Rettungspaket für Altenpflege gefordert

Rettungspaket für Altenpflege gefordert

Bundesweiter Aktionstag: Altenpflege auch vor dem Verdener Rathaus mit Kartonstapel unterstützt

Mit einem Aktionstag hat die Diakonie gestern bundesweit auf Missstände in der Pflege hingewiesen. Auch am Verdener Rathaus versammelten sich Altenpfleger und Unterstützer, um den Bundestagsabgeordneten Christina Jantz (SPD) und Andreas Mattfeldt (CDU) ihre Forderungen zu überreichen.

VON REGINA GRUSE
Verden. Familiäre Entlastung, gerechte Finanzierung, attraktive Ausbildung, würdevolle Pflege – diese Forderungen waren gestern auf auffälligen Kartons am Podest vor dem Rathaus zu lesen. Zahlreiche Verdener hatten sich dort versammelt, um die rund 20 Altenpfleger des St.-Johannisheims beim bundesweiten Aktionstag Altenpflege der Diakonie zu unterstützen. Die Bundestagsabgeordneten Christina Jantz (SPD) und Andreas Mattfeldt (CDU) nahmen ein Paket mit mehr als 100 Forderungen an die Politik entgegen.

Der Protest richtete sich unter anderem darauf, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt, während Fachkräfte für die Pflege dringend gesucht werden. Die Arbeit der Pflegekräfte werde, nach Angaben der Diakonie, zu wenig wertgeschätzt und sei chronisch unterfinanziert. „Die Situation der Pflege ist immer prekärer geworden“, sagte auch Andreas Mattfeldt beim Aktionstag vor dem Verdener Rathaus. Das sei auch dem Gesundheitsminister klar, denn er „rennt ja nicht blind durch die Gegend“. Jedoch stelle sich in Deutschland immer die Frage, wer die Veränderungen bezahlen solle. Detlev Wittenberg, Geschäftsführer des Alten- und Pflegeheims St.-Johannis in Verden, übergab den beiden Politikern vor dem Rathaus ein symbolisches Rettungspaket mit Forderungen. In den vergangenen Tagen hatten etliche Verdener Anregungen und Wünsche auf Postkarten notiert und im St.-Johannisheims abgegeben. Diese wurden in dem Paket gesammelt und sollen nun von Jantz und Mattfeldt an Bundes-Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) in Berlin überreicht werden. Um ihre Forderungen noch weiter zu unterstreichen, stapelten die Altenpfleger in Verden wie in ganz Deutschland zur symbolträchtigen Uhrzeit fünf vor zwölf Kartons, die mit den vier Kernforderungen der Diakonie beschriftet waren. So geht es unter anderem darum, dass ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeführt werden soll. Dieser müsse um den Begriff der Demenz erweitert werden, betonte auch Jantz bei dem Aktionstag.

Außerdem geht der Diakonie auch darum, die Wünsche der pflegebedürftigen Menschen mehr in den Vordergrund zu rücken. Das ist auch Ilka Sülzle wichtig. Die Altenpflegerin kritisierte bei dem Aktionstag die Bürokratie im Pflegeberuf. „Wir sind Altenpfleger und nicht Altenverwalter“, betonte sie. Aber es gelte nur, was geschrieben stehe. In ihrem Sinne fordert die Diakonie mehr Zeit für die Menschen – aber auch Entlastungen der pflegenden Angehörigen, angemessene Löhne für die Beschäftigten und Investitionen in die Ausbildung. „Es ist wichtig, dass die Ausbildung der Alten- und Krankenpfleger nicht von ihnen selbst getragen werden muss“, forderte Jantz vor dem Verdener Rathaus.

Detlev Wittenberg sagte, dass auch im St.-Johannisheim die Ausbildung nicht mehr refinanziert werde. Das sei früher anders gewesen. Grundsätzlich betreffe der Pflegenotstand das St.-Johannisheim jedoch noch nicht. „Bei uns ist alles gut geregelt“, sagte er. Dennoch beteiligten sich die Mitarbeiter an dem bundesweiten Aktionstag. „Wir sind deshalb hier, weil wir für andere mitkämpfen wollen“, erklärte Wittenberg die Beweggründe. Jantz und Mattfeldt betonten beide, wie wichtig es sei, auf Missstände hingewiesen zu werden.

VN 140513 Altenpflege 

aus Verdener-Nachrichten vom 13.05.2014