Ein Leck und das Bemühen um Schadensbegrenzung

Ein Leck und das Bemühen um Schadensbegrenzung

 RWE-Dea lädt Ortsrat Völkersen ein / Informationsabende in Planung
Von Jens Wenck

VÖLKERSEN. Gefühlt fehlte nicht viel, und die Leute von der RWE-Dea hätten sich gestern morgen am liebsten kübelweise Asche übers Haupt geschüttet. Auf der Förderstelle Völkersen Z1 Nord war im August mit Benzol verseuchtes Lagerstättenwasser ausgetreten. Rein rechtlich hatte man mit der Meldung des Unfalls an die zuständigen Behörden alles richtig gemacht. Aber die Öffentlichkeit hatte man ebenso wenig informiert wie das Langwedeler Rathaus.

Dem Anschein nach haben die Verantwortlichen weder bei der RWE-Dea, noch beim Bergbauamt oder beim Landkreis Verden das Leck und seine Folgen derart gewichtig eingestuft, als das man öffentlich habe informieren müssen.

„Uns ist aber bewusst: Damit haben wir einigen Schaden angerichtet“, meinte gestern Morgen vor Ort RWE-Pressesprecher Derek Mösche selbstkritisch. Um den Schaden einigermaßen wieder hinzubiegen, geht das Unternehmen jetzt in die Informationsoffensive. Der 1. Akt: Der Ortsrat Völkersen war eingeladen, sich vor Ort selbst ein Bild zu machen und sich die Lage erörtern zu lassen. Mit dabei waren auch Gemeindebürgermeister Andreas Brandt und der Völkerser Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt. Letzterer ist als Grundstückseigentümer unmittelbarer Nachbar von Völkersen Z1 Nord.

Z1 wiederum ist nicht etwa direkt beim RWE-Förderbetrieb in Schülingen sondern ein ganzes Stück weiter draußen in der Nähe der Gemarkung Allerdorf.

RWE-Betriebsleister Sven Burmester und Betriebsführer Stephan Schulz erläuterten dem Ortsrat den Unfall – und mussten sich einer ganzen Reihe von Fragen stellen. Wie oft wird die betroffene Leitung kontrolliert? Wie lange kann das verseuchte Wasser ausgelaufen sein? „Alle zwei bis drei Tage wird kontrolliert“, so Schulz. Innerhalb einer fünftägigen Arbeitswoche.

An der Leitung sind Kontrollinstrumente angebracht, die den Druck messen. „Dabei wurde kein Druckabfall registriert. Daher stufen wir das Leck als nicht so groß ein.“

Aber immerhin war es groß genug, dass Wasser und Benzol austreten konnten. Nach der Feststellung und Meldung des Lecks habe man einen unabhängigen Gutachter hinzugezogen, so Sven Burmester.

Besagter Gutachter ist Dr. Hanno Paetsch vom „Institut für Geologie und Umwelt“ in Sehnde. Man veranlasste insgesamt 25 Probebohrungen, auch auf benachbarten Grundstücken, um herauszubekommen, was alles ausgelaufen ist – und wie weit die Verseuchung geht.

Fazit: Auf der Bohrstelle selbst wurde Erdreich und Wasser kontaminiert, darüber hinaus nicht. Auch einen benachbarten Graben hat man kontrolliert – ohne Befund. Mittlerweile hat man erhebliche Mengen Erdreich auf der Bohrstelle ausgetauscht und eine Trichterkonstruktion aufgebaut, in der man das betroffene Wasser immer wieder ansaugt und anschließend zur Reinigung durch eine Aktivkohlefilter schickt.

Und zwar solange, bis man das Wasser möglichst sauber hat. Aktuell lägen die Werte bei 1000 bis 2000 Mikrogramm Benzol pro Liter Wasser, so Hanno Paetsch. „Zielwerte sind 5 bis 10 Mikrogramm pro Liter.“

Wie lange das dauern mag, bis man die entsprechenden Werte erreicht hat, vermochte Paetsch, Sachverständiger für Altlastuntersuchung und -sanierung nicht genau zu sagen. „Möglicherweise anderthalb Jahre, vielleicht auch zwei.“

Was ist mit hochgiftigem Quecksilber, das ja auch im Lagerstättenwasser enthalten ist, wollten unter anderem Andreas Noltemeyer und Andreas Brandt wissen. Garantiert nicht ausgetreten sondern vorher in Abscheidern gelandet, so die Auskunft.

Was ist, wenn Hermann Heimsoth als Kartoffelbauer oder Völkerser, Schülinger, Holtebütteler oder Nindorfer im nächsten Sommer die Pumpen ihrer Brunnen anwerfen, um ihre Pflanzen zu wässern? Pumpt man da den Dreck von Völkersen Z1 mit hoch? „Garantiert nicht“, so Gutachter Paetsch. „Höchst unwahrscheinlich.“ Heimsoth mit einem Brunnen in 300 Metern Entfernung zur Z1 bot man die Untersuchung einer Probe an.

Noch im November will die Gemeinde Langwedel zu einem Infoabend mit allen Beteiligten einladen. Die RWE-Dea arbeitet mit Posthausens Ortsbürgermeister Rainer Sterna an einem Termin für einen weiteren Infoabend. Im Sinn hat man den 29. November und das Schützenhaus in Grasdorf.

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