Baustandards für mehr Wohnungen dringend senken

26. Februar 2025
Pressespiegel

Ortstermin in Otterstedt beim Praktiker Kahrs Holz&Bau GmbH zum Gebäudeenergiegesetz

Die Häuslebauer im Wahlkreis Verden-Osterholz haben in den letzten Jahren viel Unsicherheiten und Veränderungen bei den staatlichen Förderungen und Baustandards im Bausegment der Niedrigenergiebauten erlebt. „Durch die ständigen ideologisch geprägten Veränderungen der Förderkulisse für energetische Sanierungen und Neubauten hat die Ampel in den letzten Jahren viel Porzellan zerschlagen. Deswegen informiere ich mich bewusst bei den Praktikern über die gebotenen Schritte einer neuen Bundesregierung“, sagte der Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt beim Holzbaubetrieb Kahrs Holz&Bau GmbH in Otterstedt.

Die Bauingenieurin Christina Kahrs-Wehberg bezeichnete beispielsweise die Forderung nach weiterer Erhöhung der Auflagen bei der Gebäudeenergieeffizienz als wirtschaftlich nicht sinnvoll im Rahmen des Kosten-Nutzen-Verhältnis. Es müsse ein Umdenken erfolgen. „Das letzte Kilogramm CO2 per Dämmung einzusparen, kostet viel zu viel Geld am Ende. Wir müssen uns vielmehr auf die größten Hebelwirkungen bei der Effizienz konzentrieren“, pflichtete der Haushälter Mattfeldt bei. Als Berichterstatter im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages für den Klima- und Transformationsfonds, aus dem auch die Förderungen für energetische Sanierungen und Neubau stammen, kritisierte er die viel zu hohen Energiesparstandards. Das führe dazu, dass letztlich viel zu wenig neuer Wohnraum gebaut werde. „Klar, dass dadurch die Ampel wegen ihrer ideologischen Politik, das Ziel von 400.0000 neuen Wohnungen in Deutschland meilenweit verfehlt hat. Wir brauchen pragmatische Lösungen und das schnell“, so Mattfeldt weiter. „Aktuell werden Sanierungen von Altgebäuden überproportional gefördert. Der Neubau wird lediglich mit zu geringen Krediten gefördert. Ein Zuschussprogramm, wie es notwendig wäre, gibt es nicht mehr“, berichtete die Energieberaterin Kahrs-Wehberg. Die Baustandards bei den Neubauten wurden jedoch in den letzten Jahren stetig erhöht, aber die Förderung für die Energieberatung beispielsweise eingestellt. „Bei Altbauten wird aber 50 Prozent der Energieberatung gefördert“, klärte sie auf. So könnten bei Neubauten rund 10.000 Euro Kosten für Beratungsleistungen on Top kommen.

Zielführender kann es in vielen Fällen auch sein, Altbestand nach Abriss mit modernen Neubauten zu ersetzen, weil dann mit einer Grünbedachung und klimaneutralen Baustoffen unter anderem die Versiegelung der Flächen auch in Innenstädten verringert werde. CO2 Einsparung kann beispielsweise auch im hohen Maße über die entsprechende Auswahl der Baustoffe erreicht werden. Insbesondere wenn die Rückbau- und Recyclingfähigkeit des jeweiligen Baustoffs am Ende der Nutzungszeit mit betrachtet würde.

Die Pflicht zur Installation von Photovoltaikanlagen (PV) auf Dächern durch das Habecksche Solargesetz nannte Kahrs-Wehberg hingegen als großes Investitionshindernis. „Sechs Cent bekommen die Eigentümer pro Kilowattstunde für die Einspeisung erstattet. Wenn das Netz aber voll ist, bekommen sie nach neuster Rechtslage nichts. Das ist Wegelagerei“, klärte sie auf. Durch eine PV-Anlage verteuere sich die Dachsanierung jedoch so stark, dass sie für die Eigentümer ein regelrechtes Investitionshemmnis wird. Bei fehlender Komplementärtechnik sei die große Investition in eine PV-Anlage zudem unsinnig.

Bei Nutzungsänderungen gebe es laut der Fachfrau Kahrs-Wehberg ebenfalls ein Wust an Verordnungen und Vorschriften. Beispielhaft sei hierfür die Aufstockung einer Gewerbeimmobilie durch eine Wohnung im Obergeschoss. Auch in solchen Fällen müssten Rollatorstellplätze für den neu geschaffenen Wohnraum geschaffen werden, obwohl dies in dieser Konstellation offensichtlich keinen Sinn ergebe.

„Wir brauchen unbedingt einen Resetknopf bei den Baustandards, damit der dringend benötigte Wohnraum beschaffen werden kann, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land“, forderte Mattfeldt abschließend.