Mattfeldt informierte sich über die aktuelle Situation der Landwirtschaft

Situation auf den Höfen ist dramatisch:
Landwirte berichten Bundestagskandidaten Andreas Mattfeldt von stark sinkenden Erträgen bei hohen Kosten.

Von Klaus Göckeritz Lilienthal·Worpswede.

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Krise in der Landwirtschaft in den Hintergrund gerückt. Dabei leiden die Bauern der Region extrem unter sinkenden Erträgen bei hohen Kosten.

Einen Einblick vor Ort verschaffte sich Andreas Mattfeldt, der sich im hiesigen Wahlkreis für ein Mandat im Bundestag bewirbt. Der CDU-Mann nannte die Entwicklung dramatisch. Es sei derzeit keine Freude, stellten Jürgen und Michael Haar in Bezug auf ihrem Betrieb an der Bergedorfer Straße fest. Dort bewirtschaften Vater und Sohn in achter Generation einen rund 130 Hektar großen Hof mit 130 Kühen und 200 Schweinen. Der Betrieb verursacht hohe Kosten für Energie und Futter, dazu müssen Rechnungen für den Tierarzt bezahlt und Rücklagen für Investitionen gebildet werden.

Einbrüche auf der Einnahmenseite haben den Landwirten in den vergangenen Monaten schwer zu schaffen gemacht. „Die Kalkulation geht überhaupt nicht auf“, erklärte Jürgen Haar dem Gast aus Langwedel bei Verden. Grund seien die dramatisch gesunkene Erträge. Mehr noch – was derzeit läuft, habe er in dieser Form noch nicht erlebt, stellte Haar fest. Im vergangenen Jahr habe er von der Molkerei für jeden Liter Milch noch 34 Cent erhalten. Derzeit seien die Preise auf ein Niveau von 22 Cent eingebrochen. Dies bedeute für den Familienbetrieb in jedem Monat ein Minus in Höhe von 12000 Euro.
Dies könne kein Produzent auf Dauer verkraften, stellte Haar fest und verwies auf ein weiteres Beispiel. In den vergangenen Wochen seien auch die Preise für schlachtreife Bullen gesunken – im Zeitraum von drei Monaten um fast 15 Prozent auf jetzt 2,70 Euro pro Kilogramm.

Die Ertragseinbußen zeigen Folgen, die nicht auf den Hof in Bergedorf beschränkt bleiben. Auch andere Branchen spüren deutlich, wenn die Landwirtschaft kränkelt und sich mit Investitionen zurückhält. Haar verwies auf seinen High-Tech-Melkstand, für den er zuletzt vor zwei Jahren tief in die Tasche gegriffen hatte. An eine ursprünglich geplante Erweiterung der hochmodernen Anlage mit Platz für 24 Milchkühe sei derzeit gar nicht zu denken. „Bei diesen Erträgen halte ich mit weiteren Investitionen erst einmal zurück“, stellte der Landwirt klar.

Dies sei kein Einzelfall, unterstrich Kreislandwirt Reinhard Garbade. Wenn sich die Landwirte mit Investitionen zurückhielten, würden auch nachgelagerte Branchen in Mitleidenschaft gezogen. Garbade warnte gleichzeitig vor einer dauerhaften Beschädigung der Milchviehbetriebe. Milchviehhaltung sei ausgesprochen kapitalintensiv. Wenn im Bereich der Milchviehhaltung etwas einbreche, sei es kaum wieder zu reparieren. Garbade appellierte gleichzeitig an die Politik.

Das zuständige Landesministerium müsse etwas tun, stellte auch Andreas Mattfeldt fest und wies auf die Bedeutung des Wirtschaftszweigs Landwirtschaft hin. Auf landesweit rund 120 000 bis 150000 Arbeitsplätze bezifferte Mattfeldt die Größenordnung. Dies sei eine Hausnummer, gegen die selbst der Autobauer Opel ein kleines Licht sei.
Die Bundesregierung sollte die Bauern zum Beispiel bei den Dieselkosten entlasten, schlug Jürgen Haar beim Besuch des christdemokratischen Bundestagskandidaten vor. Derzeit seien Unter- und Obergrenzen von 2000 und 10000 Litern Jahresverbrauch eingezogen. Darunter und darüber gebe es keine Erstattung für die Landwirte. Die Obergrenze müsse erweitert werden, forderte Haar. In Frankreich werde der Liter Diesel mit sechs Cent pro Liter besteuert, der deutsche Fiskus lange mit gleich 40 Cent zu.

Ob man sich gegen das viel diskutierte Preisdiktat der Discounter wie Aldi und Lidl durchsetzen könne, war in der Runde kein Thema. Gleichwohl sollte der niedersächsische Produzent weiter auf die hohe Qualität seiner Produkte setzen. Und auch bei der Vermarktung und Veredelung bestehe noch Nachholbedarf. „Da machen uns die Franzosen noch etwas vor“, stellte Mattfeldt in Bergedorf fest.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG Ausgabe: Wümme Zeitung Seite: 1 Datum: 01.04.2009