Zur Bundestagswahl kristallisieren sich erste Direktkandidaten heraus
Zwei Platzhirsche, viele Fragezeichen
VON HEINRICH KRACKE
Verden/Achim – Die Christdemokraten haben es leicht. Andreas Mattfeldt gewann vor drei Jahren bei der Bundestagswahl den Wahlkreis Verden/Osterholz, er ist Mandatsträger, er ist Top-Favorit und vielleicht sogar einziger Bewerber bei der Abstimmung, die die CDU wie berichtet für den morgigen Donnerstag, 8. August, in Oyten plant. Aber auch bei den anderen Parteien zeichnen sich gut 13 Monate vor dem Urnengang erste Direkt-Kandidaten ab. Unklar indes noch, wie sich die Wahlrechtsreform der Ampel-Koalition auf die Politiker vor Ort auswirkt. Das Parlament soll von 736 auf 630 Sitze schrumpfen.
Und am Ende zieht niemand aus dem Raum zwischen Ritterhude und Dörverden in das Reichstagsgebäude ein? Auch an Weser und Hamme ein Szenario, wie es die CSU in Bayern befürchtet? Wahrscheinlich nicht. „Das Kappungsmodell dürfte nur eine geringe Bedeutung für Niedersachsen haben“, sagt jemand, den es unter Umständen betreffen könnte, sagt Mattfeldt. Der Blick auf die zurückliegende Abstimmung gibt ihm Recht. 21 Berlin-Tickets entfielen auf die CDU in Niedersachsen, darunter sechs Mandatsträger, die direkt gewählt worden waren. „Nur wenn es exorbitant gut für eine Partei läuft, kann mal ein Wahlkreis unberücksichtigt bleiben“, so Mattfeldt.
Sollte es zur Podiumsdiskussion vor der Bundestagswahl kommen, dürfte er zumindest auf ein bekanntes Gesicht treffen. Der Achimer Dr. Gero Hocker, FDP-Abgeordneter im Bundestag, kündigte bereits seine Kandidatur an. „Im Wahlkreis stehen große Projekte an: Achim-West, bessere Taktungen des ÖPNV, bessere Unterrichtsversorgung für unsere Schulen –- viele Herausforderungen können unsere Städte, Gemeinden oder der Landkreis nicht alleine lösen. Deswegen möchte ich auch künftig als Kommunalpolitiker und Bundestagsabgeordneter die Wege kurz halten und Entscheidungen für unsere Region vorantreiben“, teilt Hocker mit.
Nicht völlig unwahrscheinlich, dass auch noch ein drittes bekanntes Gesicht bei den Debatten zu erwarten ist. Die Grünen hatten vor drei Jahren die Newcomerin Lena Gumnior ins Rennen geschickt. Sie wirkte zuletzt im Verdener Kreisvorstand der Partei mit, sie gehört inzwischen dem Landesvorstand als Beisitzerin an. „Sie hat Interesse bekundet“, erklärt auf Nachfrage Kreisvorständlerin Saskia Zwilling. Allerdings trügen sich noch weitere Mitglieder mit dem Gedanken an eine Kandidatur.
Soweit sind die Grünen allerdings noch nicht. „Wir haben noch keinen Fahrplan“, sagt Zwilling. Genaueres werde auf der Vorstandssitzung kommende Woche erwartet. Zwilling indes steht nicht zur Wahl, wie sie auf Nachfrage bestätigt. „Ich interessiere mich mehr für Europa-Themen.“ Und auch Lennart Quiring, Kandidat für die Landtagswahl vor zwei Jahren, winkt ab. „Aufgaben in Niedersachsen kämen für mich eher in Betracht.“
Völlig unklar indes noch, wohin die Reise bei der SPD geht. „Darüber ist noch nicht entschieden worden, und es kristallisiert sich auch noch kein Kandidat heraus“, sagt auf Nachfrage Kreisvorsitzende Dörte Liebetruth. Die Personalie solle allerdings noch in diesem Jahr geklärt werden. „Wir wollen einen chancenreichen Kandidaten küren.“ Sie selbst wolle sich allerdings nicht zur Wahl stellen. „Ich arbeite gern im Landtag, ich bin noch für mehrere Jahre gewählt, ich bin auf Landesebene engagiert, und ich bin mit ganzer Kraft für den Landkreis unterwegs.“ Beim zurückliegenden Urnengang trat der Ritterhuder Michael Harjes für die Sozialdemokraten an. Er unterlag nur hauchdünn gegen Mattfeldt. Nicht unwahrscheinlich deshalb, dass sich die SPD erneut auf den Verwaltungsbeamten aus dem Landkreis Osterholz verständigt.
Unter den Parteien, die aktuellen Umfragewerten zufolge mit dem Einzug in den Bundestag rechnen können, bahnt sich eine konkrete Entscheidung beim Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) an. Maik Smidt (Langwedel) kommt offenbar als Kandidat in Frage. „Grundsätzlich habe ich mich schon geäußert, ich würde es machen“, sagt er auf Nachfrage. Allerdings wolle er erst die Gründung des Landesverbandes abwarten, die für den September terminiert ist. „Dort wird auch über die Landesliste entschieden.“
Unklar die Lage bei der AfD. „Wir befinden uns noch nicht in der Abstimmungsphase. Das ist erst für die nächsten vier bis sechs Wochen vorgesehen“, sagt Kreistags-Fraktionschef Jochen Rohrberg auf Nachfrage. Anders als bei der zurückliegenden Bundestagswahl wolle man diesmal aber mit einem eigenen Direktkandidaten im Wahlkreis Verden/Osterholz antreten.
VAZ 07.08.2024