Anschluss an die Datenautobahn

Schnelles Internet für Narthauen und Benkel: Startschuss wurde gestern gegeben

Es war vom Leuchtturmprojekt die Rede, von einem Meilenstein im digitalen Zeitalter und vom Turbo auf der Datenautobahn. Beim Startschuss für das schnelle Internet in den Dörfern Narthauen und Benkel wurde in den Reden nicht mit Superlativen gegeizt. Seit gestern gibt es für die 146 Haushalte die Möglichkeit, in Sekundenschnelle Daten aus dem Internet hochzuladen oder zu versenden.

Von Uwe Dammann Ottersberg. Von der digitalen Steinzeit auf die Schnellspur der Datenautobahn. Der kleine Ort Benkel – am äußersten Nordrand des Landkreises Verden gelegen – und das benachbarte Narthauen, haben nun mit einer Übertragungsrate von bis zu 50 MBit in der Sekunde das schnellste Internet im gesamten Kreis Verden.

Zum Vergleich: In vielen ländlichen Kommunen ist lediglich 1 MBit im Angebot. Über ein vorhandenes Kanalnetz wurde das Breitbandkabel mit Hilfe eines kleinen Roboters verlegt, um die ländliche Region an das weltweite Datennetz anzuschließen. 146 Haushalte profitieren von dem neuen Angebot. Betreiber des Netzes ist der Flecken Ottersberg, der eigens eine eigene Breitbandgesellschaft gegründet hat, um die Ortschaften mit der Datenautobahn zu verbinden. Als nächstes erhält das Gewerbegebiet am Bahnhof einen Anschluss. „Wir sehen das als Standortvorteil für unsere Unternehmen in dem Gewerbepark“, sagt Bürgermeister Horst Hofmann, der gestern mit vielen offiziellen Gästen das schnelle Internet in Betrieb nahm. 

Wie rasant das Surfen im World Wide Web möglich ist, führte Heiko Kruse vor. Der Mitarbeiter des E-Werks hat vom Kanalnetz auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Anschluss des Breitbandkabels in sein Haus legen lassen. Das Laden eines Musiktitels oder eines Videos in HD-Qualität ist so problemlos in Sekundenschnelle möglich, das demonstrierte Kruse anschließend eindrucksvoll in seinem Wohnzimmer.

Dass ausgerechnet die kleinen Ortschaften Benkel und Narthauen von dem schnellen Anschluss profitieren, liegt an einer rührigen Bürgerinitiative, die sich vor zwei Jahren direkt an Bundeskanzlerin Angela Merkel gewandt hatte, um sie an ihr Wahlversprechen zu erinnern, dass auch auf dem Land in naher Zukunft schnelles Internet verlegt werde.

Über Vermittlung des Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeldt (CDU) kam der Flecken Ottersberg in den Genuss einer Förderung aus Bundesmitteln. Mit rund 450000 Euro finanziert das Breitbandbüro des Bundes, das dem Wirtschaftsministerium angegliedert ist, die Verlegung des Kabels. Mit rund 130000 Euro ist die Kommune über das gemeindeeigene E-Werk beteiligt. Ursprünglich angedacht war lediglich ein Gemeindeanteil von 50000 Euro, aber „wegen einiger unkalkulierbarer Ereignisse“ sei der Ausbau teurer geworden als geplant, so Hofmann. Auch Tim Brauckmüller, Geschäftsführer des Breitbandbüros des Bundes, lobte den „Kraftakt aller Beteiligten“, um diese Pionierarbeit zu ermöglichen. Für den Bund sei das Projekt ungemein wichtig und habe notwendige Erkenntnisse gebracht, wie die Breitbandversorgung auf dem Lande zügig mit innovativer Technik verbessert werden könne. Gleichzeitig habe man gesehen, wo es noch hakt.

Die für die Förderung aus Bundesmitteln geforderte innovative technische Lösung hat sich ein Ottersberger Unternehmen einfallen lassen. „Die Verlegung des Kabels im Kanalnetz ist schnell umsetzbar und bietet eine Möglichkeit, abseits gelegene Regionen, aber auch städtische Bereiche, kostengünstig zu erschließen“, betont Geschäftsführer Peter Wolff von der Firma „Wobesco“. Lob kam auch von Klaus Werner und Cornelius Vogel, die maßgeblich für die Benkeler Initiative das Vorhaben angeschoben hatten. „Das Interesse an einem Grundstück, an der Miete oder dem Kauf eines Hauses ist in Benkel deutlich gestiegen, nachdem bekannt wurde, dass das schnelle Internet verlegt wird“, sagte Werner. Ein Anschluss an die Datenautobahn sei für ländliche Regionen unerlässlich.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 07.04.2012