Aschermittwoch ohne A-Promi

Aschermittwoch ohne A-Promi

Die Kreisverdener Christdemokraten haben wieder ihren traditionellen Aschermittwoch gefeiert – wie immer an Fastnacht, aber erstmals ohne einen Politiker aus der ersten Riege.
VON ANKE LANDWEHR

Verden-Dauelsen.Alles wie gewohnt: Der Kohl war da, ebenso Pinkel, Rauchenden, Kassler, Bauchspeck, Salz- und Bratkartoffeln. Und doch fehlte etwas beim politischen Aschermittwoch-Grünkohlessen der Kreis-CDU: Diesmal kletterte kein A-Promi in die Bütt wie in früheren Jahren beispielsweise Uwe Schünemann oder David McAllister. Da war der eine noch Innenminister, und der andere würde später Niedersachsens Ministerpräsident werden.

Vorbei. Das für die CDU so unerfreuliche Ergebnis der Landtagswahl warf seinen Schatten bis in das Gasthaus Früchtnicht, wo sich am Dienstagabend weniger Publikum einfand als sonst und durch das diesmal keine Beifallsstürme brausten. Selbst auf die sonnigen Reden Wilhelm Hogrefes mussten die Gäste verzichten: Der altgediente Abgeordnete wurde am selben Abend in Hannover aus dem Landtag verabschiedet.

An seiner Stelle soll nun Adrian Mohr die Fahnen der CDU hochhalten, ausdrücklich ermuntert von Andreas Mattfeldt. Der Bundestagsabgeordnete sprang als Büttenredner ein. Eigentlich habe er dafür ja Brüderle im Auge gehabt, „aber der war wohl gerade wieder mit einer Blondine an der Bar“. Dank ihm wisse er nun, was Herrenwitze seien, so Mattfeldt – und trat sogleich den Beweis an, dass er selbst auf diesem Feld nicht ganz unbeschlagen ist. Er bekannte zudem: „Auch ich habe abgeschrieben – in der 8., 11. und 12. Klasse.“ Beim nächsten Satz mögen Hogrefe, einem feierfreudigen Mann, die Ohren geklingelt haben. „Das schafft nicht jeder, ohne Alkoholkontrolle nach Hause zu kommen.“

Nach einem Ausflug über die Unfähigkeit von Rot-Grün, mit Geld umzugehen, und einer kurzen Anmerkung zu „Peer, Pleiten, Pech und Pannen“ kam Mattfeldt zu einem seiner Lieblingsthemen, der „Sozialindustrie“. In keinem anderen Wirtschaftszweig gebe es so viele Beschäftigte, der größte Arbeitgeber in Deutschland sei die Caritas. Die Hilfsorganisationen seien absolute Profis in der Kundenakquise; sie hielten ständig Ausschau nach weiteren Menschen, denen sie Hilfe aufdrängen könnten. Mattfeldt: „Wir glaubt, dass Sozialarbeiter sozial arbeiten, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.“

Tusch und Auftritt Fabian Rabe. Der Zauberkünstler aus Oyten spannte Mattfeldt wie auch Adrian Mohr als Assistenten ein, letzteren mit einem vor die Stirn zu setzenden Schneeschläger als „Gedankenschleuder“. Mattfeldts Funktion hatte der Zauberer nicht richtig mitbekommen: „Sind Sie hier der Ortsvorsitzende oder was?“ Der Politiker trocken: „So ähnlich.“ Mohr jedenfalls ist zweifelsfrei ein frisch gebackener Landtagsabgeordneter – zumindest fast, den Abgeordnetenausweis hat er noch nicht. Auch ist er momentan schwer damit beschäftigt, die umfangreiche Organisation zu bewältigen, die der Wechsel ins Politikerleben mit sich bringt. Bis Ende Februar wolle er das geschafft haben, um sich dann voll seinen eigentlichen Aufgaben widmen zu können, so Mohr. Er wird aller Voraussicht nach dem Haushalts- und dem Petitionsausschuss angehören.
Die rot-grüne Koalition bekam natürlich auch von Mohr ihr Fett ab. Zugleich erwies er sich als würdiger Nachfolger des verbindlichen Herrn Hogrefe: Man müsse der neuen Landesregierung die üblichen 100 Tage Zeit lassen. „Das ist nur fair.“

V N 13 01 14 Grünkohlessen