Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Achim mit Prof. Dr. Reinhard Szibor zu „Sprache und Bildern der Gegner der Günen Gentechnik“

Als Moderator des Abends machte ich deutlich, dass ich dankbar dafür bin, dass die KAS das Thema Gentechnik aufgegriffen hat. In meiner Eigenschaft als Politiker erreichen mich zahlreiche Anfragen aus der Bevölkerung, die beweisen, dass dieses Thema in der öffentlichen Diskussion nicht mit der Sachlichkeit geführt wird, das es verdient. Es ist daher wichtig, in einem demokratischen Meinungsbildungsprozess Befürwortern und Gegnern der Grünen Gentechnik eine faire Chance zur bieten, ihre Argumente auszutauschen.

Der Referent, Prof. Szibor, verwies zunächst darauf, dass von einer gleichberechtigten Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern seit einiger Zeit keine Rede mehr sein könne. Warum dies so sei, machte er an einem Widerspruch deutlich: Obwohl auf zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche weltweit gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden, ist bisher keine einziger Fall bekannt geworden, in dem ein Mensch durch gentechnisch erzeugte Produkte oder den Konsum derselben zu Schaden gekommen wäre. Trotzdem wird der Genuss solcher Lebensmittel durch eine übergroße Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. Der System der Desinformation und Manipulation hat dazu geführt, dass es in Deutschland und Europa keine Partei oder gar Regierung wagt, sich zur Nutzung der Grünen Gentechnik zu bekennen. In denjenigen Ländern, in denen die Bauern frei in der Wahl ihres Saatgutes sind, steigt die Anbaurate jährlich um ca. acht Prozent. Obwohl sich der Forschung auf diesem Gebiet ein enormes Innovationspotenzial bietet, wird sich dies für diese hierzulande nicht (mehr) rentieren, da deren Ergebnisse nicht umgesetzt und wirtschaftlich genutzt werden dürfen oder können. Die folgerichtige Abwanderung von Wissenschaftlern und Forschungsabteilungen aus Deutschland ist inzwischen keine abstrakte Befürchtung, sondern traurige Realität.

Zum Schluss kam Prof. Szibor zu der Einschätzung, dass solche Fehlentwicklungen erst dann ihr Ende fänden, wenn für jedermann die entstandenen Schäden erkennbar seien. Er machte dies am Beispiel der missglückten Einführung des sog. „Biosprits“ deutlich. Erst nachdem vielen Menschen klar wurde, dass die dadurch ausgelöste „Vermaisung“ ganzer Landstriche zu einem großen Artensterben geführt hat und zum Abbrennen ganzer Urwaldbestände in Südamerika und Südostasien, ließ dies viele Verbraucher und Autofahrer umdenken. Selbst die Grünen nutzen das Wort „Biosprit“ nur dann, wenn es darum geht, anderen die Schuld für dieses Umweltdesaster in die Schuhe zu schieben.

Sein Resümee ist vorsichtig optimistisch. Die Agrogentechnik würde sich vielleicht doch durchsetzen, wenn jegliche Formen ineffektiver Landwirtschaft untersagt würde, um das Abholzen der tropischen Regenwälder zu verhindern. Und dabei dächte er auch an die afrikanischen und fernöstlichen Hungergebiete, in denen die Menschen dringend trocken- und schädlingsresistente und eiweiß- bzw. vitaminreiche Pflanzen anbauen würden, wenn man sie denn ließe. An diese Menschen denke hierzulande kaum jemand und wenn, dann gelte er gleich als „Gen-Lobbyist“, der natürlich moralisch zu verurteilen sei.

In der sehr sachlichen Diskussion im Anschluss an den Vortrag mit den anwesenden Zuhörern wurde deutlich, dass es noch viele Vorbehalte gegen die Grüne Gentechnik gibt. Der Vortrag von Prof. Szibor regt aber dazu an, sich mit diesem wichtigen Thema intensiver zu beschäftigen, um sich dann selbst eine fundierte Meinung zu bilden.

Foto: (von links nach rechts) Reinhard Wessel von der Konrad-Adenauer–Stiftung mit Prof. Dr. Reinhard Szibor und dem örtlichen CDU-Abgeordneten Andreas Mattfeldt im Gespräch