MdB Andreas Mattfeldt 100 Tage im Amt

MdB Andreas Mattfeldt 100 Tage im Amt

Schneller Aufstieg in 100 Tagen

CDU-Bundestagsabgeordneter Andreas Mattfeldt beim Kreisblatt /
Lange Reden und Lobbyisten


Von Manfred Brodt

ACHIM/LANGWEDEL In seinen ersten 100 Tagen als Bundestagsabgeordneter konnte Andreas Mattfeldt (CDU) naturgemäß noch keine großen Berge versetzen. Dass er als Parlamentsneuling aber gleich in den Haushaltsausschuss, den „Königsausschuss“, und in den Petitionsausschuss gekommen ist, darf schon als großer Erfolg für ihn gewertet werden.

Normalerweise gilt für Newcomer im Parlament, dass sie in ihrer ersten Wahlperiode vor allem „den Mund zu halten haben“. Andreas Mattfeldt halfen, wie er jetzt im Gespräch mit dem Achimer Kreisblatt sagt, seine „Ellenbogen“ und seine Erfahrungen als früherer Bürgermeister von Langwedel. Durch dieses Amt waren ihm viele Probleme nicht neu im Unterschied zu Kollegen, die vom Hörsaal direkt in den Plenarsaal gewechselt sind.

Der 40-Jährige gehört aufgrund seiner Kompetenz auch dem Unterausschuss für Finanzbeziehungen zur EU und als stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuss an. Hier soll er mithelfen, die Rechnungsführung des Bundes zu modernisieren so, wie es in Kommunen mit Einführung der kaufmännischen doppelten Buchführung geschehen ist. Der Ex-Bürgermeister und gelernte Industriekaufmann hält von dieser modernen Buchführung herzlich wenig, da sie die Sachverhalte nicht durchschaubar mache, sondern verschleiere, die Macht der Verwaltung und Ministerialbürokratie zementiere und die Parlamente entmachte, in den Kommunen wie im Bund.

Als Haushalter geht es für ihn vor allem natürlich ums Sparen von bis zu 10 Milliarden jährlich. Mattfeldt: „Es kann nicht sein, dass Minister sagen: Mir ist kein Opfer zu groß, das der Kollege er-bringt.“ Doch kaum hatte Mattfeldt, der Sprecher zum Haushalt des Familienministeriums, angedeutet, dass auch in seinem Bereich gespart werden müsse, wurde er mit Post der Lobbyisten geradezu überflutet.

Trotz massiven Zwangs zur Schuldenreduzierung hält Andreas Mattfeldt Steuersenkungen zur Konjunkturankurbelung für richtig, wobei er offen lässt, ob es wirklich zu den von der FDP geforderten 24 Milliarden kommt. Die, die jeden Tag zur Arbeit gingen, müssten steuerlich entlastet werden. Wer als junger und gesunder Mensch vom Sozialstaat lebe, müsse hingegen stärker kontrolliert und bei Missbrauch auch verfolgt werden, lautet sein Credo.

Die knappe Hälfte des Jahres weilt der Langwedeler Politiker zu Sitzungswochen in Berlin, wobei die guten Zugverbindungen und seine Wohnung in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs ihm die Arbeit erleichtern. Überrascht hat ihn in Berlin bisher nicht allzu viel, allenfalls die Langatmigkeit vieler Reden und die Indiskretionen aus Fraktionssitzungen, die sie fast zu öffentlichen Veranstaltungen machten.

In den sitzungsfreien Wochen und an Wochenenden widmet sich der frischgebackene Abgeordnete gerne seinem Wahlkreis, und da stehen im Moment inhaltlich der Lärmschutz an der Bahnstrecke in Dörverden, Verden und Langwedel, die Beseitigung weißer Flecken bei der Breitbandversorgung und Lärmschutz an der A1 im Vordergrund. Der neue Bundespolitiker Mattfeldt versteht nicht, dass an der Bundesautobahn bei Stuckenborstel Lärmschutzwände am Wald, aber nicht vor den Wohngebieten Bassens und Oytens stehen. Ob hier als heimischer Bundestagsabgeordneter oder als Mitglied des Petitionsausschusses mit jährlich 18 000 Beschwerden von Bürgern, wird Andreas Mattfeldt beharrlich dicke Bretter bohren können.

Laut Soziologe Max Weber ist genau das ja Politik.

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