Unser PPPler erzählt – Teil 2

PPP-Stipendiat Tim Mühlenbeck aus Ritterhude plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen. in dieser Folge berichtet er von seiner Zeit an der amerikanischen High School:

Meine Schule war die Lake Fenton High School. Es ist keine sehr große Schule, nur ca. 500 Schüler, aber dennoch war es die beste Schule, die ich mir vorstellen kann. Das amerikanische Schulsystem unterscheidet sich stark vom deutschen System. Ich hatte jeden Tag die gleichen Fächer. Das erleichtert das Packen der Schultasche auf jeden Fall. Wenn man denkt, das könnte langweilig sein, so kann ich das verneinen. Der amerikanische Unterricht ist mehr darauf ausgerichtet, die Schüler für bestimmte Dinge zu interessieren, sodass die Stunden vorbeigehen, ohne dass man es merkt.

Die Fächer kann man aus ca. 50 verschiedenen Möglichkeiten auswählen. So hatte ich z.B. Meteorologie, Geologie, Astronomie, American Government (Politikunterricht), Public Speaking (Rhetorik) und Ökonomie. Die Leistungen, die dort abgerufen werden, sind nicht mit den deutschen Standards zu vergleichen, aber es macht mehr Spaß. Was ich in der 11. Und 12. Klasse lerne, wird dort im ersten Jahr College unterrichtet, sofern man es braucht. Das System hat seine Vorteile und seine Nachteile, genau wie das deutsche System. Ein Mittelweg wäre wahrscheinlich optimal, aber ich bin mir nicht sicher, ob es diesen Weg in Deutschland geben wird.

Wenn man von einer amerikanischen High school spricht, darf man den school spirit nicht unterschlagen. Es ist ein Gefühl, das in Deutschland nicht existiert. School spirit ist der Zusammenhalt der Schüler, egal welcher Jahrgang. Das Gefühl, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein und sich für diese Gemeinschaft einzusetzen. School spirit entsteht hauptsächlich durch die Sportteams und Clubs der Schule. Es ist unüblich, dass man nach Unterrichtsschluss nach Hause geht, weil ziemlich jeder Schüler an einer Aktivität teilnimmt. Sei es eine der Saisonsportarten wie Football, Tennis, Wrestling, Leichtathletik, Basketball, Schwimmen, oder Baseball, oder in einem anderen Club mitwirkt, wie dem Theater-, dem Musical-, oder dem Robotics club. Desweiteren gibt es natürlich noch die Schulband, die sehr hohes Ansehen genießt. All diese Dinge machen die Schule viel mehr aus, als der eigentliche Unterricht. Es wird unglaublich viel Zeit in diese Dinge hineingesteckt, genau wegen des School spirit, weil man es nicht nur für sich selber tut, sondern auch für die Schule und für alle anderen Schüler. Manchmal werde ich gefragt, ob ich eine Schuluniform tragen musste. Nein musste ich nicht, aber ich habe trotzdem mindestens zweimal in der Woche ein Lake Fenton Shirt oder die Schulfarben getragen, weil ich stolz darauf war, ein Teil dieser Schule zu sein.

Und das ist, wie mir gerade auffällt, noch etwas, dass es hier nicht gibt. Den Stolz der Schule. Einer meiner Gastschwäger war auf der gleichen Schule und er ist immer noch stolz darauf, ein Blue Devil (der blaue Teufel ist das Zeichen unserer Schule) zu sein. Er würde seine Kinder niemals auf eine andere Schule schicken.

 

In der nächsten Folge erfahren wir mehr über die Freundschaften, die Tim während seiner Zeit in Michigan knüpfen konnte.