McAllister bläst zur Attacke

McAllister bläst zur Attacke

 

Daverden – Von Michael MixIn München ist wieder Oktoberfest, und ein Hauch davon wehte am späten Freitag auch in der Budenstadt neben dem „Waldschlösschen“ in Langwedel-Daverden. Auf der zentralen Wahlkampfveranstaltung der CDU-Kreisverbände Verden und Osterholz in romantischer Freiluftkulisse roch es nach Spanferkel und Sauerkraut, und die von ihrem Bundestagskandidaten Andreas Mattfeldt begrüßten „300 Besucher“ erlebten einen deftig-stimmungsvollen Abend, bei dem der smarte David McAllister, Wulffs Kronprinz, der umjubelte Star war.

 

David McAllister (r.), Vorsitzender der CDU Niedersachsen und der CDU-Landtagsfraktion, leistete für seinen Parteifreund Andreas Mattfeldt beim CDU-Oktoberfest am „Waldschlösschen“ die Anhängerschar begeisternde Wahlkampfhilfe.Fotos: Mix

Doch zunächst musste sich der Vorsitzende der CDU Niedersachsen und Chef der CDU-Landtagsfraktion einer Protestfront des Bundes Deutscher Milchbauern (BDM) stellen, die am Eingang des Festplatzes voller Wut und Verzweiflung auf die existenzielle Bedrohung ihres Berufsstandes hinwies und eine deutlich bessere Bezahlung der Erzeuger forderte. McAllister hörte geduldig zu, machte aber keinerlei Zugeständnisse. Ein Milchpreis von 20 Cent pro Liter für die Landwirte sei „ethisch nicht vertretbar“, gestand der CDU-Politiker immerhin ein. „Wir hoffen, dass der Markt das bereinigt.“ BDM-Wortführerin Johanna Böse-Hartje aus Thedinghausen war das entschieden zu wenig. Für ihresgleichen seien die Christdemokraten wohl keine Verbündeten mehr, kommentierte sie bitter. „Sie wollen die bäuerliche Landwirtschaft zerstören.“

Das satt gegessene, längst auf wahlkämpferische Nahrung aus prominentem Mund wartende Publikum in der Budenstadt scharte unterdessen bereits ungeduldig mit den Hufen. „Wir wollen David sehen!“ tönte es aus Reihen der Jungen Union (JU), die mit einer auffällig großen Abordnung vertreten war, immer lauter. Und dann kam er endlich und durchschritt zum Niedersachsenlied das JU-Spalier – eine Inszenierung, die bei den sinkenden Temperaturen langsam fröstelnde Parteimitglieder und Sympathisanten mehr als erwärmte, sichtlich ergriff.

Als David McAllister, 38, unverbraucht wirkend, noch blendender als Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg aussehend, dann ans Mikrofon trat, klebte das Publikum förmlich an seinen Lippen. Und der Mann aus Bad Bederkesa, Sohn einer Deutschen und eines Schotten, wurde den Vorschusslorbeeren seiner Anhänger gerecht. Rhetorisch brillant beackerte er die wichtigsten Politikfelder und beharkte, wie gewünscht, kräftig den politischen Gegner. Dabei vergaß er dann mitunter doch seine „höflich britisch-niedersächsische Erziehung“, die ihm seine Eltern hätten zuteil werden lassen.

Ruhig, besonnen und sachlich, wie die Bundeskanzlerin den Wahlkampf führe, sei grundsätzlich richtig, sagte McAllister, auf den letzten Metern gelte es für die Union aber, ihre Botschaft zuzuspitzen. Das „linke Lager mit den Kommunisten“ dürfe nicht an die Macht kommen; bei der „Richtungsentscheidung“ am 27. September sei ein „Herzschlagfinale“ zu erwarten und deshalb müsse das bürgerliche Lager nun geschlossen zur „Attacke“ blasen.

Querschüsse aus München gegen die FDP hätten ab sofort zu unterbleiben. „Wer jetzt noch intern Wahlkampf macht, gehört vom Platz gestellt“, grollte der Niedersachse gegen Horst Seehofer.

Im Stakkato-Stil pflügte er dann durch einige Themen, aber inhaltlicher Tiefgang wäre an solch einem Abend sicher auch fehl am Platze gewesen. Natürlich sprach McAllister die Wirtschafts- und Finanzkrise an. Die führenden Köpfe in der Bankenlandschaft müssten „ethische Verantwortung“ zeigen „und keine dicken Boni mehr kassieren“. Die Talsohle, räumte er ein, sei „noch lange nicht durchschritten“. Wirtschaftswachstum, das die dringend erforderlichen Arbeitsplätze schaffe, dürfe nicht durch zu viel Reglementierung behindert werden. „Wir wollen das Steuersystem sanieren – damit am Ende jeder mehr Netto vom Brutto hat.“

In der Energiepolitik setze die CDU auf „sichere, bezahlbare und ökologisch vertretbare Energien“. Offshore-Windparks in der Nordsee würden für die Energieversorgung in Deutschland und darüber hinaus ähnliche Bedeutung erlangen wie sie jetzt noch die Ölfelder im Nahen Osten hätten, prophezeite David McAllister. Dennoch könne über 2020 hinaus nicht auf Atomkraft verzichtet werden.

Zum Ende seiner heftig beklatschten Rede bekannte er, auch „durchaus anständige Sozialdemokraten“ zu kennen. Aber es gebe auch genug von denen, warnte McAllister und traf wieder den Nerv des Publikums, die sich „nicht scheuten, gemeinsame Sache mit den Kommunisten zu machen“.