Mattfeldt gewinnt zum fünften Mal

27. Februar 2025
Pressespiegel

Bundestagswahl 2025: So lief die Wahl in der Region

Felix Gutschmidt, Lutz Rode, Brigitte Lange und Jörn Dirk Zweibrock

Der Langwedeler CDU-Politiker Andreas Mattfeldt hat zum fünften Mal in Folge die meisten Stimmen im Wahlkreis Osterholz-Verden geholt. Er zieht damit für eine weitere Legislaturperiode in den Bundestag ein. Vollends zufrieden ist der 55-Jährige, der die Region seit 2009 im Bundestag vertritt, am Wahlabend aber nicht. Jubel jedenfalls will nicht so recht aufkommen, als im Fernsehen das erste Mal die bunten Balken erscheinen. Mattfeldt hat zur Wahlparty ins Waldschlösschen in Daverden eingeladen. Während im Hintergrund das Wahlkampfteam noch schnell die „Danke“-Sticker verteilt, die ab Montag auf die Wahlplakate geklebt werden sollen, richten sich die Blicke vorne im Saal auf die Leinwand. Die ersten Zahlen nach dem Schließen der Wahllokale nehmen die Anwesenden zurückhaltend zur Kenntnis.

„Ich hätte mir eine drei am Anfang gewünscht“, sagt Mattfeldt, der bekannte, auf sein eigenes Ergebnis „stolz“ zu sein. Er fordert nun eine schnelle Regierungsbildung. „Die Arbeit geht jetzt los“, sagt er am späten Abend. „Wir müssen jetzt liefern“. Dass die AfD als zweitstärkste Kraft aus der Wahl hervorgeht, sollte den anderen Parteien zu denken geben – „wir müssen darauf reagieren“, sagt der 55-Jährige. „Das rate ich auch meinen Freunden von der SPD.“ Denn es seien „nicht nur Nazis, die die wählen“. Er halte die Spitze der AfD in großen Teilen für völkisch-nationalistisch, nicht aber die Wähler.

Betretenes Schweigen derweil auf der Wahlparty der Verdener Sozialdemokraten: „Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend“, sagt Direktkandidatin Özge Kadah (SPD). Die großen Parteien hätten einen massiven Vertrauensverlust erlitten, den es wieder wettzumachen gelte. Nun müsse für stabile Verhältnisse im Bund gesorgt werden. Chancen auf einen Einzug in das Parlament hätte sie nur über den Gewinn des Direktmandats gehabt: „Ich stehe auf Platz 24 der SPD-Landesliste.“ Ein kleiner Junge macht ihr auf der Wahlparty Mut: „Du kannst es ja in vier Jahren noch mal versuchen.“

Nach den ersten Hochrechnungen ist jegliche Anspannung von Lena Gumnior abgefallen. Die Direktkandidatin der Bündnis-Grünen ist sicher: „Jetzt packe ich meine Koffer.“ Wegen ihrer hohen Platzierung auf der Landesliste hat es die 32-jährige Juristin in den Bundestag geschafft. Gut 60 Personen sind an diesem Abend zur Wahlparty in die Mühle von Rönn nach Osterholz-Scharmbeck gekommen. Die Stimmung: nicht euphorisch, aber gut. Die Gäste schätzen die Lage ähnlich ein wie Gumnior: „Wir sind die einzige Partei der Ampelregierung, deren Werte stabil geblieben sind; das ist schon ein Erfolg“, sagt sie.

Bei den Linken im Kreisverband Osterholz bricht Jubel aus, als kurz nach der Schließung der Wahllokale die Hochrechnungen im Fernsehen zu sehen sind. Ihre Party im Diedrichshof in Worpswede haben sie unter das Motto „Sekt oder Selters?“ gestellt. Nachdem die ersten Zahlen aufblitzen, legt sich Direktkandidat Herbert Behrens fest. „Ich tendiere klar zum Sekt“, sagt der 70-jährige Osterholz-Scharmbecker in der Runde mit rund 40 Leuten. Behrens selbst erhält kein weiteres Mandat im neuen Bundestag, nachdem er von 2009 bis 2017 Abgeordneter war. Trotzdem ist er in Feierlaune. Die Linke hatte zuletzt in den Umfragen zugelegt. Womit das zusammenhängt, ist auch auf der Party zu sehen: Viele junge Gesichter tummeln sich im Diedrichshof. Behrens berichtet, dass der Kreisverband etliche neue Mitglieder hat, überwiegend junge Leute.

Auf der anderen Seite des politischen Spektrums hat AfD-Kandidatin Susanne Rosilius das Direktmandat im Wahlkreis zwar verpasst, dennoch ist sie mit dem Ergebnis zufrieden. „Ich bin streckenweise überwältigt von dem, was wir hier abgeliefert haben“, sagt die 57-Jährige und blickt nach vorn: „2026 kommt“, sagt Rosilius mit Blick auf die Kommunalwahl im kommenden Jahr.

Die FDP verfolgt den Abend ohne ihren Direktkandidaten Gero Hocker. Der Achimer ist bei der Partei in Hannover und fährt nachts weiter nach Berlin. Da die FDP laut Zahlen vom späten Abend den Wiedereinzug ins Parlament verpasst, wird der 49-Jährige seinen Platz in Berlin räumen müssen. „Man muss gute Nerven haben, wenn man in der FDP ist“, so Hocker. Mit Schwarz-Rot hätte er „echt Bauchschmerzen“. Er glaube, „dass das nur die Radikalen stärkt“.

Aus Weser-Kurier 24.02.2025