Die Familienberatung wird immer wichtiger

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Immer öfter sind Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder erheblich verunsichert. Der Bedarf für die Beratung von Familien, Eltern und Jugendlichen ist in der Folge immens gestiegen. Gerade deswegen ist es zeitgemäß und von großer Wichtigkeit, mit einem entsprechenden Hilfenetz für junge Familien viel stärker als bisher auf die Betroffenen zuzugehen und Hemmschwellen so weit wie möglich abzubauen. Ich bin überzeugt: Das machen die Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfes Worpswede, die mit ihren Beratungsangeboten in Kindergärten, Grundschulen und an die sozialen Brennpunkte gehen, genau richtig.

Bei meinem Besuch in Worpswede habe ich mir die neuen Wege, die die Einrichtung bei der Familienberatung anbietet, von Kinderdorf-Leiter Joachim Schuch und seinem Führungsteam verdeutlichen lassen. Vom Ergebnis bin ich angetan. Neben der stationären Betreuung mit 100 Plätzen, voll- und teilbetreuten Wohngruppen in der Nähe der Schulen, steckt diese Organisation erhebliche Kraft in die ambulante Betreuung. Vom offenen Treff über feste Sprechstunden in Sozialzentren bis hin zu flexiblen Gesprächsangeboten in Grundschulen und Kindertagesstätten ist alles dabei. So wird das gesamte Spektrum der Jugendhilfearbeit abgedeckt. Das macht Sinn, weil es in vielen Fällen vermeiden hilft, dass betroffene Kinder und Jugendliche aus ihrer Familie geholt und stationär betreut werden müssen. Aber wenn es doch zu diesem letzten Schritt kommen sollte, dann sind die betroffenen Jugendlichen bei SOS-Kinderdorf gut aufgehoben. Die Mitarbeiter stellen in den Wohngruppen die Kontinuität und Verlässlichkeit wieder her und versuchen das Familiäre zu leben.

Die Verlagerung der Familienberatung auf Fachkräfte ist in meinen Augen ein Spiegel der veränderten Gesellschaft. Wo früher Oma oder die Nachbarn geholfen haben, ist heute der Rat der Erziehungsberatung gefordert, weil die Familienbande oft nicht mehr halten und die Vielzahl von Ratgebern, gedruckt und im Internet, eher verwirren als helfen. Es gibt eben nicht den einen richtigen Weg in der Erziehung. Der muss schon auf das betreffende Kind zugeschnitten sein. Da bin ich mir mit meinen Gesprächspartnern vom SOS-Kinderdorf einig.

Weitere Themen des Treffens waren die Auswirkungen der Reform des Sozialgesetzbuches, die Kosten der inklusiven Betreuungspflicht, der Mangel an Erziehern und die Betreuung von jugendlichen Flüchtlingen. Hier hört die von der Bundesregierung mit immensen Mitteln geförderte intensive Betreuung mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres viel zu abrupt auf. Das ist so kaum nachvollziehbar. Die Hilfsorganisationen hängen dann zwischen Baum und Borke und dürfen vom Land und den Landkreisen nicht allein gelassen werden. Um es deutlich zu machen: Die Betreuung dieser Menschen scheitert definitiv nicht am Geld. Der Bund stellt davon ausreichend zur Verfügung. Aber davon bleibt zu viel im Land kleben und wenn überhaupt, kommt es viel zu spät in den Landkreisen und Gemeinden an. Das muss sich schnellstmöglich ändern.