Tolle Stimmung

10. März 2011
Pressespiegel

Kohl, Bier und Gesang: CDU feiert „Uwe“
Niedersachsens Innenminister Schünemann als Büttenredner beim politischen Aschermittwoch in Dauelsen

Von Anke Landwehr Verden. Uwe Schünemann: Manamana, das Publikum: Badibidippi; Schünemann: Manamana, Publikum: badipidi. Als Niedersachsens Innenminister beim politischen Aschermittwoch der CDU am Dienstagabend den legendären Song aus Muppet Show und Sesamstraße anstimmte, schallte es aus 140 Kehlen zurück. Schon vorher hatte Jan Ahlers die Gäste in einen Zustand praller Lebensfreude versetzt.

Ahlers ist Landtagsabgeordneter – einerseits. Andererseits hat er es drauf, Menschen mit lockeren Sprüchen und Musik außer Rand und Band zu bringen. Als der Nienburger sein Akkordeon umschnallte und den Abend mit dem Niedersachsenlied eröffnete, stand das Publikum wie ein Mann auf und sang mit. So ging es munter weiter, noch bevor im Dauelser Gasthaus Früchtnicht Kohl und Pinkel auf den Tisch kamen. Danach noch mehr Gesang, die Ersten fingen an zu schunkeln. Schließlich Auftritt Schünemann: „Ich habe ja schon einige Vorspiele erlebt, aber das hier war einsame Spitze.“ Hatte der Minister in der ersten halben Stunde nach seinem Eintreffen noch leicht gelangweilt gewirkt, lief er nun selbst zur Höchstform auf. Er könne jetzt über Finanz- oder sonstige Reformen reden oder sich auch wieder hinsetzen, „nur singen, das mach‘ ich nicht!“ Das aber ließ Ahlers nicht zu: „Komm, einen machen wir zusammen.“ CDU-Kreisvorsitzender Adrian Mohr empfahl Schünemann, es wie die FDP zu halten: „Nehmen Sie die Zweitstimme.“ Der Minister: „Für die ist selbst die Zweitstimme zu schade.“
Die Begeisterung über „Manamana“ war noch nicht verflogen, da legte der Stargast kräftig nach. Das Wahljahr habe mit dem Desaster in Hamburg ja nicht so gut begonnen. Er habe den CDU-Bürgermeisterkandidaten Christoph Ahlhaus auf dem Münchner Oktoberfest kennengelernt: „Der hat eine hübsche Frau, das ist das Beste an ihm.“ Und über Wahlgewinner Olaf Scholz: „Eine rostige Büroklammer hat mehr Charme. Reden kann der nicht, aber denken.“ Bei Sigmar Gabriel sei das genau umgekehrt. Würde der SPD-Bundesvorsitzende in einem Tierfilm mitspielen, könne der Titel nur „Ein Masthuhn läuft Amok“ lauten. Entzückte Juchzer im Publikum, Jan Ahlers haute in die Tasten und wieder sangen alle den Freddy-Breck-Hit mit: „Überall auf der Welt scheint die Sohohonne … Prost, Uwe!“
Die Sache mit zu Guttenberg sei natürlich „nicht so schön“ gewesen, sagte Schünemann und geißelte umgehend die „scheinheiligen Moralisten“, die sich über „Gutti“ aufregten: zum Beispiel Gregor Gysi, der mit dem A8 zur Gorleben-Demo fahre, sich von Claudia Roth auf den Trecker helfen lasse und nach dem Pressefoto wieder davonbrause. Die Grünen seien übrigens so unbestechlich, „die nehmen nicht mal Vernunft an“. Und noch mal zu Roth: „Das ist die einzige Frau, die Waldsterben und Klimakatastrophe in einem Gesicht vereint“.
So ging es Schlag auf Schlag weiter. Zum Schluss beruhigte Schünemann sein Publikum noch in Sachen Linke: „So lange ich was zu sagen, werden die streng beobachtet; die haben wir im Griff.“ Nach dieser Büttenrede kannte auch der Verdener CDU-Bürgermeisterkandidat Heinrich Klopp „keine Hemmungen mehr“. Er habe zwar einen sachlichen Wahlkampf versprochen, aber… Weil er sich als „dröges Nordlicht“ nicht so gut auf Humor verstehe, wolle er das Märchen „Dornröschen am Allerstrand“ erzählen, so Klopp. Dornröschen war die Stadt Verden, gegenwärtig regiert von dem „gut aussehenden Leiter der Vormundschaftsanstalt“. Um dessen „reformpädagogische“ Allüren zu stoppen und Dornröschen zu wecken, holte der „Club der Unabhängigen“, in Klammern: CDU, den Ritter Sachsenhain (Klopp). Der durchtrennte die dichte Dornenhecke „mit einem einzigen Hieb“ und schon „erblühten Handel, Handwerk und Gewerbe“ zu neuem Leben. Applaus von den Rängen, und Jan Ahlers dichtete das Mendocino-Lied um: „Auf der Straße nach Verden/Aller, da steht ein Rathaus, in dem ich bald wohne…“
Jens Richter, Geschäftsführer der Kreis-CDU, hätte sich als Organisator keinen schöneren Verlauf des Abends denken können – und keinen besseren Kandidaten: „Der Heinrich strahlt so viel Optimismus aus, mit dem hätten wir die letzte Wahl auch schon gewonnen.“ Diesmal kam der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt dem Musiker Jan Ahlers zuvor, als er lauthals „Überall auf der Welt… Prost, Heinrich!“ intonierte. Auch auf „Uwe“ wurde noch einmal angestoßen – mit Bier und nicht dem Chateauneuf-du-Pape, den der Innenminister vom CDU-Landtagsabgeordneten Wilhelm Hogrefe erhalten hatte: „Weil du als Hobbykoch ja ein Genießer bist“.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 10.03.2011