Krebsfälle alarmieren Langwedeler Bürger
14. Oktober 2014
Pressespiegel
Erdgasförderung: Initiative fordert Fakten zu Erkrankungen in Bothel / Landrat: „Untersuchungen laufen“
Eine Untersuchung der Krebsrate im Landkreis Rotenburg hat die Frage aufgeworfen, ob es einen Zusammenhang zwischen der festgestellten erhöhten Erkrankungszahl und der Erdgasförderung in dem Gebiet gibt. Auch im Landkreis Verden werden kritische Stimmen laut, die weitere Gutachten anfordern.
VON ELISABETH HINTZE
Landkreis Verden. Seit Mitte September sind die Menschen in der Samtgemeinde Bothel im Landkreis Rotenburg alarmiert: Zu dem Zeitpunkt hatte das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen (EKN) seine Untersuchungsergebnisse zur Krebsrate in der Samtgemeinde veröffentlicht. Demnach war im Zeitraum von 2003 bis 2012 eine Häufung an Leukämie- und Lymphdrüsenkrebsfällen bei Männern festgestellt worden. Statt der für den Zeitraum zu erwartenden 21 Fälle seien in Bothel 41 Fälle registriert worden, hieß es. Schnell wurden Befürchtungen laut, die dortige Erdgasförderung könne in Zusammenhang mit der erhöhten Krebsrate liegen.
Seitdem fordern Bürgerinitiativen wie auch Politiker weitere Untersuchungen, und das nicht nur für den Landkreis Rotenburg. Zuletzt meldete sich Andreas Mattfeldt, CDU-Bundestagsabgeordneter für Verden und Osterholz, zu Wort. Er plädierte sowohl an das EKN als auch an den Landkreis Verden, schnell aktiv zu werden und tiefer gehende Statistiken zu veröffentlichen (wir berichteten). Denn die Befürchtungen, die Erdgasförderung könnte in Zusammenhang mit den erhöhten Erkrankungszahlen stehen, gab es schon seit Längerem, sagt auch Andreas Noltemeyer, Ortsbürgermeister in Völkersen und Sprecher der Langwedeler Bürgerinitiative No Fracking. „Es hat sich nur keiner getraut, das offen auszusprechen.“
Bothel als Initialzündung
Seit den Vorfällen in Bothel gebe es nun endlich den entsprechenden Anlass, neue Zahlen auch für den Landkreis Verden einzufordern. „Unsere Vermutungen haben wir nie direkt öffentlich gemacht. Es braucht nunmal einen wissenschaftlichen Nachweis, bevor derartige Behauptungen aufgestellt werden können“, sagt Noltemeyer. Die Ereignisse in Bothel seien die Initialzündung gewesen, denn diese brisante Enthüllung betreffe alle Fördergebiete.
Noltemeyer: „Unser Ziel ist es, eine breite Öffentlichkeit für die Problematik zu gewinnen. Denn die meisten Menschen werden leider erst aufmerksam, wenn ihre persönliche Unversehrtheit betroffen ist.“ Erst wenn es um die Gesundheit jedes Einzelnen gehe, werde die Politik wachgerüttelt, ebenso wie die Erdgasförderkonzerne, die um ihre Reputation fürchten müssten.
Die Bürgerinitiative No Fracking hat laut Noltemeyer nun einen Antrag an den Flecken Langwedel gestellt und diesen um Unterstützung gebeten. Denn der Landkreis Verden ziehe sich in der Angelegenheit aus der Verantwortung, schließlich kosteten derartige Untersuchungen Geld. „Dann geht es wieder nur darum, wer für die Kosten aufkommt.“
Diesen Vorwurf weist Verdens Landrat Peter Bohlmann vehement zurück. Der Landkreis stehe in engem Kontakt zum EKN. Dort seien weitere Untersuchungen zu den Vorfällen in Bothel bereits angelaufen. „Dass wir nichts unternehmen, stimmt partout nicht“, äußert sich Bohlmann und verweist auf eine Antwort von Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD). Rundt hatte auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Mechthild Ross-Luttmann und Martin Bäumer (CDU) reagiert. Diese hatten angefragt, ob die Landesregierung auch an anderen Erdgasförderstellen in Niedersachsen eine Untersuchung der Krebsraten vornehmen werde, um Hinweisen auf einen Zusammenhang zwischen der Erdgasförderung und den Krebserkrankungen nachzugehen. Rundt dazu: „Derzeit gibt es keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Erdgasförderung/Erdölförderung und den Krebserkrankungen. Zunächst ist es vordringlich, Folgeuntersuchungen in der Samtgemeinde Bothel durchzuführen, um der Frage nachzugehen, welche Faktoren oder Umstände diese Erhöhung hervorgerufen haben könnten.“ Außerdem werde „eine weitere Ausdehnung der Auswertungen des EKN auf exemplarisch ausgewählte andere Gemeinden, in denen ebenfalls Erdöl- und Erdgasförderung stattgefunden hat, erfolgen“.
Landrat Bohlmann hat sich per Brief an die Sozialministerin gewandt und darum gebeten, auch den Landkreis Verden – speziell den Bereich Völkersen – in die Ausweitung der Untersuchungen einzubeziehen. „Das Thema ist tragisch. Auch deshalb sollte man es nicht für haltlose Vorwürfe gegen die Kreisverwaltung oder zur politischen Profilierung nutzen“, so Bohlmann.
