„Wir brauchen ihre Planungsvorstellungen“

Zukunft der Kaserne: Vertreter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erstmals zu Gespräch in Schwanewede

Antworten auf viele Fragen zur Nachnutzung der Lützow-Kaserne gab es gestern im Rathaus der Gemeinde Schwanewede. Erstmals sprachen Vertreter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) in Schwanewede mit Verwaltung und Politik, wie die militärische Liegenschaft einer künftigen zivilen Nutzung zugeführt werden soll.
Von Gabriela Keller Schwanewede. Den Termin hatten die Schwaneweder seit Wochen herbeigesehnt. Die Schließung der Kaserne und ihre neue Nutzung wirft für Verwaltung und Politik eine ganze Reihe von Fragen auf. Im Arbeitskreis Konversion stand Max Stumpf, Leiter der Bima-Hauptstelle in Magdeburg, jetzt Rede und Antwort. 

 In seiner Begleitung zwei Mitarbeiter des Verkaufsteams aus der Zweigstelle in Oldenburg: Jürgen Hohmann als Teamleiter und Wera Buhr. Beim Gespräch dabei war der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt. Er hatte den Termin mit den Vertretern der Bima eingefädelt. Auch Landrat Jörg Mielke und sein Dezernent Richard Eckermann hörten im Ratssaal gestern interessiert zu. Als Immobilien-Dienstleister des Bundes hat die Bima die Aufgabe, das Militärgelände für möglichst viel Geld zu verkaufen. Eine Frage, die Politik und Verwaltung beschäftigt: In welchen Zeiträumen plant die Bima? „Unser wichtigstes Ziel ist es, die Liegenschaft schnellstmöglich auf den Markt zu bringen, um einen Leerstand zu vermeiden“, meinte Stumpf. Schnellstmöglich heißt nach seinen Worten: Das Gelände könne durchaus schon „ein halbes, ein dreiviertel oder ein Jahr“ vor dem Abzug der Soldaten am Markt angeboten werden. Die Bima ist auf die Mithilfe der Gemeinde angewiesen. Schließlich hat die Kommune die Planungshoheit über das Gelände. „Wir brauchen Ihre Planungsvorstellungen. Nach dem, was Sie wollen, werden wir vorgehen.“ Die Kommune müsse kein detailliertes, ausgefeiltes Konzept abliefern. Eckdaten genügten. Die Bima könne für die Gemeinde auch mit Marktanalysen und Machbarkeitsstudien das Terrain sondieren. Mattfeldt hakte nach: Wer muss das bezahlen? Stumpf: „In der Regel teilen Bima und Gemeinden sich die Kosten.“ Die Bima werde eine Bestandsaufnahme der Liegenschaft machen, die Altlasten-Frage klären und den Verkehrswert des Geländes in einem Gutachten ermitteln. Die Zahl werde eine Orientierungsmarke sein. „Letztlich entscheidet der Markt.“ Zum Verkaufsverfahren meinte Stumpf: „Im allgemeinen bieten wir unsere Liegenschaften in einem Bieterverfahren auf dem Markt an.“ Eine nicht auf Rosen gebettete Gemeinde hätte da schlechte Karten, befürchten die Schwaneweder. Könnte die Gemeinde unter Umgehung des Bieterverfahrens direkt Flächen kaufen? Diese Möglichkeit werde derzeit politisch überlegt, so Stumpf. Entschieden sei noch nichts. Ein Schnäppchenangebot kann sich Schwanewede bei einem Direktkauf aber abschminken. „Es gibt keine Verbilligung. Verkauft wird immer zum vollen Verkehrswert.“ Am liebsten verkaufe die Bima eine Liegenschaft „en bloc, mit einem Großinvestor“. Vermarktung einzelner Flächen komme bei Topp-Standorten schon mal vor, sei aber die Ausnahme. „In der Regel bringen wir Gemeinde und Investor zusammen.“ Abbruchreife Gebäude reiße die Bima normalerweise nicht ab. Ausnahme: „Wenn die Verkehrssicherheit gefährdet ist.“ Eventuelle Abrisskosten würden vom Verkehrswert aber abgezogen. Straßen im Kasernengelände werden laut Wera Buhr unentgeltlich an Investor oder Gemeinde übertragen, wenn sie weiter als Verkehrsflächen genutzt werden. Wie sieht es mit Finanzhilfen vom Bund aus, fragte Annette von Wilcke-Brumund. „Für 2012 gibt es nach heutigem Stand nichts“, wusste Mattfeldt. Für 2013/14 wagte er keine Prognose. Doch selbst falls Geld vom Bund fließen sollte-Schwanewede als vergleichsweise starke Gemeinde brauche sich keine großen Hoffnungen machen, meinte der Haushaltspolitiker. „Es gibt Standorte, da sieht es erheblich schlechter aus“, so Mattfeldt. Er kündigte den Schwanewedern weiteren Besuch an. Am 26. März werde Verteidigungsstaatssekretär Thomas Kossendey kommen.
© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 17.02.2012