Möglicher Trassenverlauf sorgt für Unmut

6. Februar 2014
Pressespiegel

Gestern haben die Netzbetreiber Tennet und TransnetBW einen Plan veröffentlicht, der den Verlauf der Haupttrasse des Stromnetzes SuedLink skizziert. Auch im Kreis Verden könnten demnach bis zu 70 Meter hohe Masten aufgestellt werden. Landrat Peter Bohlmann sieht das kritisch.
VON ONNO KUTSCHER UND ANNA ZACHARIAS

Landkreis Verden.Verdens Landrat Peter Bohlmann zeigte sich vom Inhalt einer E-Mail, die er gestern von den Netzbetreibern Tennet und TransnetBW bekommen hatte, alles andere als erfreut. Was er dort las, war ein Plan, der den Verlauf der Haupttrasse des Stromnetzprojektes SuedLink relativ genau beschreibt – und der Landkreis Verden könnte davon stärker betroffen sein, als bisher erwartet.

Auf einer von Tennet zur Verfügung gestellten Karte durchkreuzt die Trasse die Gemeinde Kirchlinteln. Laut Bohlmann könne der Streckenverlauf aber auch durch Ottersberg, Langwedel und Verden führen. „Diese Nachricht ist erstmal negativ“, machte der Landrat deutlich . „Davon, dass der Landkreis sich im 100-Kilometer-Korridor der Trassenplanung befindet, wurde der Landkreis Mitte Januar vom Landwirtschaftsministerium als oberste Raumordnungsbehörde unterrichtet. Jetzt ist aber klar, dass der Landkreis Verden wohl überdurchschnittlich betroffen sein könnte“, so der Landrat. Man müsse jetzt gucken, wie man mit der Nachricht umgehe, schließlich wisse man jetzt noch nicht, ob es dazu überhaupt kommen werde.

Bohlmann kündigte aber bereits an, dass die Kreisverwaltung prüfen werde, ob Tennet und TransnetBW die Trasse zu Recht der Erdverkabelung vorziehen. „Sollte die Trasse zum Tragen kommen, ist auf eine Erdverkabelung zu drängen. Hier könnte es sich als Vorteil erweisen, dass der Landschaftsschutz im Landkreis Verden seit 20 Jahren eine sehr hohe Priorität genießt. Ein Drittel der Kreisfläche befindet sich im sogenannten unbelasteten Freiraum. Hier wäre zu prüfen, ob durch dieses Instrument der Raumordnung die Trasse unmöglich oder zumindest eine Erdverkabelung zwingend wird. Raumbedeutsame Windenergieanlagen sind in diesen Gebieten zumindest nicht möglich“, erklärte Bohlmann.

Thomas Wagner, Referent für Bürgerbeteiligung bei Tennet, versuchte auf Nachfrage dieser Zeitung, etwas Schärfe aus der Diskussion zu nehmen. „Was jetzt veröffentlicht wurde ist lediglich ein erster Vorschlag. Wir sind noch weit von einer Entscheidung entfernt. Es ist also noch nicht klar, wo die Trasse gebaut wird“, so Wagner. Das treffe auch auf den Landkreis Verden zu. „Ich kann weder sagen, wie viele Meter die Trasse an der Stadt Verden vorbeiläuft noch, wo genau Kirchlinteln betroffen sein könnte“, so der Referent.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt will zunächst abwarten, wo genau die Trasse verlaufen soll. Ob Menschen betroffen sein werden, könne man noch nicht absehen. „Jeder will die Energiewende, aber keiner will die Trasse. Wir müssen uns den Herausforderungen stellen“, sagt er. Tennet habe ein Treffen mit allen betroffenen Bürgermeistern anberaumt, das aber abgesagt worden sei. Dies zeige, dass der Entwurf bereits wieder verworfen sein könnte. Die Möglichkeit der Erdverkabelung sieht Mattfeldt kritisch: „Das würde das Zehnfache kosten. Und Strom soll schließlich bezahlbar bleiben.

„Jeder will die Energiewende, aber keiner will die Trasse.“ Andreas Mattfeldt, CDU.

Eine Erdverkabelung kommt höchstens punktuell in Frage“. Bundestagsabgeordnete Christina Jantz (SPD) sagte: „Dieses Projekt wird nur im Einklang mit den Bürgern gelingen.“

Der grobe Verlauf der Trasse sieht laut Vorschlag folgendermaßen aus: Von Wilster bei Itzehoe aus an Verden vorbei, zwischen Hannover und Lehrte durch, vorbei an Hildesheim. Danach geht es in südwestlicher Richtung an Höxter, Warburg und westlich an Kassel vorbei und endet im bayerischen Grafenrheinfeld. Die als Gleichstromverbindung geplante Trasse ist eine von drei großen Neubauprojekten, die zusammen 2800 Kilometer lang sind. Was jetzt in einem nächsten Schritt folgen soll, so Referent Wagner, sei die Diskussion mit politischen Entscheidern der Gemeinden und Landkreise sowie mit den Bürgern. Auch ein Treffen mit Landrat Bohlmann sei geplant. Die Masten, die womöglich auch bald im Kreiss Verden stehen, sind 60 bis 70 Meter hoch. Bis 2022 sollen die Leitungen laut Netzbetreiber endgültig stehen.