit ihm. Das gute Ergebnis sei insbesondere der Erfolg seines Teams. „Von 1949 bis 2009 wurde der Wahlkreis Osterholz-Verden stramm von der SPD dominiert“, erinnerte der Christdemokrat.

Vor acht Jahren war es ihm gelungen, dem damaligen rechtspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Stünker, das Direktmandat abzunehmen. Beim Urnengang hätten die Wähler erneut honoriert, dass sie in Berlin von „einem unabhängigen Geist“ vertreten würden. Von einem, der beispielsweise in der Griechenland-Frage oder der Flüchtlingspolitik nicht immer auf der Parteilinie schwimme.

Und wie geht es jetzt in der Hauptstadt weiter? Andreas Mattfeldt reist an diesem Montag nach Berlin, in den nächsten Tagen trifft sich dann zum ersten Mal die neue CDU-Bundestagsfraktion. „Ich möchte leidenschaftlich gern im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages bleiben“, erklärte der Abgeordnete. Allerdings schließt er nicht aus, dass er wegen seiner Haltung in der Griechenland-Frage und in der Flüchtlingspolitik von der CDU „abgewatscht“ werden könnte. Weil die SPD bereits am Wahlabend angekündigt hatte, in die Opposition zu gehen, bleibt seiner Parteichefin Angela Merkel lediglich eine Machtoption: Eine sogenannte Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen. Das Schmieden eines solchen Regierungsbündnisses hält der Volksvertreter jedoch für „sehr, sehr schwierig“. Innerhalb der Union – gerade im Hinblick auf das Ergebnis der AfD – wünscht er sich nun „eine andere Politik“. „Ich habe bereits 2015 im Deutschen Bundestag gesagt, dass die Menschen Kontrollen an den Grenzen und in Sicherheit leben wollen. Zuwanderung ja, aber nicht in dieser Anzahl.“

Lange hatte Christina Jantz-Herrmann (SPD) am Sonntag noch gehofft, ihrem CDU-Kontrahenten Andreas Mattfeldt das Direktmandat des Wahlkreises Osterholz-Verden streitig machen zu können. Am Ende aber ist auch dieses Ergebnis deutlich, und sie musste einräumen: „Es ist kein ganz einfacher Abend.“ Die SPD hat für den Wahlkreis Osterholz-Verden zur Wahlparty in den Alten Krug nach Oyten eingeladen, knapp 70 Genossen sind gekommen. „Die 20 Prozent sind eine Niederlage. Die Große Koalition ist abgewählt worden“, urteilte Christina Jantz-Herrmann. Für die 39-Jährige aus Schwanewede ist die politische Arbeit im Bundestag nach einer Legislaturperiode mit großer Wahrscheinlichkeit beendet, das Ergebnis der SPD ist zu niedrig, um sie mit Platz 16 auf der Landesliste noch in den Bundestag zu hieven. Und dennoch sagte sie: „Wir haben einen phänomenalen Wahlkampf gehabt. Wir haben das gemacht, was wir konnten.“ Das Treffen im Alten Krug sei keine Trauerfeier, betonte sie. Die Schwanewederin hat nach eigenen Angaben in den vergangenen sechs Wochen im Schnitt vier Wahlkampf-Termine pro Tag absolviert. Sie spüre zwar, dass das langsam an die Substanz gehe, sagt die 39-Jährige am Wahlnachmittag, aber andererseits sei sie „so auf Adrenalin“, dass sie auch noch drei Wochen dranhängen könnte. „Ich habe den Willen, etwas zu bewegen.“

Christina Jantz-Hermann ist 2013 erstmals in den Bundestag eingezogen. Bis dahin war sie als Angestellte der Stadt Bremen im Ortsamt in Bremen-Vegesack tätig. Das Dienstverhältnis ruht. Sie hat die Möglichkeit, einen Antrag auf Wiederaufnahme in den Öffentlichen Dienst zu stellen.

Drittstärkster Direktkandidat im Wahlkreis – das war das große Ziel von Gero Hocker (FDP). Geworden ist daraus bei dieser Bundestagswahl allerdings nichts. Mit rund 5,5 Prozent der Erststimmen musste sich der FDP-Politiker am Ende zufriedengeben. Es reichte damit nur für Platz sechs – hinter der CDU, SPD, AfD, den Grünen und den Linken. Über seinen Listenplatz erhält er aber dennoch einen Sitz im Bundestag. „Ab morgen bin ich Abgeordneter in Berlin“, sagte Hocker deshalb auch am Wahlabend nicht ohne Stolz. „Ich freue mich sehr, dass erstmals seit Karl Ravens wieder ein Achimer im Deutschen Bundestag sitzt.“

