„Beeindruckendes Schulsystem“

„Beeindruckendes Schulsystem“

VON ILSE OKKEN  Osterholz-Scharmbeck. Stolz trägt er das kornblumenblaue T-Shirt, den Siegelring und das Armband in der Farbe der Lake-Fenton High-School in Michigan: Tim Mühlenbeck verbrachte im Rahmen des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms des Deutschen Bundestages (PPP) ein Jahr in den USA. Seine parlamentarische Patenschaft übernahm der Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt (CDU). „Er ist als Jugendlicher gegangen und als Erwachsener zurückgekommen“, fasst Mattfeldt den Reifeprozess zusammen, den der junge Mann durchlaufen hat.

Noch immer aufgekratzt von den vielen beeindruckenden Erlebnissen berichtet der 17-jährige Gymnasiast aus Ritterhude von seinem Leben in einer Kleinstadt am Lake Fenton, der eineinhalb Autostunden von Detroit entfernt liegt. Besonders beeindruckt hat ihn das amerikanische Schulsystem. „Die Schüler dort lernen freiwillig mehr und verbringen viel Zeit in der Schule, weil sie die Fächer belegen dürfen, auf die sie Lust haben“, erzählt Mühlenbeck. Er selbst wählte Meteorologie, Astronomie, Geologie und Public Speaking (Rhetorik). Mit deutschen Standards seien die Leistungen nicht vergleichbar, aber der Spaßfaktor sei sehr hoch.
Mühlenbeck trat auch in einem Schulmusical auf und engagierte sich sportlich. Als Botschafter seiner Heimat hielt er Vorträge, zum Beispiel über Rechtsextremismus in Deutschland. Er erhielt ein aufwendig gestaltetes Abschluss-Diplom und eine Team-Plakette für sein Engagement im Leichtathletik-Team. Neu war ihm ein Gefühl, das er von Deutschland her nicht kannte: der Stolz auf die Schule (school spirit). Nährboden für diese Identifikation seien die Sportteams und Clubs.
Ein Glücksgriff war die Gastfamilie. Das Einzelkind Tim hatte plötzlich fünf Geschwister. Die Jüngste zählt schon 22 Jahre; so war er auch schon acht Mal Gast-Onkel. Da die Gastmutter im Hause einen privaten Kindergarten betreibt, waren Kinder ab 6 Uhr morgens ständig präsent. Dennoch habe man sich für seine Anliegen immer Zeit genommen.
„Das war eine Erfahrung fürs Leben. Ich habe viele unvergessliche Eindrücke bekommen und neue Freunde gewonnen“, schwärmt der Ries-Schüler „Die Erlebnisse aus diesem einen Jahr im Ausland haben ihn persönlich bereichert und werden ihn im Berufsleben voranbringen“, meint auch Andreas Mattfeldt. Er rät allen Eltern, ihren Kindern diesen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen. Der Pate hat gute Erfahrungen mit seinen Schützlingen gemacht. Sarah-Christin Stech aus Oyten hat sich in den Vereinigten Staaten als Mitarbeiterin bei einem „Congressman“ bewährt und ist jetzt in Mattfeldts Berliner Büro tätig. Das Parlamentarische Patenschaftsprogramm sei aber nicht nur für Schüler zwischen 15 und 17 Jahren gedacht, sondern auch für junge Berufstätige, erklärte der CDU-Politiker.
 
 
 
 
 
c/c Kurier am Sonntag v, 8.9.2013