McAllister in Daverden

McAllister in Daverden

„Weg mit der Saldierung!“ rufen die Milchbauern, „David-David-David“ skandiert die Junge Union. Der Parteinachwuchs hat sich zum Spalier aufgestellt, will endlich David McAllister sehen und vor allem hören. Auch die älteren Kaliber, die am Freitagabend im Biergarten des Daverdener Waldschlösschens sitzen, warten auf den CDU-Landesvorsitzenden. Die Sonne ist längst untergegangen, langsam kriegen sie kalte Füße.



Doch erstmal stellt sich dem Politiker eine Gruppe Landwirte um Bio-Bäuerin Johanna Böse-Hartje in den Weg. Auch die Polizei ist mit mehreren Streifenwagenbesatzungen da, Motto: „Man weiß ja nie …“ Die Demonstranten führen freilich nichts Böses im Schilder, sind allerdings aufgebracht. Sie schlagen mit Milchkellen gegen Milchkannen, halten Transparente hoch und Kalb Mathilda trägt auf seinem Rücken ein Plakat spazieren: Es will später faire Preise für seine Milch haben. Der CDU-Landtagsabgeordnete Wilhelm Hogrefe hat schon eine ganze Weile mit den Bauern diskutiert, bevor McAllister eintrifft und mit einem Glas Milch empfangen wird.
Er beteuert, dass er die Position der Protestler respektiere. Böse-Hartje, organisiert im Bund Deutscher Milchbauern, lässt sich nicht beschwichtigen. Gerade die CDU mache sich „nicht einmal die Mühe, uns zu verstehen.“ Und: „Jedes Mal, wenn der Milchwagen die Milch abholt, werden wir bestohlen – und der Staat guckt zu.“
Aus dem Biergarten ertönen die „David-David“-Rufe, was einen Demonstranten maßlos empört: „Kommt doch raus und diskutiert mit uns“, brüllt er. Stattdessen verabschiedet sich McAllister höflich und geht zu den Wartenden, während draußen Gülle-Gespanne auf und ab fahren.
Bei seinem Wahlkampfauftritt für den CDU-Bundestagskandidaten Andreas Mattfeldt versichert der Politiker nochmals, dass er volles Verständnis für die Milchbauern habe. Seine Partei teile jedoch die Position des Landvolkverbandes. Und dann geht es im Galopp durch alle Wahlkampfthemen. McAllister redet mit einer Leidenschaft, als hielte er die Rede zum ersten Mal. „Deubel auch!“, bewundert einer das rhetorische Talent des Vollblutpolitikers.
Er sagt, er wolle nicht polemisch werden, aber man müsse die Dinge angesichts des großen Anteils noch unentschlossener Wähler jetzt zuspitzen. Die Linke, sagt McAllister, stelle eine kommunistische Bedrohung dar, mit denen wolle er nichts, aber auch gar nichts zu tun haben. Aus Trittin wird „Tritt-ihn“, aus Gabriel der „Harzer Roller“ und heuchlerisch seien alle beide, wenn sie den baldigen Ausstieg aus der Atomenergie wollten. „Dabei wissen sie genau, dass der Strom dann aus AKW jenseits der Grenzen, zum Beispiel aus Rumänien, kommt.“ Seine Zuhörer haben sich warm geklatscht. Die Angaben über die Zahl der Gäste im Biergarten variieren zwischen 200 und 300, ein Gutteil gehört der Jungen Union an. Sie tragen Trikots mit ihren Namen, einige dienen der Partei an diesem Abend als Tresenkräfte, häufen Spanferkel, Sauerkraut und Kartoffelpüree auf Teller.
Während es sich das Volk schmecken lässt, spricht Mattfeldt über seine und die Ziele der CDU. Er hat sich so gekleidet, wie er auf der JU-Wahlwerbekarte abgebildet ist: Jeans, weißes Hemd, einen dunkelblauen Pulli leger um die Schultern gelegt. Im Wahlprospekt, den die Wähler im Wahlkreis Osterholz-Verden am nächsten Morgen in ihrem Briefkasten vorfinden, sagt Mattfeldt, warum er mit 39 Jahren genau das richtige Alter für den Bundestag hat: Er sei erfahren und gleichzeitig jung genug, um langfristig in Berlin arbeiten zu können.