Mattfeldt freut sich „bannig“
Geschichte in Papier und Bildern
Der Heimatverein Posthausen feiert – mit etwas Verspätung – sein 50-jähriges Bestehen
GISELA ENDERS
Ottersberg. „Was ist Heimat, was ist ein Verein?“ Um den zu gründen, müssten sich mindestens sieben Leute zusammensetzen, blickte Ottersbergs Bürgermeister Tim Willy Weber in die Statuten, die jeweils als Basis dienen. Dass sich im Oktober 1973 aber gleich 54 Posthausener im damaligen Gasthaus „Zu den drei Linden“ mit dem Thema befasst hatten, wertete der Verwaltungschef als Indiz für die Verbundenheit der Dorfbewohner mit ihrer Umgebung. Gemeinsam mit Vertretern aus Kommunalpolitik und Wirtschaft feierten am vergangenen Wochenende Gründungs- und aktive Mitglieder das 50-jährige Bestehen des Heimatvereins. Tobias und Lennard Bertzbach luden im Stil der Comedian Harmonists zum Mitsingen ein, und Pastor Hartwig Claus von der Lukas-Gemeinde kündigte op Platt besondere Aktionen im Zusammenhang mit dem Jubiläum an.
Reiner Sterna hatte sich als Ortsbürgermeister eingehend mit der Vergangenheit des Zusammenschlusses befasst und freute sich über das Erscheinen all derer, die das Leben im Dorf in der Vergangenheit mit Leben gefüllt hatten und auch heute noch ihren Beitrag dazu leisten. „Wer Geburtstag feiert, muss zurückschauen“, ist er sicher und würdigte den Einsatz der Mitglieder, die sich über Jahrzehnte der Förderung und Pflege des Heimatgedankens und des Brauchtums gewidmet hatten, der niederdeutschen Sprache und der Sicherung der örtlichen Kultur. Dazu habe auch Martha Müller gehört, die mit ihrer Schreibmaschine festgehalten hatte, was für die Nachwelt erhaltenswert schien. Zeugnis von lange vergangenen Zeiten liefern auch Aktenordner, unter ihnen alte Strafakten, in die wegen des damals nicht vorhandenen Datenschutzes gerne Einblick genommen werden könne.
Ausschlaggebend für den repräsentativen Eindruck, den das aus drei Einheiten bestehende Vereins-Ensemble heute bietet, waren die zahlreichen helfenden Hände, die immer aktiv wurden, wenn es um bauliche Maßnahmen ging. So zum Beispiel 1975, als der Verein eine gemeindeeigene Wiese hinter der Dienstwohnung des Schulleiters zur Verfügung gestellt bekam und es galt, eine Zuwegung zu schaffen. 20 Eichen wurden an die Ränder gesetzt, so der Ortsbürgermeister, wovon beim ersten Anlauf wegen des heißen Sommers lediglich drei überlebten. Und auch, als 1978 der Ab- beziehungsweise Aufbau einer Fachwerkscheune aus dem 17. Jahrhundert anstand, waren ausreichend „Kümmerer“ vorhanden. Neben Ausdauer und handwerklichem Geschick wurden jedoch auch finanzielle Mittel benötigt, um das Gebäude am jetzigen Standort wieder aufzubauen. Gelungen war die Aktion mithilfe der Gemeinde, des Landkreises und der Familie Dodenhof, der in Anwesenheit von Ralph Dodenhof ein herzlicher Dank für immer wiederkehrende Unterstützung zuteil wurde.
Busch-, Backofen- und Erntefest; auch die Dorfjugend nimmt mittlerweile teil am Leben rund um das Heimathaus. Im vergangenen Jahr, so Andreas Mattfeldt, sei anlässlich anstehender Arbeiten spürbar gewesen, dass sich das Thema Verbundenheit und damit einhergehendes Engagement insgesamt wieder etabliere. So auch in Posthausen, was den Abgeordneten im Bundestag „bannig“ freut.
Mit der Frage, was Heimat für den Einzelnen bedeute, brachte sich Tim Willy Weber noch einmal ein in den Kreis der Redner. Wo man geboren sei, spiele natürlich eine Rolle, wo man lebe und wo man sich wohlfühle. Für viele Menschen sei das alles relevant, glaubt Ottersbergs Bürgermeister und sieht den einst als altbacken stigmatisierten Begriff der Heimatliebe wieder im Kommen. An diesen Punkt knüpfte auch Sterna noch einmal an und berichtete von einer örtlichen Jugendgruppe, die seit ein paar Monaten mit im Boot sei und von der Freude an einer gemeinsamen Zukunft.
VN 17.04.2024