Da staunt auch ein CDU-Generalsekretär
Mittelständler Nabertherm hat die Wirtschaftskrise auf Grund des Auftragsbestandes bisher gut überstanden
Von Klaus Göckeritz Lilienthal. Volkswagen ist für Niedersachsen wichtig. Die innovativen Familienbetriebe haben einen genauso hohen Stellenwert. Das betonte der niedersächsische CDU-Generalsekretär Ulf Thiele bei einem Besuch der Lilienthaler Industrieofenschmiede Nabertherm. Der 38-Jährige schaut sich derzeit landesweit in rund 50 Betrieben um und will sich einen Überblick über die Stimmung verschaffen. Und die ist in Lilienthal trotz der andauernden Wirtschaftskrise immer noch gut .
Zumindest in der Chefetage des Industrieofenbauers Nabertherm. Während andere Maschinenbauunternehmen über Auftragsrückgänge klagen, geht es dem Lilienthaler Hersteller von Öfen und Prozessanlagen für die Wärmebehandlung vergleichsweise gut. Die Wirtschaftskrise habe sich zwar auch in den Auftragsbüchern niedergeschlagen, Nabertherm profitiere aber von einem hohen Auftragsbestand, den man derzeit abarbeite, stellte der Geschäftsführende Gesellschafter Friedrich-Wilhelm Wentrot fest.
Außerdem profitiere der Produzent von Brennöfen, Laboröfen und Schmelzöfen für die Bereiche Keramik, Metall, Dental, Labor, Wärmebehandlung, Kunststoff und Gießerei von seiner Philosophie. „Wir liefern alles aus einer Hand, das macht uns unabhängiger als es viele unserer Mitbewerber sind“, stellte Wentrot fest.
Bei der Fertigung wird in Lilienthal auf eine hohe Wertschöpfung geachtet. Im Haus des Industrieofenbauers produziere man mit Überzeugung aus einer Hand, erklärte Wentrot. Die Ingenieure und Techniker setzten die Wünsche der Kunden am Computer um. Die Einkäufer lassen den hitzebeständigen Stahl von Großhändlern aus Bremen oder dem Ruhrgebiet liefern, die für die Innenauskleidung benötigten Schamottsteine werden von eigenen Fachkräften gemauert. Die notwendige Elektrik und Elektronik steuern die Partner einer Beteiligungsfirma bei. In den Werkhallen an der Bahnhofstraße bauen Schlosser, Maurer, Mechaniker und Elektriker die Öfen zusammen, ehe sie in der eigenen Lackiererei landen. Die Zimmerer sorgen schließlich für eine sichere Transportverpackung.
Aber auch die Produkttiefe habe die Krise bisher erträglich gemacht, berichtete Wentrot. Das Unternehmen liefert sowohl kleine Wärmeöfen im Auftragswert von 1000 Euro als auch Industrieöfen in Lastwagengröße. Zuletzt habe man einen 2,8 Millionen-Euro- Auftrag eines internationalen Konzerns an Land gezogen, berichtete Wentrot. Nabertherm wolle auch künftig unabhängig von Geldgebern und möglichen Investoren bleiben und stütze das eigene Geschäft durch ein kürzlich eingeweihtes, sehr stark kundenbezogenes Testzentrum im Stammsitz an der Bahnhofstraße.
Der Mittelständler beschäftigt rund 350 Mitarbeiter und hat seinen Umsatz in den vergangenen fünf Jahren auf 40 Millionen Euro verdoppelt. Dies sei auch ein Erfolg der Personalpolitik und von qualifizierten Fachkräften, wie Wentrot im Gespräch mit Ulf Thiele, dem Bundestagskandidaten Andreas Mattfeldt sowie den Lilienthaler CDU-Politikern Axel Miesner und Rainer Sekunde betonte. Das Unternehmen lege Wert auf Mitarbeiter, die nicht nur qualifiziert, sondern auch besonders motiviert und lernbereit sind. Man müsse nicht alles können, aber wissen, wie man sich fehlendes Wissen aneigne. Dies ist auch eine Frage von Schule und Ausbildung, wie der Chef von 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter 19 Auszubildenden, betonte. Ein Studium um jeden Preis sei nicht immer gleich der Einstieg in eine Karriere. Viele Bewerber könnten nicht richtig lesen und schreiben, unterstrich der Geschäftsführer. Für eine gute Ausbildung sei das Land zuständig, antwortete Ulf Thiele. Die Regierung sei weiter dabei, die Schule modern zu machen, versicherte der Generalsekretär bei seinem Informationsbesuch in Lilienthal.