Die Freude am Sprechen fördern

Die Freude am Sprechen fördern

Bundesprogramm „Offensive frühe Chancen“:
Kitas können Fachpersonal einstellen

AM Schrder Kinderarche 400Von Ulrich Tatje Achim. Die drei Achimer Kindertagesstätten Uphusen, Mitte und Schlaumäuse sowie der Kindergarten Am Berg in Oyten profitieren vom Programm „Offensive frühe Chancen“ des Bundesfamilienministeriums. Jährlich bekommt Achim 50000 Euro, Oyten 25000. Mit dem Geld können die Kitas Sprachförderpersonal einstellen. Sprache sei entscheidend für schulischen und beruflichen Erfolg, betont Ministerin Kristina Schröder (CDU). „Je früher, desto besser“, beurteilt Bärbel Elmers, Kita-Leiterin Achim-Mitte, deshalb das Sprachförderprogramm für Kindergärten des Bundesfamilienministeriums.

Sie will die neue Mitarbeiterin deshalb bereits in der Kinderkrippe einsetzen. Der Kindertagesstätte Schlaumäuse als sogenannter Schwerpunkt-Kita Sprache und Integration wurde eine halbe Stelle genehmigt, Uphusen und Mitte müssen sich eine halbe Stelle teilen. Oyten ist ebenfalls als Schwerpunkt-Kita eingestuft und erhält Geld für eine halbe Stelle einer Sprachförderkraft. Ministerin Kristina Schröder will mit dem Programm in einer ersten Runde 3000 Kitas in Deutschland (später weitere 1000) unterstützen. Bis 2014 stehen dafür rund 400 Millionen Euro zur Verfügung. In Niedersachsen gibt es 239 Schwerpunkt-Kitas. Sie sollen das Sprachförderprogramm in der jeweiligen Gemeinde federführend umsetzen.

Die Kita Schlaumäuse in der Magdeburger Straße ist nicht nur die größte Einrichtung der Stadt, sie hat auch schon seit sechs Jahren Erfahrungen mit dem Sprachförderprogramm Kon-Lab. Den Anteil der Schlaumäuse-Kinder, die sprachlich gefördert werden sollten, schätzt Kita-Leiter Lars Niclas auf knapp 50 Prozent. Wobei das nicht nur Kinder mit einer fremden Herkunftssprache seien. Auch Jungen und Mädchen, deren Muttersprache Deutsch ist, bräuchten zunehmend sprachliche Unterstützung, ist die Erfahrung auch von Bärbel Elmers, der Leiterin der Kita Achim-Mitte.

Die zusätzliche Mitarbeiterin (vorzugsweise eine Erzieherin mit Zusatzausbildung Sprachförderung) sollte gruppenübergreifend arbeiten und das vorhandene Personal unterstützen. In dreieinhalb Jahren, wenn das Programm ausgelaufen ist, sollten die Kindertagesstätten selber in der Lage sein, Sprachförderung zu organisieren, formuliert Lars Niclas das Ziel der „Offensive frühe Chancen“. Sprachförderung gehöre zum normalen Kindergartenalltag, erläutert Niclas. Unter anderem, indem die Sprech- wie auch die Entdeckerfreude angeregt werden. Hilfreich seien auch Vorlesen, Reime auswendig lernen und Wortspiele. Und auch die Räume könnten so gestaltet und organisiert werden, dass Kinder zum Fragen angeregt werden, gibt Niclas ein weiteres Beispiel, Kinder zum Sprechen zu animieren.

Alle Schlaumäuse-Mitarbeiter würden sich mit Sprachförderung auskennen, hob Niclas hervor. Die künftige Fachkraft könnte dennoch Hinweise geben zur Verbesserung der Arbeit und Tipps, wie das Mitarbeiterteam das Thema auch künftig nicht aus den Augen verliert. Das können Hinweise sein, dass eine Erzieherin zu schnell mit den Kindern spricht oder welche Worte sie benutzt. Außerdem könnte die Elternarbeit Anregungen gebrauchen. Niclas räumt ein, dass es nicht einfach sein wird, eine geeignete Fachkraft einzustellen. Denn schließlich sei es ohnehin schwer, aufgrund der steigenden Nachfrage gute Erzieher und Erzieherinnen zu finden. Das Förderprogramm lasse aber auch die Möglichkeit zu, dass eine Erzieherin sich in den ersten Wochen ihres neuen Jobs die notwendigen Fachkenntnisse aneigne, sagte Niclas.

„Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, schreibt Bundestagsabgeordneter Andreas Mattfeldt in einer Pressemitteilung. „Jedes dritte Kind, das zu Haus nicht oder nur wenig Deutsch spricht, wird in einem Umfeld betreut, in dem die Deutsch sprechenden gleichaltrigen Kinder in der Minderheit sind. Eine alltagsnahe Sprachförderung wird dadurch erheblich erschwert.“ Bei diesem Bundesprogramm müssten die Kommunen die Fördermittel nicht kofinanzieren, betont Mattfeldt. Das schaffe den Spielraum, angemessen vergütete Fachkräfte einzustellen.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 19.04.2011