VON ELISABETH HINTZE
Landkreis Verden. Seit Mitte September sind die Menschen in der Samtgemeinde Bothel im Landkreis Rotenburg alarmiert: Zu dem Zeitpunkt hatte das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen (EKN) seine Untersuchungsergebnisse zur Krebsrate in der Samtgemeinde veröffentlicht. Demnach war im Zeitraum von 2003 bis 2012 eine Häufung an Leukämie- und Lymphdrüsenkrebsfällen bei Männern festgestellt worden. Statt der für den Zeitraum zu erwartenden 21 Fälle seien in Bothel 41 Fälle registriert worden, hieß es. Schnell wurden Befürchtungen laut, die dortige Erdgasförderung könne in Zusammenhang mit der erhöhten Krebsrate liegen.
Seitdem fordern Bürgerinitiativen wie auch Politiker weitere Untersuchungen, und das nicht nur für den Landkreis Rotenburg. Zuletzt meldete sich Andreas Mattfeldt, CDU-Bundestagsabgeordneter für Verden und Osterholz, zu Wort. Er plädierte sowohl an das EKN als auch an den Landkreis Verden, schnell aktiv zu werden und tiefer gehende Statistiken zu veröffentlichen (wir berichteten). Denn die Befürchtungen, die Erdgasförderung könnte in Zusammenhang mit den erhöhten Erkrankungszahlen stehen, gab es schon seit Längerem, sagt auch Andreas Noltemeyer, Ortsbürgermeister in Völkersen und Sprecher der Langwedeler Bürgerinitiative No Fracking. „Es hat sich nur keiner getraut, das offen auszusprechen.“
Bothel als Initialzündung
Seit den Vorfällen in Bothel gebe es nun endlich den entsprechenden Anlass, neue Zahlen auch für den Landkreis Verden einzufordern. „Unsere Vermutungen haben wir nie direkt öffentlich gemacht. Es braucht nunmal einen wissenschaftlichen Nachweis, bevor derartige Behauptungen aufgestellt werden können“, sagt Noltemeyer. Die Ereignisse in Bothel seien die Initialzündung gewesen, denn diese brisante Enthüllung betreffe alle Fördergebiete.
Noltemeyer: „Unser Ziel ist es, eine breite Öffentlichkeit für die Problematik zu gewinnen. Denn die meisten Menschen werden leider erst aufmerksam, wenn ihre persönliche Unversehrtheit betroffen ist.“ Erst wenn es um die Gesundheit jedes Einzelnen gehe, werde die Politik wachgerüttelt, ebenso wie die Erdgasförderkonzerne, die um ihre Reputation fürchten müssten.
Die Bürgerinitiative No Fracking hat laut Noltemeyer nun einen Antrag an den Flecken Langwedel gestellt und diesen um Unterstützung gebeten. Denn der Landkreis Verden ziehe sich in der Angelegenheit aus der Verantwortung, schließlich kosteten derartige Untersuchungen Geld. „Dann geht es wieder nur darum, wer für die Kosten aufkommt.“
Diesen Vorwurf weist Verdens Landrat Peter Bohlmann vehement zurück. Der Landkreis stehe in engem Kontakt zum EKN. Dort seien weitere Untersuchungen zu den Vorfällen in Bothel bereits angelaufen. „Dass wir nichts unternehmen, stimmt partout nicht“, äußert sich Bohlmann und verweist auf eine Antwort von Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD). Rundt hatte auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Mechthild Ross-Luttmann und Martin Bäumer (CDU) reagiert. Diese hatten angefragt, ob die Landesregierung auch an anderen Erdgasförderstellen in Niedersachsen eine Untersuchung der Krebsraten vornehmen werde, um Hinweisen auf einen Zusammenhang zwischen der Erdgasförderung und den Krebserkrankungen nachzugehen. Rundt dazu: „Derzeit gibt es keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Erdgasförderung/Erdölförderung und den Krebserkrankungen. Zunächst ist es vordringlich, Folgeuntersuchungen in der Samtgemeinde Bothel durchzuführen, um der Frage nachzugehen, welche Faktoren oder Umstände diese Erhöhung hervorgerufen haben könnten.“ Außerdem werde „eine weitere Ausdehnung der Auswertungen des EKN auf exemplarisch ausgewählte andere Gemeinden, in denen ebenfalls Erdöl- und Erdgasförderung stattgefunden hat, erfolgen“.
Landrat Bohlmann hat sich per Brief an die Sozialministerin gewandt und darum gebeten, auch den Landkreis Verden – speziell den Bereich Völkersen – in die Ausweitung der Untersuchungen einzubeziehen. „Das Thema ist tragisch. Auch deshalb sollte man es nicht für haltlose Vorwürfe gegen die Kreisverwaltung oder zur politischen Profilierung nutzen“, so Bohlmann.
Nicht nur in Rotenburg, auch im Landkreis Verden sprechen sich immer mehr Menschen gegen Fracking aus. Die Langwedeler Bürgerinitiative No Fracking befürchtet gar einen Zusammenhang zwischen erhöhten Krebserkrankungen und der Erdgasförderung. FOTO: DPA
Achimer Kurier und Verden-Stadt und Land vom 14.10.2014