Raumnot an Gymnasien

Kreistag diskutiert über G 9-Abitur und Zuschuss für die AWK

Verden. Die baldige Raumnot in den Gymnasien des Landkreises Verden machte am Freitagnachmittag den Mitgliedern des Kreisausschusses zu schaffen. Denn mit der Abwendung vom sogenannten Turboabitur fällt ab dem Schuljahr 2020/21 ein zusätzlicher Jahrgang an, der auf Unterrichtsräume angewiesen ist. Obwohl die Schüler am Cato-Bontjes-von-Beek-Gymnasium (Achim), dem Gymnasium am Wall sowie dem Domgymnasium (beide Verden) bis 2004 neun Jahre lang auf das Abitur vorbereitet wurde, mangelt es auch dort an Räumen, heißt es in der Mitteilungsvorlage des Landkreises. 22 bis 24 Unterrichtsräume fehlen den Berechnungen zufolge. Dieses Defizit begründet der Landkreis mit der Umnutzung von zuvor leer stehenden Räumen für Mensen und Bibliotheken und Ähnlichem, mit verändertem Raumbedarf, der wiederum durch Brandschutz und Inklusionsaufgaben bedingt ist, sowie durch die gestiegene Anmeldezahl. Insbesondere an den Verdener Gymnasien zeichnen sich Probleme ab.

Durchschnittlich 46 Prozent der Schüler zieht es inzwischen auf das Gymnasium. „Eine höhere Bildung bietet mehr Auswahl bei den Berufen und ein höheres Einkommen“, begründete der Grüne Erich von Hofe den Wunsch vieler Eltern, ihre Kinder auf das Gymnasium zu schicken. „Wir brauchen Studenten, aber auch gut ausgebildete Fachkräfte“, ergänzt Gerard-Otto Dyck von der SPD. Deutlich negativer sieht der CDU-Mann Andreas Mattfeldt diese Entwicklung: „Wir haben in Deutschland eine Überakademisierung.“ Zudem sei es sehr wohl auch möglich, ohne Abitur und Studium gut zu verdienen. Gero Hocker (FDP) appelliert indes dafür, Eltern und Schülern die Wahl zu lassen, statt eine bestimmte Schulform zu hofieren.

Mitverantwortlich für die häufige Wahl des Gymnasiums macht Landrat Peter Bohlmann die Abschaffung der Schullaufbahnempfehlung und dazugehöriger Gespräche mit Lehrern. Er fürchte, dass viele Schüler sich auf dem Gymnasium überfordert fühlen – „Stichwort: Versagenserfahrung“. Könnte die Übergangsquote zum Gymnasium von 45 auf 40 Prozent gesenkt werden, wäre zudem auch die Raumnot passé.

Während es beim Thema Gymnasien nur Diskussionen gab, galt es beim Punkt Aller-Weser-Klinik (AWK), tatsächlich eine Entscheidung zu fällen. Denn die AWK benötigte einen Kapitalnachschuss von 4,2 Millionen Euro. Dieser wurde den Krankenhäusern in Achim und Verden auch nach kurzer Diskussion einstimmig gewährt.

aus Verdener Nachrichten vom 25.06.2018