Erdgasförderung im verdichteten Siedlungsraum sofort stoppen

Erdgasförderung im verdichteten Siedlungsraum sofort stoppen

Die neuerlichen Erdbeben im Landkreis Verden bringen für mich das Fass Erdgasförderung endgültig zum Überlaufen. Erneut hatten wir erhebliche Schäden zu beklagen. Die Menschen haben berechtigterweise Angst. Ich kann und will diese unsinnige Belastung der Menschen nicht länger miterleben müssen. Wie schon so oft in den vergangenen Jahren fordere ich den sofortigen Stopp der Erdgasförderung in verdichteten Siedlungsräumen!

Nach dem Beben habe ich mich direkt mit dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Bernd Althusmann in Verbindung gesetzt und erneut einen sofortigen Förderstopp gefordert. Die Antwort fiel ernüchternd aus: Auf meine Anfrage wurde mir von Herrn Althusmann mitgeteilt, ein sofortiger Stopp der Erdgasförderung in Niedersachsen sei aufgrund der großen hier liegenden Erdgasreserven und wirtschaftlichen Verpflichtungen nicht umsetzbar. Das zeigt für mich in aller Deutlichkeit, dass die niedersächsische CDU hier in der Regierung genau wie auch die SPD und Grünen zuvor einzig und allein hinter der Industrie und nicht hinter den Menschen stehen. Ich empfinde das als eine unerträgliche Ignoranz und Arroganz der Politik von SPD und CDU aus der Landeshauptstadt Hannover gegenüber unserem ländlichen Raum. Das heißt für mich, dass ich mich in dieser Sache entschieden von der CDU distanziere!

Auch in Berlin konnte ich bisher nicht mit der Unterstützung des Landes Niedersachsen rechnen. Trotz der vielen Schreiben, mit denen ich Minister Althusmann und dessen SPD-Vorgänger Olaf Lies sowie den grünen Umweltminister der Vorgängerregierung, Stefan Wenzel, bereits aufgefordert habe, die Erdgasförderung in verdichteten Siedlungsräumen umgehend einzustellen, ist die niedersächsische Landesregierung bisher auch tatenlos geblieben. Aus meiner Sicht ist das völlig inakzeptabel. Statt umgehend eine Einstellung der Erdgasförderung in Betracht zu ziehen und hierzu auch im Bundesrat aktiv werden, vertröstet die Landesregierung fortwährend die betroffene Bevölkerung mit Gesprächsangeboten, die stets ohne Ergebnis bleiben.

Meine Forderung nach einem sofortigen Stopp kommt nicht einfach so. Ich kämpfe dafür bereits seit vierzehn Jahren sowohl in der Region als auch in Berlin. Denn der Nutzen steht in keinerlei Verhältnis mehr zu den Schäden. Das Argument, ein sofortiger Stopp gefährde Arbeitsplätze, hält keiner Prüfung stand. Die Arbeitsplätze vor Ort sind jedenfalls marginal. Die Schäden an Menschen, aber auch der Wirtschaft – vor allem auch mit Blick auf unsere heimische Getränke- und Lebensmittelindustrie, sind dafür immens, werden aber seit Jahren zugunsten der Erdgasindustrie einfach ignoriert.

Selbst die Niederlande haben mittlerweile die Zeichen der Zeit erkannt und wollen bereits 2022 – deutlich früher als geplant – aus Sicherheitsgründen aus der Erdgasförderung in Groningen aussteigen, nachdem 2018 dort erneut massiv die Erde gebebt hatte. Auch Großbritannien hat sich für ein umfassendes Fracking-Verbot ausgesprochen. Dagegen mutet die  Pressemeldung der Dea, in der mitgeteilt wird, ‘man bedauere die entstandenen Unannehmlichkeiten‘, für mich an wie der blanke Hohn!

Das Messsystem der BVEG und das Geoforschungszentrum Potsdam hatten in Verden und Langwedel zwei Erdbeben der Magnitude 3.1 und 3.2 mit Schwinggeschwindigkeiten von über einem Millimeter pro Sekunde registriert. Für Kirchlinteln und Teile Verdens wurde gar ein Stärkegrad IV bestätigt. Damit handelte es sich um die stärksten Beben in Verden seit mehreren Jahren.

Ich habe vor Jahren daran mitgewirkt, dass zumindest die Schäden, die durch Erdgasförderung hervorgerufene Erdbeben entstehen, entschädigt werden.

Deshalb fordere ich alle betroffenen Anwohner auf, sich mit entstandenen Schäden an die Schlichtungsstelle Bergschaden Niedersachsen des Landesbergbauamtes  zu wenden unter https://www.lk-row.de/portal/seiten/schlichtungsstellebergschaden-1365-23700.html.