Sein mäßiges Abschneiden im Wahlkreis erklärte Hocker sich auch mit der größeren Erfahrung seiner Konkurrenten „Sowohl die CDU als auch die SPD und die Linke hatten Kandidaten, die bereits Erfahrung als Bundestagsabgeordnete hatten und sich in den vergangenen Jahren schon zu einigen Bundesthemen positioniert haben“, so Hocker. Es sei schwer gewesen, das in so kurzer Zeit aufzuholen. Umso erfreuter war er aber über das gute Abschneiden seiner Partei auf Bundesebene. „Wenn man mir vor vier Jahren gesagt hätte, dass wir unser Ergebnis verdoppeln, hätte ich das sicherlich nicht geglaubt“, sagte der gebürtige Achimer. „Wir sind an diesem Wahlabend wohl die glücklichste Partei.“ Ob es jedoch auch für die Mitarbeit in der Regierung reicht, bleibt abzuwarten. Einem Jamaika-Bündnis steht Hocker aktuell noch skeptisch gegenüber. „Die Grünen haben gerade bei Themen wie der Bildungspolitik oder der Infrastruktur ganz andere Ansichten als wir“, sagte Hocker.

Jochen Rohrberg, der mit seinem AfD-Kreisverband Verden-Osterholz den Wahlabend in Schwanewede verbrachte, zeigte sich in einer ersten Reaktion „sehr zufrieden“ über das Abschneiden seiner Partei, die bundesweit auf mehr als 13 Prozent kam. Der AfD-Direktkandidat sagte aber auch: „Ich habe natürlich damit gerechnet.“ Rohrberg ist seit Februar AfD-Kreistagsabgeordneter und auch Vorsitzender der AfD-Fraktion. Jahre zuvor war der 57-jährige Diplombetriebswirt und Handwerksmeister aus der Gemeinde Langwedel mehrere Jahre Mitglied in der SPD. Die Griechenlandkrise, der Atomausstieg und die Flüchtlingskrise ließen ihn den Weg in die AfD finden, in die er Anfang 2016 eintrat. Rohrberg trat für den Wahlkreis Osterholz-Verden als Direktkandidat an, „als Anfänger und Neuling“, wie er selber sagt. Dass er als solcher hinter Andreas Mattfeldt (CDU) und Christina Jantz-Herrmann (SPD) die drittmeisten Erststimmen (rund 8,6 Prozent) auf sich versammeln konnte und Profi-Politiker wie Gero Hocker (FDP) und Herbert Behrens hinter sich lassen konnte (ebenso wie die Newcomerin der Grünen Monika Geils), sei auch für ihn persönlich „ein respektables Ergebnis“. Wobei er pflichtschuldig – wie bei den Profis – nicht vergaß, sich bei den „Wählerinnen und Wählern und den vielen Wahlhelfern meiner Partei ganz herzlich“ zu bedanken.

Für Monika Geils (Bündnis 90/Die Grüne) fällt die Bilanz ambivalent aus. Mit dem Ergebnis ihrer Partei ist die Schwaneweder Direktkandidatin hoch zufrieden, ein Wermutstropfen ist aber aus ihrer Sicht das gute Abschneiden der AfD, die die schon hohen Prognosen noch überbieten konnte. Dass es für die Juristin, die sich erst seit zwei Jahren parteipolitisch engagiert, weder für das Direktmandat noch über die Landesliste ihrer Partei zum Einzug nach Berlin reicht, kommt für sie hingegen nicht überraschend. „Erwartet hatte ich nichts, dazugelernt habe ich eine Menge“, lautete ihr persönliches Fazit. Einen Achtungserfolg errang sie in ihrer Heimatgemeinde, wo sie bei den Erststimmen im Vergleich zu 2013 um 0,6 Prozentpunkte zulegte, obwohl ihre Partei bei den Zweitstimmen gut einen Prozentpunkt einbüßte und auf 7,0 Prozent kam. Damit liegen die Grünen deutlich hinter ihrem landesweiten Ergebnis, aber in etwa auf derselben Höhe wie im gesamten Wahlkreis, zu dem mit Lilienthal (11,4 Prozent) und Worpswede (12,4 Prozent) grüne Hochburgen zählen. In Grasberg schnitten sie mit 8,6 Prozent schwächer ab.

Für den Bundestagsabgeordneten Herbert Behrens (Linke) hieß es am Wahlabend: Nach der Wahl ist vor der Wahl. Nach acht Jahren in Berlin strebt der Osterholz-Scharmbecker am 15. Oktober einen Platz im Landtag von Hannover an, nachdem er im Bund keinen aussichtsreichen Listenplatz mehr erhalten hatte. Am Abend vermied Behrens jedes Nachtreten: „Der Zug ist abgefahren“, sagte er. Immerhin: Bei den Erst- und den Zweitstimmen hatte die Linke im Wahlkreis 34 jetzt gegenüber 2013 zulegen können. Behrens sagte, er sehe darin eine Bestätigung seiner Arbeit. „Ich finde es richtig klasse, dass sich das auch in Wählerstimmen niederschlägt.“ In seiner Heimatstadt Osterholz-Scharmbeck hatte Behrens 12,2 Prozent persönliche Voten geholt. Bei aller Freude darüber überwiege jedoch die Sorge, ausgelöst durch die Stimmengewinne für die AfD. „Das ist ein Desaster“, betonte Behrens.

aus Weser-Kurier vom  25.09.2017