Politiker bohren nach

Verdener Kreistag unterstützt Forderung nach Umweltverträglichkeitsprüfung

Von Anna Zacharias:

Landkreis Verden. Wenn ein Thema derzeit in Verden die Gemüter erhitzt, dann ist es die Erdgasförderung. Auch bei der letzten Sitzung des Verdener Kreistages nahm die Diskussion über die geplante neue Bohrung der Deutschen Erdöl AG (Dea) in Scharnhorst wieder viel Raum ein – und das, obwohl sich die Politiker einig sind: Es darf keine Förderung im Trinkwasserschutzgebiet geben.

Einstimmig unterstützten die Parteien dann auch die Kreisverwaltung in ihrem Anliegen, eine Umweltverträglichkeitsprüfung beim Landesamt für Bergbau (LBEG) zu fordern. Einen entsprechenden Brief hatte Landrat Peter Bohlmann bereits am 30. November abgeschickt. „Der Kreistag sieht eine reale Gefahr einer Beeinträchtigung der Trinkwasservorkommen der Rotenburger Rinne“, heißt es darin.

Die Politiker im Kreistag appellierten an den CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeldt, sich auf Bundesebene für ein Verbot einzusetzen. Doch der wies darauf hin, dass die spezifischen Probleme in der Region – und das beziehe sich auf alle Parteien – auf wenig Interesse stoßen: „In Berlin spürt man die Erdbeben nicht“, sagte er. Für ihn sei das neue Vorhaben der Dea eine ‚Kampfansage‘, wie er es formulierte: „Das ist eine Provokation allererster Güte“. In den vergangenen Jahren habe man in der Region 16 Erdstöße erlebt, und die Schlagzahl nehme zu, sagte Mattfeldt. Man müsse vom LBEG eine Antwort auf die Frage bekommen, wie die Region vor Erdbeben geschützt werden soll.

Wie die niedersächsische Landesregierung zu den Gasbohrungen in Wasserschutzgebieten steht, hat das Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz auf eine mündliche Anfrage der Abgeordneten Imke Byl, Helge Limburg, Christian Meyer und Miriam Staudte (Grüne) jüngst beantwortet. Demnach liegt dem LBEG ein Antrag auf Genehmigung der neuen Bohrung noch nicht vor. Die Dea hatte zunächst einen Antrag bei der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Verden gestellt. Bohrungen sind im betroffenen Trinkwasserschutzgebiet laut Gesetz derzeit nicht grundsätzlich verboten. Die Landesregierung habe vor, im Laufe des Jahres 2018 zu prüfen und zu entscheiden, ob ein Verbot des Bohrens nach Erdöl und Erdgas in Wasserschutzgebieten sämtlicher Schutzzonen aufzunehmen ist. Die Verdener Grünen hatten bereits im April 2017 einen Antrag auf Überarbeitung der Wasserschutzgebietsverordnung gestellt.

aus Verdener Nachrichten vom 18.12.2017