Bundesbeauftragter will Frauen Weg in den Zivildienst öffnen

CDU-Bundestagsabgeordneter Mattfeldt zur Verkürzung der Dienstzeit: Jetzt müssen wir das so gut wie möglich organisieren
 
Von Ilse Okken Ritterhude. Die im Koalitionsvertrag der Regierung festgeschriebene Verkürzung des Zivildienstes von neun auf sechs Monate zum ersten Januar 2011 sei für ihn eine Herausforderung, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt bei seinem Besuch an der Zivildienstschule in Ritterhude. „Die Verkürzung war ein Wunsch des Koalitionspartners. Jetzt müssen wir das so vernünftig wie möglich organisieren“, meinte der Politiker.
Der Abgeordnete ist im Haushaltsausschuss unter anderem zuständig für den Zivildienst und wollte sich zusammen mit dem Bundeszivildienstbeauftragten Jens Kreuter über die Arbeitsweise der Zivildienstschule an der Ringstraße informieren. Kreuter sprach dabei das Problem der Wehrgerechtigkeit an. Man müsse darüber nachdenken, ob in Zeiten der Gleichstellung nicht auch den Frauen ein Zivildienst zuzumuten sei, fand er.
„Ich bin ein Mann der Zahlen und möchte heute die Menschen hinter den Zahlen kennenlernen“, verriet Mattfeldt. Schulleiter Hans-Ulrich Zastrow zeigte auf einem Rundgang die Räume des in Kooperation mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) bewirtschafteten Anwesens. Neben Schlaf- und Gruppenräumen besichtigten die Gäste den Freizeitbereich mit Billardtisch, Tischtennisplatte, Bibliothek, TV-Raum und Internetcafé. Küchenleiterin Regina Seefeld unterstrich: „Die Jungs sollen hier rausgehen und sagen ‚war lecker‘. Die müssen sich wohlfühlen hier.“ Spaghetti Bolognese sei der Renner. Aber auch die Salattheke habe viele Fans.
Beim Rundgang durch die Fachräume machten die Besucher Station in der Klasse von Lehrer Harald Burghardt und kamen mit den jungen Männern ins Gespräch. Fast alle waren im ersten Anlauf als Kriegsdienstverweigerer anerkannt worden und hatten sich ihre Stelle beim Fahrdienst oder im Kindergarten selbst gesucht. Die Verkürzung des Dienstes um drei Monate fand nicht unbedingt den Beifall der Klasse. Nach Ausbildungs- und Eingewöhnungsphase habe man kaum die Kinder oder Behinderten kennengelernt, dann sei die Zeit schon wieder vorbei. Und hinterher hänge man drei Monate in der Luft bis man mit Studium oder Ausbildung beginnen könne. Außerdem hätte man eine Lücke im Lebenslauf, so ein Teilnehmer.
Auf die Frage „wer würde freiwillig noch ein paar Monate dranhängen?“, hob ein Drittel der Klasse den Finger. „Stellen Sie Ihre Zivildienstzeit im Lebenslauf positiv heraus. Sie nehmen hier wichtige Erfahrungen und Qualifikationen mit“, riet der ehemalige Personalchef Mattfeldt den jungen Männern. Auch wer einen Handlangerjob mache, könne Pluspunkte im Bereich Teamarbeit, soziale Kompetenz, Stressresistenz und Frustrationstoleranz sammeln. „Man hört nie einen Dank“, wandte ein Zivi ein, der Dienst im Aufwachraum eines OP tut. Die Devise „Nicht gemeckert ist genug gelobt“ sei keine ausreichende Motivation fand auch der Abgeordnete. Die durch die Verkürzung des Zivildienstes eingesparten Mittel müssten kreativ eingesetzt werden, um die entstandenen Lücken zu schließen und den Pflegenotstand nicht weiter ausufern zu lassen. Dafür wolle er sich einsetzen, verkündete Mattfeldt.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG Ausgabe: Osterholzer Kreisblatt Seite: 5 Datum: 23.02.2010