Eine Folge der Freundschaft
Die Kinder stellen Fragen
35 Jahre lang besteht kein Kontakt, stellt Mattfeldt keine Fragen. Das einzige, was an den Besuch des Vaters in Verden erinnert, sind alte Bilder sowie ein Zettel mit einer Adresse in Frankreich. Es sind die Kinder Mattfeldts, die schließlich mehr über ihre Familie wissen wollen: „Wer ist eigentlich unser richtiger Opa?“
Andreas Mattfeldt schreibt dem Vater einen Brief. Im Sommer 2005 kommt es zum Treffen in Paris, beide verstehen sich auf Anhieb. Vater Jean Michel nimmt Sohn Andreas später mit nach Hause, um ihm den Rest der Familie, die inzwischen in Le Mans wohnt, vorzustellen. Im Gespräch wechselt Mattfelds Großvater dann plötzlich ins Deutsche. Er redet vom französischen Soldatenleben und von der Gefangennahme während des Weltkriegs, von der Verschleppung nach Thüringen und von harter Arbeit auf einem Gutshof.
Mattfeldt erfährt, wie stark nach dem Krieg das Misstrauen zwischen Deutschen und Franzosen war. Er erfährt aber auch – nicht zuletzt durch die eigene Biografie –, dass Freundschaft und Verständigung möglich waren und sind. Heute ist der Kontakt zum französischen Teil der Familie gut, sagt Mattfeldt. Man besucht sich, lebt deutsch-französische Normalität.
Mattfeld hat seine Geschichte im Vorfeld der Feierlichkeiten im Parlament vorgetragen. „Seltsam“ sei es gewesen, in einer Rede so viel Persönliches preiszugeben, erzählt Mattfeldt – der CDU-Mann ist Haushaltspolitiker, redet zumeist über abstrakte Themen. Die Rede sei aber gut gewesen, das hätten auch Oppositionspolitiker bestätigt.