Mattfeldt beim Dörverdener Neujahrsempfang

Mehr Licht als Schatten

Beim Dörverdener Neujahrsempfang schauen die Gäste vorsichtig optimistisch in die Zukunft

Dörverden.Verdens Landrat Peter Bohlmann (SPD) kommt immer gern zum Neujahrsempfang nach Dörverden. Warum? Weil das Aller-Weser-Dreieck seiner Ansicht nach „eine attraktive Gegend zum Wohnen und Arbeiten“ ist. Die Gemeinde Dörverden verfüge über viele Chancen. Chancen, die allerdings nicht immer jeder sehe. Sei es nun nun die Entwicklung des geplanten Gewerbe- und Industrieparks (GIP) Barme oder die gute Eisenbahn-Anbindung. „Es gibt nur vier Kommunen im Landkreis Verden, die an der Hauptlinie von Bremen nach Hannover liegen. Und Dörverden ist eine davon“, betonte der Chef der Kreisverwaltung. Mit dem Zug war er am Sonnabendvormittag aber nicht zum Neujahrsempfang in der Mensa der Aller-Weser-Oberschule angereist.

Traditionell wird dieses gesellschaftliche Ereignis von der Vereinigung der Selbstständigen (VDS) und der Gemeinde Dörverden ausgerichtet. „Bis auf Thedinghausen und Dörverden gibt es so etwas in dieser Form nicht mehr im Kreisgebiet“, erzählte Bohlmann. In seiner Neujahrsansprache ging Dörverdens Bürgermeister Alexander von Seggern (parteilos) auf die Themen ein, die ihn und die Bürger im vergangenen Jahr ganz besonders bewegt haben: die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung sowie die Rückkehr des Wolfes. Obwohl 2019 gleich zwei angestellte Ärztinnen in die Dörverdener Arztpraxis einsteigen und sie sogar mittelfristig übernehmen wollen, kann von Seggern noch keine langfristige Entwarnung geben: „Auch die Zukunft der zahnärztlichen Versorgung und die Zukunft der Altenpflege stehen auf unserer Agenda.“ Nachdem im Februar vergangenen Jahres ein Wolf als Verursacher zweier Nutztierrisse in Hülsen festgestellt wurde, ist im Aller-Weser-Dreieck eine teilweise sehr emotionale Diskussion über die Rückkehr dieses Wildtieres entbrannt. „Ich wiederhole gerne, dass für mich die Sicherheit der Menschen immer an erster Stelle steht und wir selbstverständlich alle ordnungsbehördlichen Maßnahmen ergreifen werden, die erforderlich sind. Aber eben nur, wenn sie erforderlich sind“, betonte der Chef der Gemeindeverwaltung. Das zuständige Wolfsbüro sehe nämlich nach derzeitigem Erkenntnisstand noch keinen konkreten Handlungsbedarf im Zuge des Wolfsmanagements. Die Region werde aber auch weiterhin beobachtet.

Gute Nachrichten hatte der Bürgermeister auch hinsichtlich der Finanzen zu verkünden: „Der Schuldenstand der Gemeinde hat sich in 2018 um sage und schreibe eine Million Euro reduziert. Das ist mehr als das Doppelte, was ursprünglich in der Haushaltsplanung vorgesehen war.“ Neben dem Breitbandausbau in der Ortschaft Diensthop genießt auch der Neubau des gemeinsamen Feuerwehrgerätehauses für Dörverden und Stedorf höchste Priorität. Zur Freude des Bürgermeisters können die vielen Betriebe und Unternehmen in der Gemeinde durchweg volle Auftragsbücher verzeichnen. Europas größtes Versandhaus für Schuhe in Übergrößen hat beispielsweise seinen Sitz in der Gemeinde.

In seiner Neujahrsansprache ging Hermann Scholing, Vorsitzender der Vereinigung der Selbstständigen, noch einmal auf die in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung, kurz DSGVO, ein, die für die Betriebe „viele Fallstricke“ biete. „Bei dieser Verordnung schlägt die Bürokratie richtig zu“, monierte Scholing und führte gleich ein kleines Beispiel an: „Die Gemeindeverwaltung musste vor der Veröffentlichung des Terminkalenders erst bei allen Aufgeführten abfragen, ob sie mit der Veröffentlichung ihrer Daten einverstanden sind. Dabei wollen wir uns doch präsentieren.“ Dennoch wollen die Dörverdener Selbstständigen „das gute Lebensgefühl in der Gemeinde“ auch weiterhin stärken. „In der schnelllebigen Zeit müssen wir uns heutzutage neben dem Internet ständig neuen Herausforderungen stellen. Dabei entstehen glücklicherweise auch neue Arbeitsgebiete, neue Berufsfelder und Infrastrukturen“, zeigte sich Scholing optimistisch.

Dass der Neujahrsempfang stets ein gutes Forum für den gegenseitigen Austausch bietet, konnten Bundestagsabgeordneter Andreas Mattfeldt (CDU) und Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth (SPD) nur bestätigen. „Hier sprechen die Menschen noch miteinander statt übereinander“, meinte der Christdemokrat. Und Dörverdens Ratsvorsitzender Hans Hermann (CDU) ergänzte: „Beim Neujahrsempfang werden auch schon mal Probleme auf dem kurzen Dienstweg besprochen.“ Joachim Kruse, Schulleiter der Aller-Weser-Oberschule, freute sich, dass die Bildungseinrichtung turnusgemäß alle zwei Jahre der Gastgeber ist: „Durch diese Veranstaltung können wir unserer Schule ein Gesicht geben und sie noch einmal ganz anders repräsentieren. Ich finde es wichtig, dass ein kommunalfinanzierter Raum auch der Kommune zur Verfügung steht.“

Die Dörverdener Sängerin Diane Holmes begeisterte die Gäste mit ihrer Stimme und Klassikern von Abba bis Tina Turner und war der beste Beweis dafür, dass die Gemeinde doch eigentlich viel zu bieten hat. Für den Landrat hadert Dörverdener einfach manchmal zu viel mit sich selbst – und zwar völlig unbegründet.

aus Verdener Nachrichten vom 14.01.2019