Mattfeldt gegen Rente mit 63

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt sprach vor Mitgliedern der Senioren-Union. Nicht immer waren Politiker und Zuhörer einer Meinung.
VON ILSE OKKEN
Osterholz-Scharmbeck. Zwei Monate, nachdem die große Koalition ihre Arbeit aufgenommen hat, bot sich Mitgliedern der Senioren-Union Gelegenheit, dem CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeldt Fragen zu stellen. Zuvor stellte der Politiker in einem halbstündigen Referat die „Ziele und Aufgaben der Großen Koalition in der Legislaturperiode 2013-2017“ dar. Die Themen „Rente mit 63“ und „Mütterrente“ bestimmten die Diskussion.
Wer gesünder lebe und älter werde, solle auch länger arbeiten, meinte der Abgeordnete. Die „Rente mit 63“ sei für ihn ein Grund gewesen, dem Koalitionsvertrag nicht zuzustimmen. Dafür sei er „ins Gebet genommen“ worden. Für ihn ist diese Regelung eine schwere finanzielle Bürde für zukünftige Generationen. „Nicht Sie und ich, sondern unsere Kinder und Enkel müssen das bezahlen“, warnte er.
Dem hielten die Anwesenden entgegen, dass die Jugend heute zu spät ins Arbeitsleben starten würde. Die Berufswelt habe sich verändert, erwiderte Mattfeldt. Man müsse steuerliche Anreize schaffen, damit Ältere sich entscheiden könnten, länger zu arbeiten. Denn auf den Sachverstand und den Erfahrungsschatz dieser Generation könne man nicht verzichten. Schon heute liege in stressintensiven Berufen wie zum Beispiel bei Krankenschwestern das Renteneintrittsalter deutlich unter dem offiziellen. Personalmangel und Arbeitsverdichtung würden eine Frühverrentung aufgrund psychischer Probleme begünstigen, gab eine Zuhörerin zu bedenken.
„Pflege kostet Geld“
Ab dem ersten Juli soll die Rente für Mütter kommen, die vor 1992 Kinder geboren haben. Eine Zuhörerin sagte, sie hätte die Kindererziehung oft nur zulasten der beruflichen Karriere leisten können, was sich bei der Rente nachteilig auswirke. Denn ein engmaschiges Betreuungsangebot wie heute hätte es vor 1992 nicht gegeben, monierte sie. „Ich freue mich über die Mütterrente“, sagte die Frau und erhielt Beifall. Diese Regelung habe man aus Gerechtigkeitsgründen getroffen, was er verstehen könne, meinte Mattfeldt. Dennoch dürfe man die junge Generation nicht über Gebühr belasten und müsse auch in Bildung investieren. Er warb für einen Interessenausgleich zwischen den Generationen. Problematisch sei der Pflegenotstand, zu dessen Bewältigung alle ihren Beitrag leisten müssten. „Wenn es gelingen soll, in Würde alt zu werden, kostet Pflege Geld“ unterstrich Mattfeldt.
„Was wird getan, um Managergehälter und Boni einzudämmen?“ wollte Hans-Ludwig Demann wissen. Mattfeldt sagte, er habe zwar auch den Eindruck, dass in diesem Bereich eine erschreckende Selbstbedienungsmentalität vorherrsche. Aber die Politik dürfe nicht in alle Bereiche der Unternehmen eingreifen und immer alles regeln wollen. Deutschland könne Finanzregulierungen auch nicht im Alleingang durchführen.
Die Außenpolitik war ebenfalls Thema. Es könne förderlich sein, die Haltung gegenüber Russland zu überdenken und ein Gegengewicht gegenüber den USA aufzubauen, meinte ein Zuhörer. Dass die USA mit der NSA-Affäre ihre Grenzen weit überschritten hätten, müsse man unter Freunden sagen dürfen, fand Mattfeldt. „Warum hat die SPD bei der Vergabe der Ministerien die fettesten Fische abbekommen?“ lautete eine weitere Frage. Dass die „warmen“ Ministerien, in denen es nur ums Verteilen gehe, an den kleinen Koalitionspartner gingen, sei nicht sein Wunsch gewesen, gab Mattfeldt zu.
Er plädierte außerdem für eine Entlastung der Kommunen und nannte die Stichworte Kita-Ausbau, Grundsicherung im Alter und Entlastung bei der Eingliederungshilfe. Im Übrigen machte er sich für einen Nordstaat, bestehend aus Niedersachsen, S.hleswig-Holstein, Hamburg und Bremen stark. Die Bildungsabschlüsse sollten bundesweit ein vergleichbares Niveau haben. „Das Bremer Abi ist ein besserer Realschulabschluss“ polemisierte er.

 


Über Ziele und Aufgaben der großen Koalition informierte der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt (rechts) Mitglieder der Senioren-Union in der Kreisstadt. OKI · FOTO: OKKEN
 
Osterholzer Anzeiger vom 26.02.2014