Auf dem direkten Weg

Auf dem direkten Weg

  Unterwegs mit dem CDU-Bundestagskandidaten Andreas Mattfeldt

Landkreis Osterholz. Andreas Mattfeldt ist in Sachen Politik mit dem Privatauto unterwegs – auch das ist in diesem Wahlkampf ja eine Nachricht wert. Der Ford S-Max bietet genug Fläche für sein aufgeklebtes Konterfei und den Satz „Unsere Zukunft, unsere Wahl – Mattfeldt“. Für den Ford entschieden hat er sich indes, „weil das eine Familienkutsche ist“, sagt der CDU-Bundestagskandidat im Wahlkreis 35 Verden/Osterholz. „Ich habe ja zwei kleine Kinder“.
Mattfeldt fährt nicht nur selbst, als Bürgermeister der Gemeinde Langwedel verwalte er sich auch selbst, betont er. Wer seine Büronummer wähle, bekomme ihn direkt an den Draht. Direkt, so will er auch den Wahlkreis 35 gewinnen: „Ich habe mich nicht über die Partei-Liste abgesichert“.



 

Wir treffen Andreas Mattfeldt an einem lauen Sommerabend auf einer Wahlkampfveranstaltung in Osterholz-Scharmbeck. Die Mühle von Rönn bildet die malerische Kulisse für ein ernstes Thema. Es geht um Generationengerechtigkeit, um den demographischen Wandel – darum also, dass in Deutschland immer mehr ältere und alte Menschen leben und nicht genügend Kinder nachkommen. Die immer anwachsende Schuldenlast der öffentlichen Hand sei alles andere als gerecht gegenüber der nachwachsenden Generation, das wird auch an diesem Abend konstatiert.
Insofern hat Mattfeldt in der 15000 Einwohner-Gemeinde Langwedel ein Stück weit für Generationengerechtigkeit gesorgt. Als er 2001 dort erster hauptamtlicher Bürgermeister wurde, habe Langwedels Netto-Verschuldung rund drei Millionen Euro betragen, erzählt er. Heute verfüge die Gemeinde über eine Netto-Rücklage in Höhe von einer Million Euro.
Geschafft worden sei dies durch „eiserne Sparsamkeit“. Allerdings „nur im konsumptiven, nicht im investiven Bereich“: Das Langwedeler Freibad etwa sei für 3,3 Millionen Euro quasi neugebaut worden, die Gemeinde errichte zudem zwei Kinderkrippen. Andererseits aber seien in der Verwaltung Stellen nicht wiederbesetzt worden, die Zahl der Vollzeitkräfte so auf 23 geschrumpft, würden alle Vorhaben auf den Prüfstand gestellt, achte man in Langwedel darauf, nicht über die Verhältnisse zu leben: „Wir gönnen uns nur einen Jugendtreff.“
Die hohe Verschuldungsrate der Kreisstadt und einiger Gemeinden im Landkreis Osterholz „hat mich schon überrascht“, sagt Mattfeldt. Die Steuereinnahmekraft von Gemeinden wie Ritterhude und Lilienthal sei höher als die in Landwedel. Was tun? „Jeder ist erstmal gefordert, sich selbst zu helfen“, sagt der Kandidat. Doch so wie Osterholz-Scharmbeck könnten „viele Städte und Gemeinden es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen, aus der Verschuldungsspirale herauszukommen“. So plädiert Mattfeldt dafür, unverschuldet verschuldeten Gemeinden die Schulden zu erlassen. Ein „Masterplan“ müsse dafür her.
Einen solchen Masterplan bräuchte es auch in Reaktion auf den demographischen Wandel, das wird an dem schönen Sommerabend im Garten der Mühle von Rönn deutlich. Mattfeldt, 39, sitzt am Diskutantentisch in der Mitte und damit sozusagen zwischen den Generationen: Flankiert wird er von dem Junge-Union-Vorsitzenden Philipp Mißfelder, 29, und dem Vorsitzenden der Senioren-Union, Professor Dr. Otto Wulff, 76.
