Dank an Störtebeker Jorschik

Dank an Störtebeker Jorschik

Ganz friedlicher Austausch

Nach der Spende das Heringsessen bei Höltje
Von Markus Wienken

VERDEN. Brot und Heringe waren verteilt, die Arbeit allerdings noch nicht ganz getan. Als die Gäste aus Politik, Verwaltung und Verbänden nach der Lätarespende in der Erwartung pointenreicher Reden im Hotel Höltje Platz nahmen, hieß es nochmals, wortreich und launig zu attackieren. Beifall gab‘s, der Sturm der Begeisterung blieb aus.

Vielleicht war es ja auch die neue Umgebung, die die Ehrengäste eher zum friedlichen, denn zum streitlustigen Austausch reizte. Das Hotel Höltje musste für die besetzte Stadthalle herhalten, kleines statt riesengroßes Wohnzimmer. Das hatte familiären Charakter. Und der wurde gepflegt.

Auch die Freundschaft mit Störtebeker zählte dazu. Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, schlug sich erneut auf die Seite des Freibeuters, der in Hamburg sein Ende fand. „Die Hamburger machen auch uns Cuxhavenern zu schaffen, halten an ihren Plänen für eine Autobahn bis ans Wattenmeer fest“, so seine Kritik.

Da hätten es die Verdener doch mit den Bremern einfacher. „Schließlich wird die Hansestadt doch von hier aus regiert“, wagte Ferlemann einen Rückblick in die Kirchengeschichte. Bei aller Sympathie für Störtebeker, außerhalb des Gesetzes mochte sich Ferlemann, da ganz Minister, nicht stellen: „Die Piraten am Horn von Afrika gilt es zu bekämpfen.“ Gutes habe der Bund an Außen- und Mittel-Weser getan, die Schleusen in Minden und Dörverden ausgebaut. „So rückt Verden in den Mittelpunkt der Verkehrswirtschaft“, betonte Ferlemann optimistisch. „Da kann die Stadt doch von dem vielen was sie hat, was abgeben.“ Bürgermeister Lutz Brockmann bremste ihn aus: „Uns ist die Aller aber auch wichtig.“

 

Gut aufgehoben fühlte sich der Bremer Staatsrat Holger Münch, die Frotzeleien gegen seine Heimatstadt gelassen erduldend. „Wer als Bremer in den Speckgürtel kommt, kriegt sein Fett weg“, kommentierte er. Es zähle aber nicht nur das Geld, sondern vielmehr die Zusammenarbeit. „Bremen weiß, das es ohne sein Umland nicht auskommt.“ Die Spende der Heringe auf dem Marktplatz habe er sehr genossen: „Das Gefühl, mit vollen Händen zu geben, kenne ich gar nicht mehr.“

Eine Drohkulisse baute Kultusminister Dr. Bernd Althusmann auf. „Zwischen ihnen und dem Büffet stehe ich mit 50 Seiten Manuskript.“ Referieren wollte er über Piraterie und Schulbildung. Auch der Begriff Curriculum fiel. Niemand war böse, dass sich der Minister einen Scherz erlaubt hatte. So gab es ein Gedicht und die Zeile „…Fisch beugt Demenz vor, was wollt‘ ich sagen, ich hab‘ es vergessen – drum bitt‘ ich zum Essen.“

Mit Blumen und Beifall wurde Klaus Störtebeker gestern verabschiedet. Zum 15. und letzten Mal war Dieter Jorschik in die Rolle des wortgewandten Piraten geschlüpft. Ein Nachfolger ist aber in Sicht.

Musikalisch begleitet und mit viel Beifall bedacht wurde das Heringsessen von der Band „Souly“ unter der Leitung von Gert Alsleben. Für maritime Klänge auf dem Marktplatz hatten zuvor der Verdener Shanty-Chor sowie die Bigband des Domgymnasiums gesorgt. Auch da spendete das Publikum fleißig Applaus.

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