Sarrazin und der Euro

BREMEN. Thilo Sarrazin (SPD) kommt – das sorgt immer noch für Aufregung und für einen vollen Saal. Sarrazin als früherer IWF-Mitarbeiter und Berliner Finanzsenator ist durchaus ein Experte, viele Jahre seines Lebens hat er beruflich im Bereich der Finanzpolitik gearbeitet. 1969 erschien sein Buch über den Euro als „Chance oder Abenteuer“, damals noch voller Hoffnung. Heute kritisiert er die Politik zur Rettung der Gemeinschaftswährung. Insbesondere seien die Stabilitätsbedingungen, unter denen der Euro eingeführt worden sei, nie wirklich ernstgenommen worden, sagt Sarrazin. „Sarrazin, halt‘s Maul“ riefen hin und wieder einige Linke – und ließen sich geduldig von den Ordnern hinausbegleiten. „Sie haben in Bremen ungemein geistlose Demonstranten“, spottete Thilo Sarrazin.

Als Gegenpart zu Sarrarzin hatte der CDU-Kreisvorsitzende Jens Eckhoff den Verdener CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeld eingeladen, einen mittelständischen Industriekaufmann, der eine Generation jünger als Sarrazin ist und als Mitglied des Haushalts- und Finanzausschusses mitverantwortlich für die Europapolitik der Kanzlerin Angela Merkel. Mattfeld ließ sich im Grunde nicht auf das ökonomische Thema ein – „es wird nicht leicht“, räumte er ein, aber man könne ja nicht zusehen, wie „unkontrolliert über Nacht ein Land zusammenbricht“. Und man brauche den Euro in einer globalisierten Welt und auch für den Frieden. Und: „Politik ist immer auch ein Kompromiss.“

Bisher schon habe Griechenland im Vergleich zehnmal so viel bekommen wie Westdeutschland mit dem Marshall-Plan, konterte Sarrazin, nur mit einer drakonischen Sozialpolitik könnte das Land die Bedingungen der EU erfüllen.kw

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