Noch nie im Leben so viel geradelt

 Moses Daniel ist „junger Botschafter“

Von Peter Otto Landkreis ·Platjenwerbe. Seit Juli 2009 lebt der 17-jährige Moses Daniel aus Missouri (USA) bei einer deutschen Gastfamilie in Platjenwerbe. Er besucht das Vegesacker Gymnasium in der zwölften Klasse. Moses Daniel tritt als junger Botschafter seines Landes auf, denn er kam im Rahmen des deutsch-amerikanischen Jugendaustausches des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms (PPP) nach Deutschland.


Das PPP wurde vor 27 Jahren von Mitgliedern des amerikanischen Kongresses und des deutschen Bundestages erstellt. Der Jugendaustausch soll dazu dienen, die deutsch-amerikanische Freundschaft zu vertiefen. „Jeder Parlamentarier hat alle zwei Jahre die Möglichkeit, einen jungen Menschen als ‚Botschafter‘ in die Vereinigten Staaten oder umgekehrt nach Deutschland zu schicken“, erläutert der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt. Er betreut Daniel als Ansprechpartner während seines Deutschlandaufenthaltes. Zusätzlich hat Mattfeldt als Betreuer einen weiteren Schüler aus Pennsylvania von einem SPD-Kollegen übernommen, und er kümmert sich um zwei weitere deutsche Schüler aus seinem Wahlkreis, die in die USA vermittelt wurden.
„Für das PPP gelten enge Auswahlkriterien“, berichtet er. Die jungen Leute müssten vorab schwierige Tests absolvieren, denn auf einen Platz würden sich oft über 200 Jugendliche bewerben. Im Gastland sollen die Austauschschüler einen anderen Kulturkreis kennenlernen, gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge erfassen und vor allem ihre Sprachkenntnisse verbessern, weil die Sprache das beste Mittel zum Verständnis des Partners darstellt. Zugleich sollen die „jungen Botschafter“ aber auch ihr Heimatland repräsentieren. Auf das Gastland würden die Jugendlichen vor ihrem Austausch gründlich vorbereitet, so Mattfeldt – und doch hält es so manche Überraschung bereit.
Moses Daniel hatte von Deutschland zunächst keine wirkliche Vorstellung. Inzwischen ist er viel gereist, hat Dresden und Potsdam besucht, war in Berlin, Bonn und Bochum und hat sich Hamburg angesehen. „Du musst dich hier bewegen, musst flexibel sein“, sagt er. So viel Fahrrad wie hier sei er in seinem ganzen Leben noch nicht gefahren. Daniel ist erstaunt, wie in Deutschland gelebt, gearbeitet und wie gut hier gegessen wird. Zwar sei die Lehrer-Schüler-Beziehung in der deutschen Schule nicht so eng wie in Amerika, dafür werde man aber mehr gefordert und gezwungen, Aufgaben zu erfüllen.
Daniel liebt besonders die naturwissenschaftlichen Fächer und Mathematik. Da habe er bisher viel gelernt. Der junge Amerikaner kann sich schon sehr gut in der deutschen Sprache ausdrücken. Im Gymnasium nimmt er am Deutschunterricht des sechsten Schuljahres teil, um seinen Wortschatz zu erweitern und die Grammatikkenntnisse zu vervollkommnen. Bis er im Sommer in seine Heimat zurückkehrt, steht unter anderem noch eine Einladung von Mattfeldt nach Berlin an, um die parlamentarischen Systeme der deutschen Demokratie kennenzulernen.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 17.05.2010