PPP-Schüler aus den USA zurück
Nach vier Wochen auf Englisch gedacht
Nicolas Holtgrefe war für ein Jahr mit dem Parlamentarischen Patenschafts-Programm in den USA
Von Ulrich Tatje Verden. Jetzt, im Nachhinein, ist sich Nicolas Holtgrefe ganz sicher: es wäre ein großer Fehler gewesen, wenn er sich nicht für das Amerika-Stipendium des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) beworben hätte. Seit etwa sechs Wochen ist der Schüler wieder zurück und hatte die Sommerferien Zeit, sich einzuleben.
Am Montag traf er sich mit seinem Paten, dem Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeldt (CDU), und berichtete von seinen Erfahrungen und Erlebnissen in den USA. Mattfeldt hatte den jungen Mann aus Blender von der Abgeordneten Ina Lenke (FDP) übernommen, die Nicolas Holtgrefe ausgewählt hatte, ihn dann aber nicht mehr betreuen konnte, weil sie aus dem Parlament ausschied.
Nicolas, vor vier Tagen 18 Jahre alt geworden und jetzt im elften Jahrgang des Domgymnasium, hat es gut getroffen in Amerika. Über seine Gastfamilie in der Kleinstadt East Aurora in der Nähe der Großstadt Buffalo im Norden des Staates New York schwärmt er: „Ich hatte eine großartige Familie“.
Schnell hatte er sich an die andere Lebensart gewöhnt. An Drehgriffe statt Türklinken zum Beispiel, an die freundliche Offenheit der Amerikaner, oder an Fragen wie: „Bist du schon einmal auf der Autobahn gefahren“. Nach einem Monat habe er begonnen, auf Englisch zu denken, nach vier Monaten konnte er die Sprache fließend sprechen. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl“, schildert Nicolas begeistert dieses Erlebnis.
Anderer Schulunterricht Die Schule war für Nicolas eine ganz neue Erfahrung. Den Stundenplan musste er – mit Hilfe eines Tutors – selber zusammenstellen. Und beispielsweise Biologie gibt es nicht zwei- oder dreistündig über mehrere Jahre hinweg, sondern ein Jahr lang, dafür aber jeden Tag und intensiv.
Die PPP-Schüler seien so etwas wie „junge Botschafter“, sagte Mattfeldt, die die deutsch-amerikanische Freundschaft pflegen und Werbung für die deutsche Lebensart machen sollen. Nicolas bestätigte, dass viele seiner Mitschüler ihn kennenlernen wollten. Und natürlich wollten sie viel über das deutsche Schulsystem wissen und fanden es schon ein wenig seltsam, dass es nicht so einen intensiven Schulsport wie in den USA gibt.“Nein, eigentlich nicht“, sagte Nicolas nach kurzem Überlegen auf eine Frage von Andreas Mattfeldt, ob es denn auch kritische Fragen zu Deutschland gegeben habe.
Seine Gastfamilie lebt in einer recht wohlhabenden Gegend, deshalb habe er dort nicht viel von der Wirtschaftskrise mitbekommen. Aber in den Fernsehnachrichten, im nahgelegenen Buffalo und in der Schule sei viel darüber gesprochen worden. Die Amerikaner nähmen die Krise sehr ernst, hat Nicolas Holtgrefe erfahren, „sie sind stärker betroffen als die Deutschen.“ In den Weihnachtsferien will Nicolas wieder in die USA fliegen und seine dortige Familie besuchen. Das sei das größte Kompliment für das Austauschprogramm, freute sich Mattfeldt, dass es Nicolas so gut gefallen hat. Im kommenden Jahr will sein Gastbruder zu Besuch kommen und im Sommer die ganze Familie.
Das USA-Jahr sei für ihn bedeutend gewesen. Nicht nur, weil er eine andere Kultur erlebt und die Sprache perfekt gelernt hat, „man wird auch deutlich erwachsener“, findet Nicolas Holtgrefe.
Bewerbungen für das PPP-Stipendium im kommenden Jahr können noch bis zum 3. September gestellt werden, sagte Mattfeldt, der sich vor allem auch über junge Leute freuen würde, die eine Ausbildung abgeschlossen haben. Die würden sich weitaus zögerlicher um ein Stipendium bemühen. Informationen zu PPP und das Bewerbungsverfahren gebe es auch in seinem Büro in der Bahnhofstraße 23 (Telefon 04231/ 3047), sagte Mattfeldt.
© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 25.08.2010