„Nicht alle tragen Lederhosen“

„Nicht alle tragen Lederhosen“

US-Austauschschüler berichtet von seinen Deutschland-Erfahrungen

Von Ina Friebel Osterholz-Scharmbeck. Seit 28 Jahren besteht ein Abkommen zwischen dem Amerikanischen Parlament und dem Deutschen Bundestag, das eine finanzielle Unterstützung bei Schüleraustauschen ermöglicht, erklärte Andreas Mattfeldt bei der Vorstellung des 16-jährigen Joshua aus Massachusetts. Das Ganze nenne sich „Parlamentarisches Patenschafts-Programm“. „Dieses Projekt zu unterstützen liegt mir am Herzen“, erklärt der CDU-Abgeordnete. „Das hat zwei Gründe: erstens wollte ich als Jugendlicher ins Ausland gehen, was aus finanziellen Gründen nicht möglich war und zweitens ist es mir wichtig, dass sich die Kulturen untereinander kennenlernen.“ Joshua bekam die Möglichkeit und lebt seit zwei Monaten bei Familie Hohenhorst in Schwanewede und geht dort auch zur Schule – in die erste Klasse der Oberstufe der Waldschule. „Auf meiner Schule in den USA wird Deutsch als Fremdsprache leider nicht angeboten“, erzählte Joshua. „Ich habe dort Französisch gelernt, interessiere mich aber schon immer sehr für die deutsche Kultur und möchte gerne Deutsch lernen.“ Zur Vorbereitung für seinen einjährigen Deutschlandaufenthalt habe er in den USA eine Sprachschule besucht und auch Sprachunterricht zu Hause bekommen. Osterholz-Scharmbeck erinnere ihn schon etwas an seinen Heimatort Lakeville in Massachusetts. „Obwohl ja die meisten Amerikaner denken, alle Deutschen sind Bayern, tragen Lederhosen, jodeln und essen Bratwurst und Schnitzel. Das ist hier im Norden natürlich nicht der Fall“, sagte Joshua. Dennoch war Deutschland zunächst ein Kulturschock für den 16-jährigen: „Ich bin vorher noch nie in einem anderen Land gewesen. Deshalb war es komisch, dass alle Menschen plötzlich eine andere Sprache gesprochen haben, als ich aus dem Flugzeug gestiegen bin.“
Da ihm das Deutsch noch schwerfalle, stellt sich Familie Hohenhorst auf Joshua ein, spricht eine Mischung aus Deutsch und Englisch mit ihm. Für Heike und Markus Hohenhorst sowie die Kinder Johannes und Louisa ist es der erste Austausch. „Ich habe in der Zeitung gelesen, dass noch Gastfamilien gesucht werden und wir wollten einem Schüler die Möglichkeit geben, diese Erfahrung zu machen“, berichtete Heike Hohenhorst. Noch verständigt sich Joshua überwiegend auf Englisch mit seiner deutschen Familie. „Aber in einem halben Jahr wirst du bestimmt sehr gut deutsch sprechen“, prophezeit Mattfeldt.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 03.11.2011

Andreas Mattfeldt, Joshua, Markus Hohenhorst, Luoisa und Heike Hohenhorst (von links). FOTO: Ina Friebel