Gerechtigkeitsdebatte unter Apfelbäumen

15. August 2009
Pressespiegel

Die Vorsitzenden der Jungen und der Senioren-Union diskutieren im Garten der Mühle von Rönn





Von Michael Rabba

Landkreis. Es ging gerecht zu bei der CDU am Mittwochabend im Garten der Mühle von Rönn – egal ob Jugendlicher oder älteres Semester: Wer sich in die Schlange am Grill einreihte, bekam zum Einheitspreis so viele Steaks und Würste auf den Pappteller, wie der Appetit verlangte. Als die Grillkohle kalt war, drehte sich auch thematisch alles um Gerechtigkeit, genauer um Generationengerechtigkeit.
Gleich vier Vorsitzende waren als Repräsentanten ihrer Generation gekommen, um zu tun, was Unions-Bundestagskandidat Andreas Mattfeldt eingangs als den Ausgangspunkt eines gedeihlichen Miteinanders schlechthin benannte: „Wichtig ist, dass die Generationen miteinander reden.“ „Union-der-Generationen-Tour“ – unter diesem Motto sind sie unterwegs, der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, und der Chef der Senioren Union, Professor Dr. Otto Wulff. Fast schon begehrt wie Popstars ist das Duo: „Wir sind 154 Mal eingeladen worden“, sagte Mißfelder. Nicht zuletzt mit Rücksicht auf ihre Frauen hätten sie sich entschieden, rund 60 Termine wahrzunehmen – Mittwochabend war der vierte, und der führte Wulff und Mißfelder bereits an „den schönsten Veranstaltungsort auf unserer Tour“, so der JU-Chef.



Flankiert wurden Wulff und Mißfelder von zwei Kreisvorsitzenden – Marie Jordan von der JU und Hans-Ludwig Demann von der Senioren Union in Osterholz.
„Don’t worry, be happy“ – so einfach wie in diesem Lied, das die Grillgemeinschaft zuvor unter anderem zu hören bekam, ist es in der Realität dieses Lebens nicht – auch wenn die „ältere Generation weiß, was sie an ihren Kindern und Enkelkindern hat und die Jüngeren wissen, was sie den Älteren zu verdanken haben“, wie Mattfeldt sagte. Da ist noch der demographische Wandel, und Wulff brachte auf den Punkt, dass es so nicht mehr lange weitergehen könne mit immer mehr älteren Menschen und immer weniger Jüngeren, die nachfolgen: „Eine Gesellschaft ohne Kinder hat keine Zukunft.“
Sicher sei vor diesem Hintergrund, dass die Rente nicht sicher sei, so Mißfelder. „Die wird sich zu einer Grundsicherung hin entwickeln.“ Der JU-Vorsitzende rät jungen Menschen, sich auf zweierlei Weise vor Altersarmut zu schützen: „Ein Haus bauen und eine Familie gründen.“
Mattfeldt hielt dem entgegen, dass das Familiegründen und Kinderkriegen „heute leider aber auch ein Weg in die Armut sein kann.“ Der Kreis-JU-Chef blies ins selbe Horn: „Junge Leute sind oft gar nicht in der Lage, Eigentum zu bilden.“
Mißfelder verwies auf ein „massiv verändertes Konsumverhalten“ junger Menschen und darauf, dass der demografische Wandel selbst dafür sorge, dass zumindest das eigene Haus in Reichweite gelange: „Die Immobilienpreise werden sinken.“ Auch Mißfelder räumte aber ein, dass viele in der Familiengründungsphase „staatlich erzwungen am absoluten Limit sind“. Er sei deshalb für ein Familiensplitting. „Seriös finanziert wäre auch ein kostenloser Kindergarten gut.“
Die Aussage, dass all die vielen Schulden der öffentlichen Hand nicht generationengerecht sind, durfte nicht fehlen an dem Abend. Ein Gast sprach zudem die Finanzkrise an, und um den Klimawandel ging es auch noch zum Schluss – Mißfelder antwortete bei diesem Thema nicht überraschend: „Wer Klimaschutz will, kann nicht verantwortungsbewusst aus der Kernenergie aussteigen.“ Wulff betonte: „Wir brauchen neue Techniken“ und machte damit den Schlenker zur jungen Generation: Die müsse findig sein, und dann würden auch viele neue Arbeitsplätze entstehen.
Nach knapp anderthalb Stunden wurde es langsam dunkel und kühl unter den Apfelbäumen im Mühlen-Garten, und die JU-Kreisvorsitzende Marie Jordan schloss die Diskussion mit einem dem Verlauf angemessenen Fazit: „Das Thema Generationengerechtigkeit ist zu komplex, um es an einem Abend abzuhandeln.“