Neue Botschafter für Opferhilfe „Lichtblick“

Neue Botschafter für Opferhilfe „Lichtblick“

Andreas Mattfeldt und Heiko Strohmann dabei / Seit fünf Jahren arbeitet der Verein länderübergreifend

Von IRIS MESSERSCHMIDT Bremen-Nord·Meyenburg. „Eine Gesellschaft, die mehr auf die Gier, als auf die Ehrenwerten achtet, macht es jungen Menschen schwer.“ Für Psychotherapeut Manfred Polewka ist der Verein „Lichtblick“ deshalb eine große Freude. „Seit fünf Jahren gibt es hier Menschen, die ihr eigenes Herzblut einbringen und Gutes tun.“ Ehrenamtliche Arbeit von ehemaligen Opfern, die jetzt gebührend gefeiert wurden.e.

2006 war es, als sich ein Team um Michael Folger zur Gründung des Vereins „Lichtblick“ entschloss. Die Mitglieder haben alle eines gemeinsam: sie sind Gewalttaten zum Opfer gefallen. Das Anliegen hinter der Vereinsgründung: „Wir wollten Menschen, die selbst Opfer von Straftaten geworden sind, helfen“, erklärte Michael Folger. 
 

„Mitschuldig“ an der Gründung war unter anderem auch Psychotherapeut Manfred Polewka. Bis heute steht er dem Verein tatkräftig zur Seite, vermittelt „schnelle“ Termine, wenn traumatisierte Menschen auf den langwierigen Weg zur Psychotherapie schreiten, unterstützt und leitet Selbsthilfegruppen und leistet tatkräftig Netzwerkarbeit von Ehrenamtlichen.
Denn: „Alle, die bei ,Lichtblick‘ tätig sind, arbeiten ehrenamtlich,“ macht es auch Michael Folger noch einmal deutlich. Dass sich der Verein im Laufe von fünf Jahren so stark entwickeln würde, „das hätte ich am Anfang niemals geglaubt, selbst, wenn mir dies jemand erzählt hätte“, staunt der Vorsitzende immer noch. Umso mehr Gründe fanden Michael Folger und das weitere „Lichtblick“-Team das fünfjährige Bestehen mit einem kleinem Empfang im Meyenburger Dorphuus für die vielen Unterstützer zu begehen. Und – nicht zuletzt – Netzwerkarbeit zu betreiben.
Dass dieses Ansinnen während der vergangenen fünf Jahre schon gute Früchte trug, das zeigte nicht zuletzt die Gästeschar. Vertreter von Polizei, Politik und diversen weiteren Institutionen waren vor Ort. „Ein Zeichen auch dafür, was für eine wichtige Stütze in unserer Gesellschaft dieser Verein, diese engagierten, ehrenamtlich arbeitenden Menschen geworden sind. Etwas, was leider immer noch viel zu wenig bekannt ist“, erklärte Astrid Vockert. Die Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages engagiert sich schon seit längerem für den Verein. „Sie hat eine Menge Türen für uns aufgemacht“, lobte auch Michael Folger. Mit einem Blumenstrauß dankte er Astrid Vockert und erhob sie in den Stand einer „Ehrenbotschafterin“. Denn: Ihre Position als „Botschafterin des Vereins Lichtblick“ übergab sie gleich an zwei Nachfolger.
Bürgerschaftsabgeordneter Heiko Strohmann wird künftig Lichtblick-Botschafter für den Bereich Bremen sein, Bundestagsabgeordneter Andreas Mattfeldt übernimmt den Bereich Niedersachsen. Denn: Lichtblick arbeitet länderübergreifend. „Beim Rückblick über die fünf Jahre haben wir uns erschrocken – im positiven Sinn – was wir alles auf die Beine gestellt haben“, gestand schon vorab Michael Folger. Unter anderem gehört dazu auch das sogenannte Präventionsteam: Erwachsene von Lichtblick, die gemeinsam mit Jugendlichen aus und in speziellen Problemviertel nachts über die Straßen laufen und das Gespräch mit Jugendlichen suchen, um ihnen Auswege aus der Spirale Arbeitslosigkeit und Gewalt aufzuzeigen.
Was in Osterholz-Scharmbeck als Pilotprojekt startete, „in zweieinhalb Jahren mit 3500 geleisteten Stunden“, setzt sich seit gut einem Jahr in Nordbremen fort. Gestartet auf den Straßen rund um den Lüssumer Ring, ziehen mittlerweile Jugendliche, Streetworker und Lichtblick-Akteure über die nächtlichen Straßen von Farge bis Blumenthal, „bisher sind schon 1000 Stunden zusammengekommen, da haben wir die Organisationsarbeit noch gar nicht mit eingeplant“, erklärt Folger. Von diesem Präventionsteam zeigte sich auch Bürgerschaftsabgeordneter Rainer Bensch beeindruckt: „Ich kenne in Lüssum viele, die ehrenamtlich tätig sind. Aber was das Präventionsteam leistet, das habe ich so noch nicht erlebt. Es war mir eine Freude, mitzugehen, selbst an einem Samstagabend, an dem ein Boxkampf lief. Die Anerkennung, die den teils jungen Menschen vom Präventionsteam von Seiten der Polizei, Busfahrern und sonstigen Mitbürger entgegenschlägt, ist enorm. Und: die strukturierte Arbeitsweise samt eingehender, vorheriger Dienstbesprechung ist bemerkenswert.“
Gewaltprävention durch aktive Mitarbeit der Jugendlichen – auch durch Vermittlung von Jobs oder Praktika, also Zukunftsperspektiven, das ist ein Bereich des Vereins, „der noch viel stärker in die Öffentlichkeit gerückt werden muss“, fand auch Astrid Vockert. Nachdem Marie Jordan noch über die rechtliche Situation von Opfern Aufschluss gab und über weitere Projekte des Vereins wie Party-Night oder Familientag berichtet wurde, dankte auch Georg Maas, Außenstellenleiter vom Weißen Ring Osterholz, dem Verein für die gute Zusammenarbeit. Darüber hinaus erzählte er noch allgemeine Dinge über die bundesweit agierende Opferhilfe „Weißer Ring“ und demonstrierte abschreckende „Tatwerkzeuge“, mit denen Opfer traktiert wurden und die häufig zu jahrelangen Traumata führten.
Um Opfern den Weg heraus aus der Isolation zu zeigen, ihnen zu helfen, wieder mit Freunden ohne Angst zusammen sein zu können oder einfach nur den Alltag samt Arbeit bewältigen zu können – auch dafür steht „Lichtblick“. „Dafür gebührt den Mitgliedern höchstes Lob und Anerkennung. Ich bin froh, dass wir Menschen haben, die so einen Mut aufbringen, in sogenannten Brennpunkten auf Menschen zuzugehen“, erklärte Andreas Mattfeldt.
Infos über den Verein auch im Internet unter www.lichtblick-online.info.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG, Datum: 07.05.2011