Mattfeldt hat in Verden knapp die Nase vorn, bei Zweitstimmen ist die CDU aber Verliererin
„Das Land lechzt nach Erneuerung“ von Katrin Preuss
Verden – Pünktlich um 18 Uhr machte sich Wahlhelferin Karen Kehr auf den Weg zum Haupteingang der Grundschule am Sachsenhain, um den Haupteingang abzuschließen. Ein symbolischer Akt. Zwar ist die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag nun offiziell beendet, aber die Tür wurde gleich wieder aufgeschlosssen. Denn die Auszählung der Stimmzettel ist grundsätzlich öffentlich.
An diesem Abend machte allerdings niemand von dieser Möglichkeit Gebrauch. Dorit Vetter kannte das schon. Seit knapp 20 Jahren fungiert sie als Wahlhelferin. „Ein gutes Ehrenamt“, fand sie. „Es ist auch ein Zeichen auch für politisches Interesse.“
Als Routinier war es dann auch an Dorit Vetter, die Auszählung der abgegebenen Stimmen im Wahlbezirk 102 (Grundschule am Sachsenhain I) zu strukturieren. In Sekundenschnelle waren Tische zusammengeschoben und es begann zunächst die grobe Einteilung der Wahlzettel. Wo gehen Erst- und Zweitstimme an die selbe Partei? Wo hat der Wähler stärker unterschieden? Welche Stimmzettel sind leer oder ungültig?
Die 333 Papiere waren schnell zugeordnet und ausgezählt. Das Ergebnis spiegelte in etwa das Resultat auf Stadtebene wider: Lagen bei den Erststimmen die beiden Spitzenkandidaten Andreas Mattfeldt (CDU) und Michael Harjes (SPD) noch relativ dicht bei einander, so machten bei den Zweitstimmen die Sozialdemokraten eindeutig das Rennen.
Zwar stand gegen 22 Uhr fest, dass Andreas Mattfeldt den Wahlkreis ein viertes Mal in Folge gewinnen konnte. Entsprechend entspannt klang denn auch Jens Richter,
der die Auszählung bei der CDU-Wahlparty im Daverdener Waldschlößchen verfolgt hatte.
Mit Blick auf das Ergebnis seiner Partei in der Stadt Verden war dem CDU-Mann allerdings mehr nach Selters als nach Sekt. Zehn Prozentpunkte weniger als 2007, alsdie Christdemokraten rund 33 Prozent der Zweitstimmen in Verden holten, das sei eine deutliche Ansage, so der Chef der Verdener CDU-Ratsfraktion. „Da brauchen wir nichts schön zu reden.“
Vor diesem Hintergrund sei das Ergebnis Mattfeldts eine besondere Leistung, so Richter weiter. Die Entscheidung, Armin Laschet als Kanzlerkandidaten ins Rennen zu schicken, kritisierte Jens Richter indes nicht. „In persönlichen Begegnungen hat er mich inhaltlich voll überzeugt“, betonte er. Aber nach 16 Jahren Merkel – „eine Epoche“ – hätten eben auch viele gesagt, ein Wechsel wäre mal gut. Richter: „Das Land lechzt nach Erneuerung.“
„Spannend bis zuletzt“, bilanzierte Eva Hibbeler das lange andauernde Kopf-an-Kopf-Rennen von Mattfeldt und Harjes. Das gute Ergebnis ihrer Partei auf Stadtebene erfreut Verdens SPD-Chefin natürlich. Hier konnten die Sozialdemokraten bei den Zweitstimmen 5,38 Prozentpunkte gut machen, landeten schließlich bei 31,60 Prozent. Unumwunden gab Hibbeler aber auch zu: „Eine Erklärung dafür habe ich nicht.“
Auszug aus Verdener Aller-Zeitung vom 27.09.2021