Entsorgung bleibt umstritten

 

Der Energiekonzern RWE Dea will das bei der Erdgasförderung anfallende Lagerstättenwasser auch in Zukunft durch Versenken ins Erdreich entsorgen. In Kürze sollen die Pläne dem Landesbergamt zur Genehmigung vorgelegt werden. Umweltschützer fordern dagegen eine oberirdische Entsorgung.
VON HANS ETTEMEYER
Hannover·Langwedel. Das Landesbergamt hat die Erdgasförderunternehmen in Niedersachsen aufgefordert, spätestens bis Ende des Jahres neue Entsorgungskonzepte für das sogenannte Lagerstättenwasser zu entwickeln. Als erstes Unternehmen will RWE Dea der Behörde in Kürze seine Pläne vorlegen. Danach will der Energie-Konzern das Lagerstättenwasser auch künftig unterirdisch entsorgen, allerdings tiefer als bisher und zuvor zum Teil gereinigt. Bei Umweltschützern stößt das Verfahren auf Kritik. Und auch der Langwedeler CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt fordert: „Das Lagerstättenwasser muss so aufbereitet werden, dass es anschließend in einer Kläranlage entsorgt werden kann.“ 
Mehr als eine Millionen Kubikmeter Lagerstättenwasser fallen jedes Jahr bei der Erdgasförderung in Niedersachsen an. Es ist stark mit gesundheitsgefährdenden Stoffen wie Benzol und Quecksilber belastet. Bei diversen Leckagen wurden Grundwasser und Erdreich verseucht. 
RWE Dea will das Lagerstättenwasser künftig in bereits ausgebeutete Erdgaslagerstätten versenken – bis zu 5000 Meter tief unter der Erdoberfläche. Bislang wurde die Flüssigkeit lediglich in eine Tiefe von etwa 1000 Meter entsorgt, dafür wurden eigens Bohrungen in die Erde gebracht. Das Lagerstättenwasser soll in Tankwagen von den verschiedenen Förderplätzen zu einer zentralen Sammel- und Entsorgungsstelle transportiert werden. Vor dem Versenken will das Unternehmen einen Teil des Benzols und des Quecksilbers sowie Schwebstoffe aus der stark salzhaltigen Flüssigkeit herausfiltern. RWE Dea rechnet pro Jahr mit etwa 110 000 Kubikmetern Lagerstättenwasser. 
Das Verfahren ist nach Angaben des Energiekonzerns von „unabhängigen Experten“ als „technisch und ökologisch sicher“ bewertet worden. Man führe das Lagerstättenwasser dorthin, wo es seit Ewigkeit vorhanden sei, sagte ein RWE-Dea-Mitarbeiter bei der Präsentation der Pläne in Langwedel. Allein unter dem Landkreis Verden befänden sich 200 Millionen Kubikmeter Lagerstättenwasser, was der fünffachen Wassermenge des Steinhuder Meeres entspreche.
Bei Exxon-Mobil wird zurzeit noch gemeinsam mit der Universität Hannover an einem Entsorgungskonzept gearbeitet, teilt Unternehmenssprecher Klaus Torp mit. Es sei aber geplant, das Lagerstättenwasser künftig ebenfalls in ehemalige Erdgaslagerstätten in Tiefen zwischen 3000 und 5000 Meter zurückzuführen. Das Versenken in Tiefen um 1000 Meter solle dagegen mittelfristig eingestellt werden. 
Entscheidung im Herbst
Bürgerinitiativen in den Landkreisen Verden und Rotenburg lehnen die unterirdische Entsorgung strikt ab, sie sorgen sich ums Grundwasser. Ähnlich wie bei der umstrittenen Erdgasfördermethode Fracking hatten sie auch beim künftigen Umgang mit dem Lagerstättenwasser auf den Gesetzgeber gesetzt und auf ein generelles Versenkungsverbot gehofft. Doch die zurzeit diskutierten Gesetzesänderungen verbieten das Versenken des Lagerstättenwassers lediglich in besonders ausgewiesenen Wasserschutzgebieten. Eine Entscheidung des Bundesrates wird im Herbst erwartet. 
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt will sich bis dahin weiter für ein Versenkungsverbot einsetzen. Er kritisiert an der Bundesratsinitiative der rot-grünen Landesregierung in Hannover, „dass der Verzicht auf ein generelles Verbot ausgerechnet damit begründet wird, dass der Wirtschaft dadurch Kosten erspart werden“. Mattfeldt: „Es kann doch nicht sein, dass mit Hinweis auf hohe Kosten die mögliche Gefährdung der Bevölkerung und ein unkalkulierbares Risiko für kommende Generationen in Kauf genommen wird.“
Dabei ist eine Entsorgung übertage technisch durchaus möglich, wie es bei der Firma Nehlsen in Bremen heißt. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge ein Verfahren entwickelt, dass im Labor bereits funktioniert. Und es sei durchaus denkbar, Anlagen für Mengen wie sie bei der Erdgasgewinnung anfallen, zu entwickeln. Zu den Kosten könne man derzeit allerdings noch keine Angaben machen, sagt Unternehmenssprecher Michael Drost. 
Weser Kurier vom 18.07.2014