Kaserne: CDU für pragmatische Pläne

Ideen sind gefragt bei der Nachnutzung der Kaserne in Schwanewede. Die CDU lud jüngst zum Meinungsaustausch.

VON GABRIELA KELLER
Schwanewede.Für Andreas Mattfeldt ist es „die größte Herausforderung für eine Kommune“. Ein Kasernengelände neu zu beplanen, biete viele Chancen, eine Gemeinde neu zu strukturieren. Am liebsten würde er den Job des Schwaneweder Bürgermeisters selbst übernehmen, meinte der CDU-Bundestagsabgeordnete am Montagabend augenzwinkernd während einer Veranstaltung seiner Schwaneweder Parteifreunde.
Die CDU hatte im Rahmen einer öffentlichen Fraktionssitzung zum Informations- und Ideenaustausch geladen. Thema: die Zukunft des Bundeswehr-Geländes. Die Christdemokraten selbst haben eine grobe Vorstellung, was auf dem Kasernengelände entstehen könnte. Das 70 Hektar große Gelände ließe sich in verschiedene Nutzungsbereiche aufteilen: Wohnen im Westen, Gewerbe im Osten, dazwischen als Pufferzone ein Mischgebiet. Im Norden könnte Platz sein für Sport- und andere Freizeitmöglichkeiten.
Bei der Planung plädiert die CDU für ein Vorgehen in kleinen Schritten. Clusterpläne seien sinnvoller als ein großer Wurf mit einem Plan für das Gesamtgelände, meinte Ronald Grzeschik. Mit Teilplänen lasse sich flexibler planen, Änderungswünsche könnten leichter umgesetzt werden. Die Gemeinde kann nach den Worten von Mattfeldt schon jetzt Teilflächen aus dem Bundeswehr-Gelände für eine Planung herauslösen. Damit sollte sie auch nicht mehr lange warten, meinte der Abgeordnete. Sein Rat an die Schwaneweder: Parallel zur Bauleitplanung sollten sie Investoren suchen.
Eine offene Frage ist, wie es um das Versorgungsnetz auf dem Kasernengelände steht. Stefan Tholen vom Strom- und Gasversorger EWE und Arno Seebeck vom Wasser- und Abwasserverband (WAV) Osterholz konnten in der Versammlung keine Aufklärung geben. Die Zuständigkeit ihrer Unternehmen endet vor dem Kasernentor. „Wir wissen im Moment nicht, was dort alles in der Erde ist“, so Tholen. Auch der WAV ist laut Geschäftsführer Seebeck ahnungslos: „Das Wassernetz in der Kaserne ist uns völlig unbekannt. Auch beim Abwasser haben wir keine Kenntnis von der Lage des Netzes und der Kanäle.“ Der WAV hat laut Seebeck ein eigenes Interesse an Informationen über das Netz auf dem Bundeswehr-Gelände. Teile des Kanal- und Druckrohrleitungssystems auf den militärischen Flächen nutze der Verband mit.
Bei der Neuplanung des Kasernengeländes sollte die Gemeinde auf jeden Fall die Gewerbetreibenden vor Ort einbeziehen, meinte die CDU-Landtagsabgeordnete Astrid Vockert. Sie informierte über Förderprogramme für Unternehmen und die Kommune. Beim Gewerbeverein Schwanewede sieht man jetzt schon die Möglichkeiten, die sich der Gemeinde durch den Abzug der Soldaten bieten. Vorstandsmitglied Gerhard von Rahden sprach von einer „einmaligen Chance“, die Gemeinde Schwanewede durch ein ortsnahes Zentrum mit Möglichkeiten für Wohnen, Arbeiten und Freizeit neu auszurichten.
Wettbewerb der Ideen
Damit schaffe man die Voraussetzungen, dass mehr Menschen nach Schwanewede ziehen und vorhandene Infrastrukturen wie Kindergärten und Schulen zukünftig nicht leerstehen. Von Rahden warb für einen Wettbewerb der Ideen bei der Planung des Kasernengeländes. Externe Fachbüros sollten Vorstellungen entwickeln.
Schwanewede sollte aber keine Luftschlösser bauen, warnte Andreas Mattfeldt. Als mahnendes Beispiel führte er Dörverden an. Die Gemeinde habe zehn Jahre lang Konversionsmittel für hochfliegende Pläne verpulvert, passiert sei nichts. Mattfeldts Rat: „Mit einem pragmatischen Weg fährt man besser als mit spleenigen Typen, die das Blaue vom Himmel versprechen.“ Von den Konversionsstandorten in Niedersachsen habe Schwanewede das höchste Entwicklungspotenzial. Mattfeldt ist sich sicher: „Die Gemeinde wird massiv profitieren – wenn sie es richtig angeht.“
c/c: Die Norddeutsche 14.11.2012