Mattfeldt erobert „roten“ Wahlkreis

Mattfeldt erobert „roten“ Wahlkreis

Von Fabian Lenk, Uwe Dammann und Christian Weth Landkreis Verden. Um 18.36 Uhr stürmt Andreas Mattfeldt nach vorn zur Leinwand, wo die Ergebnisse der Bundestagswahl gezeigt werden. Er wedelt mit dem Handy, ruft: „Wir haben das erste Ergebnis, es kommt aus Döhlbergen – wir liegen in Führung, auch bei den Erststimmen!“ Jubel brandet auf im Gasthaus „Zur Post“ in Völkersen. Hier feiert die CDU ihre Wahlparty. Und am Ende auch Mattfeldts Sieg.

 

Der Unionspolitiker gibt sich locker. Um 7 Uhr ist er aufgestanden und hat mit seiner Frau Petra den Tag vorbereitet. Seinen großen Tag? „Wir haben Schnittchen geschmiert, die Tische eingedeckt und die Technik aufgebaut“, erklärt der bei einem Glas Pils. Überall Ballons, CDU-Wimpel, Poster, die Mattfeldt und Angela Merkel zeigen, Teelichter zwischen Kastanien – und Schalen mit Gummibärchen. Nervennahrung, die dringend benötigt wird.
An einen Wahlsieg will anfangs niemand glauben, zu „rot“ ist der Wahlkreis traditionell. Auch Mattfeldt selbst ist erst skeptisch: „Der Wahlkreis ist für die CDU kaum zu gewinnen.“ Alles andere als seine Niederlage sei eine Überraschung, sagt er leise.
21.14 Uhr: 34 von 35 Wahlbezirken sind ausgezählt, Mattfeldt hat über 1000 Stimmen Vorsprung vor Stünker. Das muss doch reichen… Schon singen die ersten im Saal: „Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin!“ Dann ist es amtlich. Mattfeldt hat es gepackt. „Ich kann es nicht glauben“, murmelt er. Er hat gewonnen, bekam 53076 Erststimmen, Stünker nur 52394. Dann geht die Party in Völkersen erst so richtig los Als Joachim Stünker um 18.40 Uhr auf der SPD-Wahlfeier im Langwedeler Gasthaus „Klenke“ erscheint, klatschen die Genossen. Jubel gibt es nicht – wie eine böse Vorahnung. Er geht von Tisch zu Tisch, um sich bei seinen Helfern für das Engagement im Wahlkampf zu bedanken.
Im Laufe des Abends entwickelt sich die Wahl zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Genossen quittieren lautstark Siege und Niederlagen in den einzelnen Wahlbezirken. Beifall und Ausrufe der Entrüstung wechseln sich ab. Hauchdünn ist der Vorsprung. Mal liegt CDU-Kandidat Mattfeldt vorne, mal Stünker. Die Familie weicht dem SPD-Mann nicht von der Seite. Um 21.30 Uhr sickert durch, dass er zurückliegt. Fünf Minuten später steht seine Niederlage fest. Das Direktmandat ist verloren.
Auch auf Bundesebene läuft es schlecht. SPD-Kreisvorsitzender Richard Eckermann fasst in Worte, was viele Genossen im Saal denken: „Das Bundesergebnis ist ein schwerer Schlag ins Kontor. Mit so hohen Verlusten haben wir nicht gerechnet.“ Eckermann führt das schlechte Abschneiden der SPD auf den Vertrauensverlust zurück, den alle großen Parteien zu spüren bekämen.
Neben dem Duell der Kandidaten von SPD und CDU um das Bundestagsdirektmandat gibt es noch ein anderes Rennen an diesem Abend im Landkreis Osterholz. Dort hoffen drei weitere Bewerber, über die Liste in den Bundestag einzuziehen.
Beste Aussichten auf Grund des Wahlergebnisses hat Herbert Behrens (Osterholz-Scharmbeck, Linke), der Platz 6 der Landesliste seiner Partei innehat. Durch das gute Abschneiden seiner Partei in Niedersachsen war sein Einzug gestern Nacht möglich.
Weniger Freude gibt es bei Heiner Haase (Lilienthal, Listenplatz 10, Bündnis 90/Grüne) und Tim Schardelmann (Worpswede, Listenplatz 16, FDP). Schardelmann feiert lediglich das Bundesergebnis: „Für mich persönlich wird es wohl für den Einzug in den Bundestag nicht reichen.“ Weitere Berichte lesen Sie auf acht Politikseiten in der Hauptausgabe (Seiten 1-8) und in unserer Sonder-Wahlbeilage am Ende der Hauptausgabe (Seiten 29-40). Leserinnen und Leser, die die Zeitung mit der Post bekommen, erhalten diese Beilage wegen des vorgezogenen Drucktermins für den Postversand voraussichtlich nicht heute, sondern erst
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