Stifter machen Lilienthals Kinder stark

Stifter machen Lilienthals Kinder stark

Staatssekretär Hermann Kues besucht die Bürgerstiftung und will Fördermöglichkeiten prüfen lassen

 

Von Klaus Göckeritz Lilienthal. Bildung ist die entscheidende Ressource im kleinen und rohstoffarmen Deutschland. Darüber sind sich Politiker aller Couleur einig. Über eine gute Schulpolitik wird dagegen häufig gestritten. Einen eigenen Weg geht die Lilienthaler Bürgerstiftung mit ihrer Kinderakademie. Einen sehr erfolgreichen, wie Staatssekretär Hermann Kues (CDU) bei seinem Besuch in der Klosterstraße erfuhr.
Hermann Kues ist seit November 2005 Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und besuchte die Einrichtung in der Klosterstraße vier Wochen vor der Bundestagswahl in Begleitung des hiesigen CDU-Bundestagskandidaten Andreas Mattfeldt. Hermann Kues betonte, dass Bildung erste Priorität im Regierungsprogramm der nächsten Jahre haben soll und Projekte wie die Kinderakademie ausgebaut werden sollten.



Die Stiftungsvorsitzende Christa Kolster-Bechmann machte den Gast auf die Geschichte der 2002 gegründeten Bürgerstiftung und deren Projekte aufmerksam. Aus der Fülle der satzungsgemäß verankerten Stiftungsziele wie Bildung, Erziehung, Kunst, Kultur, Soziales, Umwelt- und Denkmalschutz hätten sich die Stifter schon früh für einen Schwerpunkt im Bereich Kinder und Jugendliche entschieden.
Dies nicht ohne Grund, wie Christa Kolster-Bechmann im Haus der Bürgerstiftung deutlich machte. Die Stifterin erinnerte an erschreckende Pisa-Ergebnisse, an eine allgemein schlechte Leselust; von Viertklässlern, die nicht sinnerfassend lesen könnenund an die rund 20 Prozent aller Schülerinnen und Schüler, die überhaupt nicht lesen können. Dazu fehlten vielen Kindern Kenntnisse über naturwissenschaftliche Zusammenhänge. Dies sei nicht nur eine Katastrophe für den Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturstandort Deutschland, sondern gleichzeitig Antriebsfeder für die Arbeit der Lilienthaler Stiftung. „Bildung ist die einzige Ressource unseres Jahrhunderts, wir haben in Deutschland nichts weiter anzubieten. Es bleibt nur, das bald zu begreifen und Taten folgen zu lassen“, stellte Kolster-Bechmann vor den Vertretern der CDU fest.
Die Kinderakademie versuche mit Veranstaltungen in Schulen und Kindergärten gegenzusteuern. Die Vorsitzende wies auf Lesepaten, Lesehelfer und Autorenlesungen sowie Veranstaltungen zum Welttag des Buches hin. Die außerschulische Lernbetreuung habe zum Ziel, an allen Lilienthaler Grundschulen eine Hausaufgabenbetreuung aufzubauen, dazu arbeite die Stiftung erfolgreich an der Vermittlung von grundsätzlichem naturwissenschaftlich-mathematischen Wissen. Den Stellenwert der Bürgerstiftung machte die Vorsitzende an zwei Zahlen deutlich. Im vergangenen Jahr haben die Mitstreiter rund 15000 ehrenamtliche Stunden an Schulen, Kindergärten und im Haus in der Klosterstraße geleistet und und zirka 20000 Angebotskontakte zu Kindern hergestellt.
Hermann Kues war von der Arbeit der Bürgerstiftung beeindruckt. Der Parlamentarische Staatssekretär will in seinem Ministerium prüfen lassen, ob einzelne Projekte gefördert werden können. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt wies auf die Bedeutung von Bildung für den Wirtschaftsstandort hin. Er plädierte für eine frühe Förderung der Kinder und machte einen bemerkenswerten Vorschlag, der ihn zum zukünftigen Bildungspolitiker prädestinieren würde. Laut Mattfeldt sollten 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Bildung verwandt werden.
Großer Nachholbedarf besteht in einem der reichsten Länder der Erde allemal. Nach Angaben der OECD hinkt Deutschland in punkto Bildung seit Jahrzehnten hinterher. Während Länder wie Norwegen oder Schweden sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung aufwenden, sind es nach OECD-Berechnungen für Deutschland nur 4,5 Prozent.