Die Gesundheit kostet künftig mehr

Die Gesundheit kostet künftig mehr

Der CDU-Experte Jens Spahn referierte vor der Senioren-Union über Finanzierungsmöglichkeiten

Von Peter Otto Osterholz-Scharmbeck. „Die Gesundheitspolitik stellt uns vor wachsende Herausforderungen“, erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn, in einem Vortrag „über neue Konzepte in der Gesundheitspolitik“. Er sprach am Donnerstag im Hotel „Tivoli“ vor Mitgliedern der SeniorenUnion in der CDU, Kreisverband Osterholz. Der 32-jährige CDU-Politiker sei „als ausgewiesener Experte für Gesundheitspolitik bundesweit unterwegs“, meinte der hiesige christdemokratische Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeld. Er hatte Spahn eingeladen.
Die Herausforderungen im Gesundheitswesen hätten grundsätzlich „schöne Ursachen“, meinte Spahn: „Wir werden alle älter.“ Die durchschnittliche Lebenserwartung steige täglich um drei Stunden. Dies habe die Bevölkerung dem medizinischen Fortschritt zu verdanken, der dazu geführt habe, dass viele Leiden gemindert oder geheilt werden könnten. So sei die Forschung den Ursachen von Krebs, Multipler Sklerose und Parkinson auf der Spur, um die Krankheiten heilen zu können. Diese Maßnahmen führten aber auch zu einer Kostensteigerung im Gesundheitswesen. 
 

Seit Bismarck werde die gesetzliche Krankenversicherung über die Lohnnebenkosten finanziert. Wenn die Gesundheitskosten aber stiegen, dann führe das automatisch auch zu einer Steigerung der Lohnnebenkosten, so Spahn. Die Finanzierung über den prozentualen Anteil an Lohn und Rente könne längerfristig nicht durchgehalten werden. Darum müssten andere Finanzierungsmodelle entwickelt werden, bei denen die Beitragssätze stabil bleiben. Es gehe darum, „einen Weg zu finden, wo wir über Steuermittel – je nach Leistungsfähigkeit – einen sozialen Ausgleich in der gesetzlichen Krankenversicherung“ schaffen. Ein Instrument sei gegenwärtig der „Zusatzbeitrag“. Dafür müsse niemand mehr als zwei Prozent seines Einkommens aufwenden. Die Differenz zu höheren Beitragssätzen werde „automatisch, ohne Antragstellung“ aus Steuermitteln ausgeglichen. Die Frage: „Wofür wende ich die Gesundheitskosten auf?“ verband der Referent mit einer weiteren Frage: „Wie sieht die Versorgungsrealität vor Ort aus?“ Hier müsse ein ganzes Bündel von Maßnahmen in Angriff genommen werden, um beispielsweise die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum sicherzustellen, den Fachärztemangel zu beheben und die Krankenhauskapazitäten zu erhöhen. Parallel dazu müssten die Voraussetzungen für das teure Medizinstudium reformiert werden.
Den Pflegeberuf attraktiver machen Auch der Pflege-Begriff müsse überdacht werden. Ziel sei es, kranke Menschen so lange wie möglich ambulant zu Hause zu pflegen, meinte der Gesundheitsexperte. Das sei aber nicht immer möglich: „Bei schwerster Demenz beispielsweise ist eine stationäre Behandlung erforderlich.“ So stelle sich die Frage, wie Pflege künftig organisiert und finanziert werden könne. „Wie machen wir den Pflegeberuf attraktiver?“ Der hohe emotionale und körperliche Einsatz der Pflegekräfte müsse durch gesellschaftliche Anerkennung und angemessene Bezahlung belohnt werden.
Gerade weil die Gesellschaft immer älter werde, gelte es, das Gesundheitsverhalten der Menschen zu verändern. Wenn jeder in Deutschland durchschnittlich 18 Mal im Jahr zum Arzt gehe, dann müssten vermehrt Anreize geschaffen werden, sich effizienter zu verhalten. Vor allem aber sollten sich die Menschen schon in jungen Jahren gesundheitsbewusster ernähren und mehr bewegen, forderte Jens Spahn.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 05.02.2011