Beide sprechen mahnende Worte: „Eine Gesellschaft ohne Kinder hat keine Zukunft“, sagt Wulff, und: „Ältere dürfen nicht in die Armutsfalle geraten.“ Mißfelder betont: „Wir müssen den demographischen Wandel gestalten.“ Mattfeldt greift hin und wieder steuernd ein, weist Mißfelder darauf hin, dass eine Familiengründung „heute leider auch ein Weg in die Armut sein kann“.
Aus diesen Worten spricht Bodenhaftung – und die ist Mattfeldt auch sehr wichtig. Der gelernte Industriekaufmann war vor seiner politischen Tätigkeit unter anderem in leitender Position in der Lebensmittelindustrie tätig, er ist zudem aktives Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr, in der DLRG sowie in verschiedenen Vereinen. Als Praktiker mit Berufserfahrung „kann ich im Gesetzgebungsverfahren Impulse geben“, ist er sich sicher – etwa wenn es um die Umsetzbarkeit und die Auswirkungen von Gesetzen auf die Wirtschaft gehe. „Ich denke, ich bin ein bisschen mehr auf dem Boden geblieben als andere im Raumschiff Politik“, betont der Kandidat. Sollte er in den Bundestag gewählt werden, will er 2011 wieder werden, was er von 1991 bis zu seiner Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister 2001 bereits war: Mitglied im Langwedeler Gemeinderat. Um auch als Politiker im großen fernen Berlin weiterhin „die Rückkopplung zu haben“ – damit meint Mattfeldt die Rückkopplung zu ganz normalen Menschen mit ganz normalen Problemen.
Zurück in den Garten der Rönnschen Mühle an der Lindenstraße. Das Thema Generationengerechtigkeit ist nicht gerade ein Stimmungsbringer. Mattfeldt gelingt es aber, dass sich die Mienen seiner Mitdiskutanten und des Publikums zwischendurch auch mal aufhellen können. Wulff fordert mehr Kinder? „Ich werde noch mal mit meiner Frau reden müssen“, sagt der zweifache Vater schmunzelnd und wendet sich zudem an die anwesenden Mitglieder der Jungen Union: „Ihr habt es gehört, drei Kinder sind Pflicht.“ Und als ein Gast den Klimawandel anspricht, erteilt Mattfeldt dem Junge-Union-Chef Mißfelder das Wort: „Das fragt man am besten einen aus Recklinghausen.“
Unterwegs bekommt Mattfeldt viele konkrete Bürgeranliegen zu hören. Da gehe es etwa um Lärmschutz an Bahnlinien und Staus auf der B 74, erzählt er. Auch Zukunftsängste bekomme er zu spüren – zum Beispiel von Milchviehhaltern. Ihnen rät er, ihre Betriebe „zu diversifieren“. Auf der anderen Seite müsse man sich um mehr Nachfrage bemühen – etwa im asiatischen Raum. „Dort gibt es einen massiven Nachholbedarf an Milch“. Bessere Produkte für den Export müssten ebenfalls her. Warum komme ein verdauungsfördernder Yoghurt aus Frankreich, fragt Mattfeldt – hier spricht seine Berufserfahrung in der Lebensmittelindustrie aus ihm.
Der Abend im Mühlengarten ist zuende. Mattfeldt sitzt wieder am Steuer seiner „Familienkutsche“. Der Ford eigne sich gut, um seinen Wohnwagen zu ziehen, erzählt er – die Mattfeldts erholen sich auf Fehmarn. Dass sein Wahlkampffahrrad ebenfalls in den Ford passe und es sich um sein Privatrad handelt, erfahren wir auch noch vom Kandidaten – er weiß, dass das in diesem Wahlkampf eine Nachricht wert ist.