„Es ist zumutbar, mal was zurückzugeben“

„Es ist zumutbar, mal was zurückzugeben“

Abgeordneter Mattfeldt besucht Schulzentrum Baden /
„Verkürzter Zivildienst ist ein Problem“

BADEN (rei) Die Herausforderungen, vor denen Pädagogen heute stehen, sind groß. Ob die Betreuung von Unter-Dreijährigen, Ganztagsschulangebote oder die Erziehung von Kindern mit problematischem Familienhintergrund: Im Schulzentrum in Baden kommen in der Grundschule, der Lebenshilfe mit ihren verschiedenen Angeboten und der Janusz-Korczak-Schule, einer Förderschule mit Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, all diese besonderen Aufgaben zusammen. Dass die Zusammenarbeit gut funktioniert, das erfuhr gestern der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt, der zu einem Gespräch vorbei gekommen war.

Natürlich gibt es trotzdem Sorgen. Ein Thema, über das die Leitungen der Einrichtungen mit Mattfeldt sprachen, war die beschlossene Verkürzung des Wehrdienstes auf sechs Monate – so kurz wie noch nie. Darauf einigten sich Union und FDP, und das wird Auswirkungen auf pädagogische Einrichtungen haben, denn der Zivildienst wird entsprechend angepasst. „Das ist für uns ein echtes Problem“, so Michael Grashorn, pädagogischer Leiter der Lebenshilfe. „Denn bei den sechs Monaten sind Urlaube, Lehrgänge und Krankheitsausfälle bereits eingerechnet. Kaum sind die jungen Männer eingearbeitet, ist der Dienst schon wieder vorbei.“ Eine Entlastung für die Einrichtungen seien die „Zivis“ dann kaum noch. Aber genau die werde dringend gebraucht: „Viele Erzieher sind kurz davor, dass ihnen die Luft ausgeht.“

Ganz abgesehen davon, dass der Zivildienst schon etlichen jungen Männern den Weg in den Beruf gewiesen hat. Und gerade männliche Erzieher werden in den Einrichtungen benötigt, so Kita-Leiterin Nicole Thomas.

Andreas Mattfeldt betonte, dass es der Koalitionspartner war, der den Zivildienst abschaffen wollte, die Verkürzung sei ein Kompromiss zwischen CDU und FDP. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Zivildienst nicht nur freiwillig verlängert werden kann – ich finde, wir sollten denen, die sich dafür entscheiden, ein Zertifikat, eine Qualifizierung anbieten, eine, die sich im Lebenslauf gut macht“, so Mattfeldt. „Dafür sollte das Geld verwendet werden, das bei der Wehrdienstverkürzung eingespart wird.“ Reiner Cordes, Geschäftsführer der Lebenshilfe Verden: „Wir haben jetzt schon eine hauseigene Regelung: Wir geben jedem Zivi die Möglichkeit, am Ende seiner Dienstzeit ein Praktikum anzuhängen. Etwa ein Drittel nimmt das Angebot an“.

Den Wehr- bzw. Zivildienst komplett abzuschaffen – das hält Mattfeldt für undenkbar, nicht nur wegen der entstehenden Engpässe in den Pflegeeinrichtungen. „Man lernt dabei ja auch etwas: Menschliche Werte, Verantwortung zu übernehmen. Außerdem ist es zumutbar, dem Staat auch einmal etwas zurückzugeben, eine kurze Zeit zu opfern.“

Die Leitungen der Badener Einrichtungen am runden Tisch mit Andreas Mattfeldt (2. v. l.).

(Verdener Aller Zeitung 13.04.2010)