Bundesförderung für Orgelsanierung – Kirche Wittlohe
Die Kosten für die Arbeiten am Wittloher Kircheninstrument sind enorm gestiegen
Jörg Dirk Zweibrock
Kirchlinteln-Wittlohe. Die St.-Jakobi-Kirche in Wittlohe ist nicht nur ein kunsthistorisches Kleinod, sie verfügt auch über eine ganz besondere Akustik. Davon könnte wohl niemand besser ein Lied singen, Pardon spielen, als Wittlohes langjährige Organistin Karin Hartmann. Seit drei Jahrzehnten zieht sie nun schon im 1894 erbauten Gotteshaus alle Register. Nicht der Zahn der Zeit, sondern das Raumklima hat in den vergangenen Jahren am überdimensional großen Instrument genagt und für Schimmelbefall gesorgt. Umso mehr freut es Wittlohes Pastor Wilhelm Timme und seine Organistin nun, dass für die notwendige denkmalgerechte Sanierung, die in der zweiten Jahreshälfte 2025 beginnen soll, umfangreiche Bundesmittel fließen.
Rund 41.000 Euro hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags laut Andreas Mattfeldt für die Orgelsanierung zur Verfügung gestellt. Das Geld fließe aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm. Der heimische Bundestagsabgeordnete gehört zu den dienstältesten Haushältern der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und hat in der Vergangenheit immer wieder für das Projekt in der Gemeinde Kirchlinteln geworben.
Auch Lars Klingbeil, der für die SPD den Bundestagswahlkreis Osterholz-Verden betreut, freut sich über die Förderzusage aus Berlin. Ein so antikes Musikinstrument sei schließlich ein Gewinn für jede Kirche. Seine Parteifreundin, die hiesige Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth, hat sogar schon einmal selbst auf Karin Hartmanns Platz gesessen und weiß somit aus eigener Erfahrung um die Bedeutung dieses Kulturschatzes: „Es ist großartig, dass wir ihn jetzt mit Unterstützung des Bundes für die Zukunft sichern können.“
Waren die Sanierungskosten erst noch mit rund 30.000 Euro veranschlagt, sind sie Wilhelm Timme zufolge in den vergangenen Jahren auf über 100.000 Euro angestiegen.
„Eine Furtwängler- und Hammer-Orgel ist etwas ganz Besonderes für unsere Region“, weiß der Pastor und freut sich, dass sie durch den Zuschuss des Bundes nun langfristig erhalten bleiben und Musikfreunde weiterhin erfreuen kann. Weil die romantische Orgel über mehr Register als eine herkömmliche verfüge, sei es möglich, darauf die Werke großer Meister nahezu im Originalklang zu spielen.
Damit dem Schimmel im Sakralbau für immer und ewig der Garaus gemacht wird, wurde das Raumklima in der Kirche bereits angepasst. Heißt übersetzt, dass dort mittlerweile automatisch die Feuchtigkeit gemessen und gelüftet wird. Im Winter sorgt die computergesteuerte Technik hingegen für ausreichend Wärme.
Die Orgel befindet sich auf der westlichen Empore unter dem Turm. Sie wurde von der Firma Furtwängler und Hammer errichtet. In Gehäuse und Prospekt ist sie im neugotischen Stil erhalten und wurde zuletzt vor 30 Jahren renoviert. Bei der anstehenden Sanierung müssen wieder alle Orgelpfeifen ausgebaut und gereinigt werden – was für ein Prozedere.
Die begehbare Furtwängler-Orgel ist quasi das „Baby“ von Wittlohes langjährigem Kirchenvorstand Dietrich Rechholtz. Bereits seit Jahren setzt er sich für den Erhalt des wertvollen Instruments ein, das turnusgemäß einmal jährlich von einem Orgelbauer gewartet werden muss. Rechholtz ist im Laufe der Zeit mächtig Klinkenputzen gegangen, hat immer wieder versucht, verschiedene Fördertöpfe anzuzapfen.
Organistin Karin Hartmann freut sich jedenfalls, wenn sie endlich wieder auf der frisch sanierten Furtwängler-Orgel alle Register ziehen kann. Die durch die raumklimatischen Bedingungen entstandenen Schäden hätten sich inzwischen nämlich auch schon auf die Klangfarbe des wertvollen Instruments ausgewirkt.
Übrigens: Bei Stromausfall sorgt ein spezieller Blasebalg dafür, dass auch weiterhin Orgelmusik im Wittloher Gotteshaus erklingt. Und dann gibt es dort ja noch ein spezielles Register, mit dem früher der Küster geweckt werden konnte, sollte er doch einmal ein Nickerchen im Gottesdienst gemacht haben.
Achimer Kurier 23.08.2024