Wahlkreis-Trio im Bundestag

Im neu gewählten Bundestag wird der Wahlkreis Osterholz-Verden künftig mit drei Abgeordneten vertreten sein. Neben Andreas Mattfeldt, der am Sonntag das Direktmandat für die CDU holte, haben auch Christina Jantz (SPD) aus Schwanewede und Herbert Behrens (Die Linke) aus Osterholz-Scharmbeck über die jeweiligen Landeslisten ihrer Parteien den Sprung nach Berlin geschafft.

VON LUTZ RODE
UND MICHAEL KERZEL
Landkreis Osterholz.Seinen Koffer in Berlin braucht Herbert Behrens nicht zu packen. Der 59-Jährige bleibt im Bundestag, sein vierter Listenplatz sicherte ihm für weitere vier Jahre das Mandat für die Linkspartei. Auch die Schwanewederin Christina Jantz hat das Ticket nach Berlin gelöst. Als am Sonntag die ersten Wahlergebnisse feststanden, war sie noch davon ausgegangen, demnächst wieder im Ortsamt Vegesack ihrer Arbeit nachzugehen. Doch nun kommt alles anders. Nachdem der Bundeswahlleiter gegen 2.50 Uhr die Ergebnisse veröffentlicht hatte, stand fest, dass sie mit dem 16. Listenplatz der SPD ihren Sitz sicher hat. Heute wird Jantz bereits in Berlin erwartet, wo sich die bisherigen Fraktionsmitglieder und die „Neuen“ im Bundestag treffen werden.
Jantz machte in der Wahlnacht kein Auge zu, auch Herbert Behrens blieb nicht viel Zeit zum Schlafen. Er musste bis zum frühen Morgen um den Wiedereinzug in den Bundestag zittern – ganz so wie vor vier Jahren, als er ebenfalls als Letzter im Bunde über die Landesliste der Linken in den Bundestag eingezogen war. „Diesmal stand das Ergebnis aber schon gegen drei Uhr morgens und damit zwei Stunden früher als vor vier Jahren fest“, scherzte er gestern Mittag. Wenig später saß er im Zug nach Berlin, um dort erste Gespräche über die Fortführung der Fraktionsarbeit der Linken zu führen. Behrens würde sich gern weiter um die Verkehrspolitik kümmern. Dazu gehört auch der zunehmende Güterverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Bremen und Bremerhaven und die Lärmbelastung der Menschen, die entlang der Schienen wohnen.
Behrens freut sich natürlich darüber, dass er weiterhin dem Bundestag angehören wird. Er macht aber auch keinen Hehl aus den erheblichen Stimmenverlusten, die er als Direktkandidat und die Linke insgesamt im Landkreis Osterholz hinnehmen mussten. Unterm Strich verloren die Linken im Wahlkreis gut vier Prozent und damit mehr als auf niedersächsischer Landesebene. Behrens gab sich selbstkritisch: „Unsere Arbeit im Bundestag muss transparenter werden. Offensichtlich ist unser Einsatz für die Interessen der einfachen Menschen nicht deutlich genug geworden“, sagte er.
Christina Jantz hatte es am Tag nach der Wahl schon etwas verschmerzt, dass die CDU und ihr Direktkandidat die SPD im Wahlkreis deutlich auf Abstand gehalten haben – auch wenn die SPD ihr Ergebnis insgesamt verbessern konnte. „Wir haben einen super Wahlkampf gemacht. Doch gegen den Bundestrend kommt man nicht an“, sagte Jantz. Die 35-Jährige sah darin auch den Grund dafür, dass sie in Schwanewede ihren vermeintlichen Heimvorteil nicht ausspielen konnte und dort ebenfalls Mattfeldt das Feld überließ. Viele FDP-Wähler seien zur CDU gewechselt, das habe den Ausschlag gegeben.
Hochzufrieden mit den Wahlergebnissen – sowohl bei den Erst- als auch Zweitstimmen – zeigte sich Andreas Mattfeldt. „Es ist ein toller Vertrauensbeweis der Menschen, dass ich wieder gewählt wurde“, sagte er. Er habe damit gerechnet, das Direktmandat „knapp zu gewinnen“. Sieben Prozent Vorsprung auf seine SPD-Konkurrentin seien ein „gigantisches Ergebnis“. Nun gehe es direkt nach Berlin, sagte er gestern Mittag. „Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich eine große Koalition bevorzuge – falls man davon bei diesen Stimmenanteilen überhaupt sprechen kann.“ Es sei jedoch gut, dass es Alternativen gebe. „Das schwarz-grüne Schreckgespenst gibt es nicht mehr“, sagte Mattfeldt. Bei den Verhandlungen werde jetzt gepokert und um Posten geschachert. Das gehöre dazu.
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c/c: Osterholzer Kreisblatt v. 24.9.2013