Feierliche Freisprechung

Ein Jahrgang mit vielen Siegern
Obermeister überreichen 93 Gesellenbriefe / Mattfeldt wirbt für Auslandsaufenthalt

Von Inka Sommerfeld Verden. „Ihr seid einer der besten Prüfungsjahrgänge“, lobte Vizekreishandwerksmeister Fritz Suhr. Von 105 Prüflingen haben 93 die Prüfungen bestanden. Die jungen Frauen und Männer erhielten am Freitagabend im Rahmen der feierlichen Freisprechungsfeier im Verdener Parkhotel Grüner Jäger ihre Gesellenbriefe.

Außer den Eltern und Lehrern der Berufsbildenden Schulen nahmen unter anderem Landtagsabgeordneter Axel Miesner, Landrat Peter Bohlmann, Erste Kreisrätin Regina Tryta, Kreishandwerksmeister Ekkehard Gieschen, Ehrenkreishandwerksmeister Herbert Ringel, Obermeister sowie Bürgermeister und Vertreter von Banken und Versicherungen an der Feier teil. Die JazzDogs vom Domgymnasium unter Leitung von Kay Reinhardt sorgten für musikalische Unterhaltung.
Die Obermeister der Innungen überreichten die Gesellenbriefe, und Suhr ehrte die Jahrgangsbesten: Bäckerei-Fachverkäuferin Katja Wießler, Elektroniker Christian Schulz, Feinwerkmechaniker Christian Ehlers sowie die Anlagenmechaniker Sven Wilkens und Benedikt Hüttermann. Dirk Smula von der Signal Iduna-Gruppe überreichte Goldbarren an erfolgreiche Teilnehmerinnen am praktischen Leistungswettbewerb der Handwerksjugend 2009: Augenoptikerin Julia Hehl wurde Kammersiegerin und Automobilkauffrau Sabrina Kunz ging aus dem Wettbewerb als Kammersiegerin und Landessiegerin hervor.

In seiner Festrede deutete Bundestagsabgeordneter Andreas Mattfeldt das gute Abschneiden der Prüflinge als „deutliches Zeichen für die Leistungsbereitschaft der jungen Erwachsenen“. Mit der abgeschlossenen Ausbildung sei der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Auch die sozialen Kompetenzen, beispielsweise Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit, seien während der Lehre geschult worden: „Mit dem erfolgreichen Abschluss haben Sie Zielstrebigkeit und Leistungsbereitschaft bewiesen – Eigenschaften, die Sie noch häufig in Ihrem Leben brauchen werden.“ Der Abschluss bedeute nicht, dass das Lernen ein Ende hat. „Ausgelernt hat man nie“, sagte Mattfeldt. Beruflichen Erfolg hätten diejenigen, deren Kenntnisse auf dem neuesten Stand sind. „Investieren Sie in Fort- und Weiterbildung“, appellierte Mattfeldt. Eine Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszublicken, sei es, eine Zeitlang im Ausland zu arbeiten. Denn Deutschland brauche gut ausgebildete und engagierte junge Menschen.

„Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn es im Berufsleben mal nicht so klappt, wie Sie es sich vorgestellt haben“, sagte Mattfeldt und riet: „Zeigen Sie, was Sie können und nutzen Sie jede Chance, die sich Ihnen bietet.“ Dazu seien Flexibilität, Mobilität und die erworbenen Kompetenzen wichtig.

Erholsame Schule Auch das Handwerk habe die Krise gespürt, doch längst nicht so stark wie die übrige Wirtschaft. „Fachkräfte werden immer gebraucht, und der alte Grundsatz ‚Schlechte Zeiten sind gute Zeiten für gute Leute‘ bewahrheitet sich immer wieder“, sagte Mattfeldt. An die Meister gewandt mahnte er, die Arbeitnehmer an den eigenen Betrieb zu binden: „Gute Fachkräfte können nach der Krise nur schwer wieder zurückgeholt werden.“ Der Verdener Bürgermeister Lutz Brockmann gratulierte im Namen der Stadt: „Sie können stolz darauf sein, einen entscheidenden Schritt im Berufsleben vorangekommen zu sein.“ Es reiche jedoch nicht aus, eine gute Fachkraft zu sein, sondern jeder solle sich dafür engagieren, dass es dem Handwerk gut gehe und es in der Wirtschaft fair zugehe. „Übernehmen Sie Verantwortung, gehen Sie nicht nur zur Wahl, sondern übernehmen Sie politische Ämter.“ Kraftfahrzeug-Mechatroniker Marc Gummar dankte Ausbildern und Lehrern und ließ die vergangenen Jahre humorvoll Revue passieren: „Als wir noch zur Schule gingen, haben wir uns einen Ausbildungsplatz gewünscht, und wir freuten uns auf die Arbeit und das Geldverdienen“, sagte er. Doch nach den ersten Arbeitswochen sehnten sich die Auszubildenden das Wochenende herbei. „Wir haben erkannt, wie schön und erholsam doch die Schule war“, sagte der Geselle. Seitdem freuten sich alle auf die Tage in der Berufsschule und gegen Ende der Lehre auf die Prüfung. Mit seinem abschließenden Satz erntete er jubelnden Beifall: „Wir mussten es nur noch schaffen, in anderthalb Wochen drei Jahre Berichtsheft nachzuschreiben.“

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 08.03.2010